Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
hatte. Wenn er keine Blutergüsse hatte, kniff er sich selbst. Sie hatte ihn einmal dabei erwischt. Der Noris sagte nichts dazu, er beobachtete sie beide nur mit rätselhafter, unbeteiligter Erheiterung, die sie als anhaltend verletzend empfand. Im Laufe dieses Kampfes wurde sie immer magerer und erschöpfter. Es war ein langer, schmerzlicher, zweckloser Kampf für sie. Und er blieb zwecklos. Das bekümmerte sie am meisten. Sie vermochte ihn nicht zu steuern. Nach drei Monaten intensiver
    Anstrengungen wehrte er sich immer noch gegen jeden ihrer Schritte. Schließlich schaffte sie es, ihm für kurze Zeitspannen ihren Willen aufzuzwingen, doch niemals länger als zwei oder drei Minuten. Unter Schwitzen und mit zur Maske angespanntem Gesicht konnte sie ihn zum Gehen in bestimmte Richtungen zwingen oder ein paar kleine Gegenstände aufzuheben, mehr nicht.
    Allmählich graute es ihr vor diesen Sitzungen. Sie konnte es nicht ertragen, bei etwas, das der Noris von ihr forderte, zu versagen. Als der heiße, staubige Sommer sich über den Turm legte, kämpfte sie um die Herrschaft über den Jungen, bis sie sich dabei fast selbst verzehrte. Dann bereitete der Noris dem Versuch ein abruptes, in ihren Augen unvermitteltes Ende. Eines Tages kam sie sorgenvoll aus ihrem Zimmer und stellte fest, daß die Stufen, die zu dem Raum des Jungen führten, nicht mehr existierten. Der Stein war massiv. Sie hoffte, der Junge wäre fort, wagte jedoch mehrere Tage nicht, sich danach zu erkundigen. Sie vernachlässigte ihre Studien und verbrachte die folgenden Tage über dem Spiel mit ihren Tieren, um sich von ihrem Mißerfolg zu erholen. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, aber sie war gescheitert. Ihre Blutsverwandtschaft hatte sie nach einem begangenen Fehler stets bestraft, egal wieviel Mühe sie sich auch gegeben hatte. Sie wartete darauf, daß die Strafe endlich erfolgte und fand schließlich den Mut, den Noris anzusprechen.
Heute abend,
dachte sie.
Wenn ich ihn besuche.
     
    Als sie eintrat, wandte er sich nur kurz von den tanzenden Flammen ab. Sie setzte sich auf ihr Kissen. Er befand sich in einer dieser unnahbaren Stimmungen, nicht unfreundlich, einfach nur verschlossen. Sie rutschte auf ihrem Kissen herum, streckte die Beine aus und schlug sie dann wieder unter sich zusammen.
    Der Noris rührte sich und runzelte die Stirn.
    Serroi ballte die Hände zu Fäusten. »Ich habe es versucht. Ich habe es nicht geschafft«, flüsterte sie. »Es tut mir leid.« »Was?« Sein Kopf schwenkte herum. »Wovon redest du?«
    »Von dem Jungen.«
    Sie legte die Arme um die Knie, zog diese an die Brust und machte sich auf dem Sitzkissen möglichst klein.
    »Ach, das.« Er winkte mit den weißen Fingern und tat den Jungen damit zum Nichts ab.
    »Ich habe es versucht.«
    »Vergiß es, Kind.« Der Noris sprach mit knappen Worten und wiederholte die abwertende Geste. Er war verärgert über ihre Hartnäckigkeit. »Es war nur ein Versuch. Es ist vorbei. Ich habe den Jungen fortgeschickt.«
    Sie löste ihre Hände aus der Verkrampfung, hob den Kopf und strich sich die Locken aus den Augen. »Du hast ihn fortgeschickt?«
    Die Hand des Noris fuhr freundlich über ihr Haar. »Wenn du etwas verstehen willst, Serroi, dann gehst du bis an die Grenzen.« Er zog eine Locke zwischen Daumen und Zeigefinger hindurch. »Vermißt du ihn?«
    Sie seufzte und entspannte sich, lehnte sich gegen den Diwan, drückte ihre Wange auf den Samtbezug, beobachtete den Tanz der Flammen und das Spiel der Schatten. Die Hand des Noris ruhte auf ihrem Kopf. »Nein«, hauchte sie. »Ich bin froh, daß er fort ist.«
     

DIE FRAU: 5
    Serroi saß neben dem schlafenden Mädchen und ließ sich in einen angenehmen Zustand geistiger Leere fallen, bis sie merkte, daß sie kurz vor dem Einschlafen stand. Unruhige Nächte hatten in ihr eine Erschöpfung angestaut, die wie ein Ozean auf sie niederdrückte. Sie seufzte, stand auf und trat mit schnellen, nervösen Schritten zu dem Steinbecken. Sie zog sich aus, tauchte in das klare Schmelzwasser, und der Atem stockte ihr vor Schreck, als ihr warmer Körper unter die Oberfläche tauchte. Sie paddelte herum, bis die letzten Reste von Schläfrigkeit und Alptraum verflogen und ihr Blut heftig durch die Adern flutete. Sie legte sich auf den Rücken, ließ sich vom Wasser tragen und blinzelte in die Sonne, die tief im Westen stand und vor der Felsenspitze zweigeteilt wurde. Das Tal füllte sich mit Schatten; die Nacht stand so kurz bevor, daß sie nun den

Weitere Kostenlose Bücher