Duell der Liebe

jahrelangen Aufenthalt in Europa zu verdanken. Wollen Sie rechts oder links von mir schlafen? «
    »Ich schlafe allein«, erwiderte sie giftig.
    »Ich werde mich bemühen, Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, soweit es möglich ist. Die Kette läßt Ihnen ja einigen Spielraum. « Er zerrte sie zu ihrem Pferd, das er ebenfalls absattelte.
    »Ich… ich muß aber darauf bestehen, ein paar Minuten allein zu sein. Sie müssen mich losbinden. « Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen aufrichtigen Ton zu geben.
    »Und dann kommen sie sofort wieder hierher zurück und lassen sich die Fessel wieder anlegen? «
    »Aber gewiß. «
    Selbst im Dunklen konnte sie seine blendendweißen Zähne aufschirmmern sehen, als er sie anlächelte. »Manchmal mag ich ja den Eindruck erwecken, als wäre ich gestern erst geboren worden, aber wenn ich sonst nichts in meinem Leben gelernt habe, mein kleiner teurer Singvogel, dann doch zumindest eines: Ihnen kann man nicht trauen. Sie können dort hinter die Büsche gehen. Ich verspreche Ihnen, daß ich nicht hinschauen werde. «
    Maddie preßte die Lippen aufeinander. »Ich habe es mir anders überlegt. «
    »Das müssen Sie wissen, aber es wird eine lange Nacht werden. Welche Decke wollen Sie haben? «
    Sie riß ihm eine aus der Hand. Wenn sie daran dachte, daß sie vorhin noch Mitleid mit diesem Kerl gehabt hatte! Sie wollte mit der Decke davonstampfen, wurde aber nach drei Schritten hart gebremst. Es war fast so, als wäre sie an einen Baum gekettet.
    »Oh, Entschuldigung«, sagte sie in ätzendem Ton. »Ich hatte einen Moment lang vergessen, daß ich nun noch weniger Freiheit habe als das bißchen, das Sie mir bisher gegönnt haben. Jetzt kann ich nicht mal mehr hingehen oder dort schlafen, wo ich will. «
    »Vielleicht können Sie sich beherrschen, aber ich muß mal. «
    »Ich werde beim Pferd auf Sie warten«, sagte sie ein bißchen zu atemlos.
    Er lachte leise. »Ich denke, daraus wird nichts. Ich werde einem so hochsensiblen Wesen wie Ihnen diesen Schock leider nicht ersparen können. «
    Sie drehte ihm den Rücken zu.
    »Jetzt geht es mir besser«, verkündete er nach einer Weile.
    »Ich möchte das nicht hören. «
    »Wollen Sie mit mir die ganze Nacht hindurch hadern? «
    »Die ganze Nacht? Captain Montgomery, zu Ihrer Information, ich habe vor, Ihnen für den Rest meines Lebens böse zu sein. Ich bin ein freies menschliches Wesen und habe meine eigenen Rechte und Wünsche, aber das können Sie nicht akzeptieren, nicht wahr? «
    »Sie haben kein Recht darauf, sich umbringen zu lassen, und soweit ich es beurteilen kann, haben sie genau das vor. «
    »Ich bin in keiner Gefahr. «
    »Ich verstehe. Wer ist dann in Gefahr? «
    »Sie! « Sie schlug sich mit ihrer freien Hand auf den Mund.
    »Das ist interessant. Sehr interessant. Ich muß also annehmen, daß Ihre geheimen Ausflüge nur in der Absicht gescha hen, mich vor Schaden zu bewahren. Sie haben mich so gern, daß Sie Ihr Leben riskieren, um meines zu retten. «
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe lediglich gemeint… « Ihr fiel keine Erklärung ein.
    »Kommen Sie. Schlafen Sie jetzt lieber. Sie sind so müde, daß Sie Ihre Lügen nicht mehr auseinanderhalten können. «
    Er breitete die Decken aus, während sie die Füße in den Boden stemmte, um zu verhindern, daß er sie bei jeder Bewegung nach vom riß; was ihr aber nicht gelang.
    »Tut mir leid, aber den Abstand zwischen den Decken kann ich leider nicht vergrößern. Wir werden auch so schon mit ausgestreckten Armen schlafen müssen. «
    »Das ist wirklich lächerlich. Binden Sie mich los, wenn ich Ihnen schwöre, daß ich nicht weglaufe? Ich schlafe in Ihrer Nähe - so nahe, daß Sie sogar hören können, wenn ich mich auf die andere Seite drehe - aber nehmen Sie mir, um Gottes willen, dieses Ding ab. Es ist schwer und tut weh. «
    Er drehte sich zu ihr um, und einen Augenblick dachte sie, daß er nachgeben würde, aber dann seufzte er. »Ich würde es gern tun, aber ich kann nicht. Welche Seite wollen Sie haben? «
    Sie zerrte an der Kette, so daß sein Arm in die Höhe schnellte, ging zur linken Decke und legte sich hin.
    »Ich denke… «, begann er. »Ich meine… «
    Sie sah ihn nicht an, sondern starrte zu den Sternen.
    Er streckte sich auf der anderen Decke aus, die fast einen Meter von ihr entfernt war, und sie erkannte das Problem sofort. Wenn er auf dem Rücken lag, wurde ihr Arm quer über ihre Brust gezogen - eine recht unangenehme Lage, da ihre Decken so weit