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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nicht zu berühren. »Genug«, murmelte sie. Mit dem Messer in der Scheide und dem Gürtel um ihren schmalen Oberkörper beugte sie sich nach vorn und schloß
    vorsichtig die Augen des Sleykyns. »Die Jungfrau gebe dir die ewige Ruhe.« Sie stand auf und streckte sich. »Ich bin dieses Töten schrecklich leid.« Wieder rieb sie sich müde über die schmerzenden Augen. »Ich bin eine Närrin; laß mich zum Biserica zurück, und ich werde tun, was man mich schon ewig geheißen hat, nämlich mit einem Studium als Heilerin beginnen.«
    Als sie sich dem Ausgang näherte, hörte sie den Gesang eines Betrunkenen den Korridor herunterhallen. Sie riß das Messer aus der Scheide, rannte auf Zehenspitzen zur Wand und preßte sich flach neben den Eingang. Als der zweite ihrer Bewacher arglos hindurchtrat mit einem Weinschlauch wie einem dicken Baby im Arm, schnitt sie eine tiefe Wunde in seinen Handrücken und lief davon.
    Sie sah zu, wie er mit Schaum auf den Lippen und schreckverzerrtem Gesicht starb. Die Hand, in der sie immer noch das Beinmesser hielt, zitterte; sie blickte voller Ekel hinab auf die totenbleiche Klinge und hätte sie am liebsten von sich geschleudert; statt dessen steckte sie das Messer sorgsam in seine Scheide zurück und trat zu dem Toten. Nachdem sie seine starr blickenden Augen geschlossen hatte, befahl sie ihm mit einem Totensegen der ewigen Ruhe an, ergriff den Weinschlauch und ging hinaus in den Korridor. Als das Fieber von ihren eigenen, vergifteten Wunden sich in ihr ausdehnte, suchte sie die Wandtäfelung, durch welche sie in das Labyrinth der Gänge in den Mauern zurückführen würde.
     
    In tiefster Dunkelheit irgendwo tief im Gewirr der Geheimgänge zog sie den Pfropfen aus dem Weinschlauch und trank einen Schluck. Sie fühlte, wie heiß die Wunden brannten, wann immer sie den Arm nahe an ihr Gesicht führte.
Die Peitschenspitze war irgendwie vergiftet,
dachte sie.
Ich habe Schmerzen, aber so schlimm sind die Wunden eigentlich nicht. Mir dürfte es nicht so schlecht gehen, nicht so bald.
Sie trank mehr Wein, hockte sich dann auf den Boden, lehnte sich an das kalte Gestein und überlegte, was sie tun sollte.
Ich kann hier nicht bleiben. Domnor Hern . zumindest bin ich schon im Plaz.
Sie kicherte.
Ich sagte
zu
Coperic, die Tochter würde mich in den Plaz bringen. Allerdings nicht auf diese Weise. Dinafar. Was sie wohl denkt? Die Jungfrau möge sie beschützen – und verhindern, daß Coperic sie in Schwierigkeiten bringt.
Sie drückte ihren Handrücken an die Stirn.
Fieber. Ich frage mich, was
zum
Teufel sie an die Spitzen schmieren. Domnor, ich muß ihn finden!
Sie kam schwerfällig auf die Beine, nahm noch einen Zug aus dem Weinschlauch und schlenderte dann den Gang entlang, folgte den Kurven und Windungen und stolperte die verrückten Treppenfluchten hinab, bis sie keine Vorstellung mehr hatte, wo sie sich befand und auf welchem Stockwerk des Plaz sie zufällig landete.
    Als sie so erschöpft war, daß sie nicht mehr weiter konnte, sank sie nieder, blieb, den Kopf an die Mauer gelehnt und die Beine quer über den Gang ausgestreckt, sitzen. Nach wenigen Augenblicken war sie fest eingeschlafen.
    Sie erwachte, als kleine Füße über ihre Beine huschten und kleine, feuchte Nasen sie anstupsten. Es war zu finster, um etwas zu sehen; sie war benommen, ihr Gehirn brannte, sie vergaß, wo sie war und was sie tun mußte. Sie streckte die Hand aus und tastete mit bebenden Händen umher. Sie berührte eine zitternde Schnauze, strich mit den Fingern über große, zarte Ohren und dann über ein knubbeliges Rückgrat hinab zu einem unbeharrten Schwanz. »Ratten«, murmelte sie, kicherte und hielt dann den Atem an. Ratten kamen den Gang herabgehuscht und krochen über sie, bis ihre Beine begraben waren unter pelzigen, kleinen Körpern. Es kamen immer noch mehr. Sie konnte fühlen, wie sie ihre kleinen Nasen an sie drückten und mit nadelscharfen Krallen über sie hinweg krabbelten. Bei allem, was sie von Ratten wußte, hätte sie entsetzt sein müssen; sie war es nicht. Es kam ihr vor, als hätte sie sie im Schlaf gerufen – oder aber etwas anderes hatte sie zu ihr gelockt.
    Hinter ihrem schmerzenden Kopf bebte der Stein vor Spannung, und die Luft um sie her war drückend. Die Ratten drängten sich dicht an sie und waren fast wie von Sinnen, leckten das auf ihren Wunden getrocknete Blut und drängten sich immer dichter an sie, bis der ganze Gang von ihnen voll war. Sie zog den Weinschlauch hervor und

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