Duell der Liebe
fortgingen. O Maddie, ich stecke in einem Dilemma. «
Ein beträchtlicher Teil ihres Zornes schmolz dahin, und sie spürte, wie sich die Muskeln in ihrem Körper lockerten. »Gefällt Ihnen mein Gesang wirklich so sehr? Sie halten mich tatsächlich nicht mehr für eine umherziehende Sängerin? «
»Ich fürchte, diese Bemerkung wird mich noch in die Hölle bringen, und ich hätte diese Strafe sogar verdient. Sie könnten mit Ihrer Stimme Tote zum Leben erwecken, Maddie. «
»Wirklich? Sie haben jetzt eine bessere Meinung von Opern? «
»Vielleicht. « Er drehte sich ein wenig in ihre Richtung. »Von Opern im allgemeinen, meine ich. Aber vor allem gefällt mir Ihre Stimme. Mir ist es egal, was Sie singen. Sie könnten meinethalben auch die Rechnung eines Gemischtwarenhändlers Vorsingen, und ich würde Ihnen begeistert zuhören. « »Ich habe auch schon populäre Lieder gesungen, und wie man mir sagte, mit Erfolg. «
»Erfolg! « wiederholte er und schnaubte verächtlich. »Sie sind so gut, daß ich Angst habe, Gott könnte sie frühzeitig von dieser Welt abberufen, weil er Sie als Solistin für seinen himmlischen Chor braucht. «
»Tatsächlich? Wie können Sie so etwas sagen, Captain. Es gibt doch noch andere Sängerinnen in meinem Fach. Adelina Patti -« ihre Stimme sank um eine Oktave - »singt zum Beispiel in dieser Woche in New York. «
»Sagte ich Ihnen nicht, daß ich die Patti schon mal gehört habe? «
»Ich erinnere mich vage daran, daß Sie ihren Namen erwähnt haben, ja. «
»Ich kann Ihnen versichern, daß der Klang ihrer Stimme in mir kein sehnsüchtiges Verlangen weckte. «
Maddie lächelte im Dunklen, aber dann sagte sie ernst: »Sehnsüchtiges Verlangen? Was soll das heißen? Daß meine Stimme in Ihnen ein Verlangen weckt? «
»Nun, Sie wissen doch, daß ich gern in Ihrer Nähe bin. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß ich eines Tages den Drachen für Sie erschlage und Sie nur für mich singen werden. «
»Oh. «
»Enttäuscht? «
»Nein… nein, natürlich nicht. «
»Gut. So gern ich den Schlüssel für ein Lied eingetauscht hätte, kann ich das leider nicht machen. Alle Wonnen dieser Erde wären das Risiko nicht wert, Ihr Leben aufs Spiel zu setzen. « Er gähnte. »Ich würde das Gespräch mit Ihnen gern fortsetzen, aber ich denke, wir sollten schlafen. Gute Nacht, mein Engel. «
Maddie wollte dagegen protestieren, daß er sie seinen En gel nannte, aber sie tat es nicht. Sie war noch immer wütend auf ihn, doch seine Komplimente hatten ihre beruhigende Wirkung nicht verfehlt. Sie schloß die Augen und war Minuten später eingeschlafen.
’Ring drehte sich auf die Seite, ohne die Kette zu bewegen, die zwischen ihnen auf dem Boden lag, und schaute sie an. Er konnte nicht umhin, zu lächeln. Sie war wirklich unmöglich. Unmöglich, ja, aber die prächtigste Frau, die ihm jemals begegnet war. Er begehrte sie. Niemand auf der Welt hatte jemals eine Person so begehrt wie er sie. Aber sie war noch nicht dafür bereit. Sie sollte nicht irgendeinen Mann in ihm sehen, sondern nur ihn, ’Ring Montgomery. Und es war sein sehnlichster Wunsch auf Erden, daß sie ihn so sehr begehrte wie er sie.
Ich muß nur ein bißchen mehr deine Aufmerksamkeit er regen, das ist alles, dachte er. Ich muß dich dazu bringen, daß du mich als Mann siehst. Ich möchte etwas von dieser Leidenschaft abhaben, die du der Musik entgegenbringst. Er streckte die freie Hand über den Raum aus, der sie trennte, und berührte ihre Fingerspitzen. Sie umklammerte seine Finger wie ein Baby. Lächelnd schlief er ein.
»Maddie«, sagte ’Ring leise, »wachen Sie auf. «
Langsam kam sie zu sich, und als sie die Augen öffnete, lächelte sie. »Guten Morg… «, begann sie, aber er ließ sie nicht zu Ende sprechen und legte seinen Mund auf ihre Lippen. Sie war verblüfft und schloß die Augen. Dann bewegten sich seine Lippen auf ihrem Mund; aber er küßte sie nicht - er sprach zu ihr.
»Es kommt jemand. Bitte, gehorchen Sie mir. Machen Sie nichts Dummes, bitte. Richten Sie sich nach mir. «
Sie nickte. Sie hätte gern diese Zustimmung mit einem Kuß besiegelt, merkte aber, daß er mit allen Sinnen bei den Geräu-schen war, die aus dem Wald ringsum zu ihnen drangen. Es war noch früh am Morgen, und das Licht war grau und kalt.
Mit einer einzigen Bewegung zog er sie in seine Arme und schob sie unter sich. Sie wußte, daß dies in erster Linie eine Schutzmaßnahme war, denn als er sie an sich zog, nahm er im
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