Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
herumhängen, nachdem sie mit dem Dicken fertig sind?« Der Sprecher wies mit dem Daumen zur Decke.
»Sie haben uns Gold versprochen. Wer soll uns daran hindern, uns zu nehmen, was wir wollen?«
»Die Söhne, die werden uns hindern. Zu viele davon haben ihre Finger in dieser Sache. Trinken nicht, haben nichts mit Frauen, jagen die Huren mit kahlgeschorenem Schädel aus der Stadt . Hast du's schon mal mit einer kahlköpfigen Frau getrieben? Ich sage, her mit dem Gold, und ich bin unterwegs zur Südküste, wo es auch noch etwas gibt, wofür man sein Geld verschleudern mag.«
»Verdammt, laß das lieber nicht die alte Gelbratze hören!« »Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?« Der Sprecher beugte sich vor, und Serroi sah nun zum ersten Mal, daß er die Sleykynmaske trug. Er neigte die Flasche über seinen Krug und sah zu, wie die letzten Tropfen herausrannen.
»Ja, aber du wirst es nicht kriegen. Nicht mal die Weiber hier unten darf man anpacken, nicht einmal das.« Der zweite Sleykyn winkte vage in Serrois Richtung.
Der erste leerte den Becher und stand auf, schwankte nicht, sondern hielt sich mit sorgsam ausbalancierter Würde gerade. »Der Nor sagte, wir sollten hier bleiben.« Der Sitzende lehnte sich zurück und schlug heftig mit der Hand auf die Tischplatte. »Der geizige Scheißkerl hat uns nur zwei Flaschen hiergelassen. Bei den Titten der Jungfrau, ich hole uns noch etwas, er wird beschäftigt sein, und du hältst den Mund, also wird er nichts erfahren.« Er stakste davon und verschwand aus Serrois begrenztem Blickfeld, wobei er die Hacken härter auf den Stein schlug als gewöhnlich.
Der zweite Sleykyn saß zusammengesackt in seinem Stuhl und blicke traurig in den Becher in seiner Hand. Serroi beobachtete ihn noch einen Augenblick, dann ging sie zu ihrer Bank zurück. Sie griff in ihren Stiefel und zerrte die Dietriche heraus. Sie lehnte sich zurück gegen den Stein und begann an ihren Handfesseln zu arbeiten. Die derben Schlösser waren kein Problem. Sie hielt die Handschellen fest, als diese aufsprangen, und legte sie neben sich auf die Bank, dann befaßte sie sich mit den Ketten an ihren Fußknöcheln. Mit dem Dietrich in der Hand schlich sie zur Tür.
Der Sleykyn war immer noch allein, sein Kopf war auf die Arme hinabgesunken, der Becher lag auf der Seite und vor der Öffnung hatte sich eine kleine Weinpfütze gebildet. Seine Schultern hoben und senkten sich, und sie hörte ihn geräuschvoll schnarchen. Eilends machte sie sich an den Türschlössern zu schaffen. Da der eine Sleykyn irgendwohin gegangen und der andere weit fort vom Wein und fest eingeschlafen war, hatte sie die beste Gelegenheit. Kein bißchen Zeit zu verlieren, kein bißchen. Das Türschloß war schlimmer, weil es größer und komplizierter war, doch sie bezwang es, so lautlos sie konnte, mit eingehaltenem Atem und einem Herzen, das bei jedem Kreischen des Metalls einen Moment aussetzte.
Nach einem letzten Blick auf den Sleykyn zog sie die schwere Tür nur eben so weit auf, daß sie auf den Gang schlüpfen konnte. Neben ihrer Zelle steckte eine Fackel im Halter, doch das war die einzige, und sie bestätigte ihre Annahme, daß die anderen Zellen leer waren. Auf Zehenspitzen rannte sie auf die andere Seite des Lichtscheins, ging dann in die Hocke, stützte sich nur auf Zehen und mit den Fingerspitzen auf dem schmutzigen Boden, als der Sleykyn vor sich hinlallte und den Kopf für einen verschwommenen Blick hob, um ihn sogleich wieder auf die Arme fallen zu lassen. Sobald er wieder zu schnarchen begann, stand sie ganz langsam ohne eine abrupte Bewegung auf. Wie ein Schatten schwebte sie die drei Stufen zum Kellerboden hinab und schob sich dann um den Sleykyn herum.
Sie hatte den Folterkeller zur Hälfte durchquert, als das flackernde Licht der tief heruntergebrannten Fackeln und ein Poltern auf dem schmutzigen Boden sie verrieten. Mit zu sehr auf den Sleykyn gerichtetem Augenmerk stolperte sie über einen Hartholzstock neben mehreren rätselhaften Folterinstrumenten. Dieser fiel mit einem Geräusch, das dem Klingen von Alarmglocken ähnlich war, und polterte mit solchem Getöse über den Steinboden, daß Tote davon aufgewacht wären.
Der Sleykyn sprang hoch, wirbelte herum, riß die Peitsche aus dem Beutel, und die Spitze traf ihren Arm, ehe sie Zeit hatte, sich zu rühren. Sie duckte sich hinter eine Streckbank, huschte dahinter entlang und wich gerade noch einem zweiten Hieb aus. Am Ende der Streckbank blickte sie längs der
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