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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das Verhältnis weil über die ursprüngliche Schlichtheit der Kummer-Freude-Reaktion hinausging – fast so, als wüchse sie mit dem Tier zu einem komplizierten Wesen zusammen. Sie entdeckte auch, daß sie mit dem Organ alles
finden
konnte, was sie
ersehnte
und
verlangte,
wobei das Finden und Verlangen wie Reaktion und Reiz waren. Alles, was sie sich in Gedanken vorstellen konnte, konnte sie auch lokalisieren, indem sie eine Luftlinie festlegte und der folgte, bis sie dem Ding so nahe wie nur möglich kam. Die Notwendigkeit, das Bild im Kopf zu haben, beschränkte sie auf Dinge, die sie kannte, doch sobald sie lesen lernte, erweiterten sich ihre Grenzen schnell.
    Die Tage verstrichen und waren vollgepackt mit Aktivitäten. Sie studierte ihre Bücher, pflegte die Pflanzen, die stets starben, wieviel Zuwendung sie ihnen auch angedeihen ließ, uni durch neue ersetzt zu werden, spielte mit ihren Tieren, füttert€ sie, redete mit ihnen und hielt sie gesund. Sie kannte sie inzwischen alle, sogar den Sicamar. Abends ließ sie ihn gewöhnlich aus seinem Käfig heraus. Dann sprang er frei durch den Hof, hüpfte und neckte unsichtbare Beute wie ein großes, wildes Kätzchen, leckte sie mit seiner rauhen Zunge, bis er ihr fast die Haut aufriß, rieb seinen Kopf an ihr, warf sich auf den Rücken und streckte alle vier riesigen Pfoten in die Luft, damit sie ihn am Bauch kraulen konnte. Manchmal warf er sie in seinem derben Spiel flach auf den Boden, manchmal legte er seinen Kopf und Oberkörper in ihren Schoß und schnurrte wie rasend, wenn sie ihn an den Ohren kratzte und ihre Hände sich la in das grüne Fell gruben. Doch von allen Tieren waren die Chinin ihre Lieblinge. Sie hatten freien Auslauf, außer wenn der Sicamar seinen Käfig verlassen durfte. Sie brachte sie Treppen hinauf in ihr Zimmer, wenn sie lernte, und die drei Welpen schliefen zusammengerollt am Fußende ihres Bettes. /u ihrer Überraschung stellte sie fest, daß es mehr Sprachen als Arten von Sprechern gab. Fünf davon konnte sie nun unterscheiden, wenn auch nicht selbst sprechen. Sie verbrachte lange, glückliche Stunden über den Schriftrollen, die in ihrem immer aufbewahrt waren und sog das Wissen von fremden Dingen und fremden Gegenden in sich ein.
    Die Abende verbrachte sie in Gesellschaft des Noris, um sich finit ihm zu unterhalten, seine Antworten auf Dinge zu bekommen, die sie verwirrten oder einfach still bei ihm zu sitzen. Er war ihr Vater, ihre Familie, ihr Lehrer. Letztendlich vertraute sie ihm so sehr, wie sie niemals zuvor jemanden vertraut hatte. lind sie liebte ihn trotz des unvorhersehbaren Fröstelns, das er in ihr hervorrufen konnte, wenn er
fortging,
und sich in jenen geistigen Raum zurückzog, in den sie ihm nicht folgen konnte. Sie kullerte gerade beim Spiel mit einem neuen Chininwurf auf dem Boden ihres Zimmers herum, als der Noris die Tür öffnete und eintrat. Serroi setzte sich erschreckt auf und sprang dann auf die Füße. »Ser Noris?«
    Er sah sich in dem durchwühlten Zimmer um, zog die Brauen hoch und nickte ihr dann mit einem Zwinkern zu. »Ich habe etwas Neues zum Spielen für dich, Serroi. Komm mit und sieh
es
dir an.«
    Wieder spaltete sich der Fels für sie, schmolz zu einer schmalen Wendeltreppe, die hoch in den Turm hinaufführte, bis sie zu einer Bronzeplatte kamen, die den weiteren Aufstieg versperrte. Serroi rannte die letzten Stufen empor und blieb dann abrupt stehen. Es war kein Haken zu sehen. Sie schaute über die Schulter hinweg den Noris an.
    »Wenn du hierher, kommst, mußt du dir von meinen Dienern öffnen lassen.« Er beugte sich über sie und berührte die Bronze. Die Tür schwang langsam auf.
    Der Raum dahinter war spärlicher eingerichtet als der ihre. E befanden sich ein Bett und ein Stuhl darin und an den Wänden ein paar Haken, an denen kleine Jacken hingen. Hoch an der Wand war ein vergittertes Fenster. Plötzlich kam ein kleiner, blonder Junge um das Bett gebogen und sah sie mit dem Daumen im Mund und vor Furcht weit aufgerissenen Augen an.
    Serroi haßte ihn vom ersten Augenblick an. Sie drückte sich gegen das Bein des Noris und sagte: »Ich mag ihn nicht. Schick ihn fort.«
    Der Noris tätschelte ihre Locken und schob sie weiter. »Nein, Serroi. Mit den Tieren sind wir vorläufig fertig. Ich möchte, daß du ihn beherrschen lernst wie deine Chinin.« Er stand im Türrahmen und beobachtete sie.
    Sie starrte den Jungen an. Er war drei oder vier und fast so groß wie sie. Seine Augen waren tiefblau

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