Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
Shuri rufen konnte. Sie drehte sich auf den Bauch und schwamm zu der Felswand mit der Skulptur der Jungfrau. Das Wasser troff von ihrem Körper, als sie die groben Stufen im Fels erklomm, die ziemlich klein und eindeutig für anders gebaute Hände und Füße gemacht waren. Sie legte ihre Hand auf die Steinfinger der Jungfrau, die von vielen anderen Berührungen geglättet waren und lächelte, als die Wärme in ihren Fingern kribbelte und die Arme emporflutete, um ihren zitternden Körper zu erfüllen.
»Creasta Shuri.« Sie sang die Worte in heiserem Alt und lauschte, wie das Echo mit dem Laut spielte. »Meie vom Biserica bin ich.« Sie sang langsam und brachte die gutturalen Laute hervor, die sie mühevoll vor vielen Jahren erlernt hatte. »Führung durch die Berge erbitte ich. Beim Pakt zwischen uns bitte ich.« Sie wartete erneut, bis die Echos erstarben und die Wärme aus den Steinfingern wich, dann ließ sie sich wieder in den Teich fallen.
Sie kraulte durch das Wasser, zog sich heraus und zitterte und klapperte mit den Zähnen, als die kälter werdende Luft sie umstrich. Hastig riß sie ihre Deckenrolle auf, warf sie aufs Gras und rieb sich fest mit einer der Decken ab, bis ihr Körper glühte. Als sie trocken war, zog sie ihre Jacke und ihren Rock an und setzte sich neben die leise schnarchende Dinafar, um auf den Shuri zu warten.
Während das Tal in dunkelblaue Schatten verschwomm, glänzte das obere Drittel des Felsrands im Osten noch lange nachdem die Sonne verschwunden war in warmem Goldton. Ein Stern nach dem anderen tauchte auf, silberne Stecknadelköpfe in dunkler werdendem Blau. Als das Gold schließlich dahinschmolz, war der Himmel bald dicht mit ausgezackten Silberpünktchen besetzt. Sie fragte sich allmählich, ob der Shuri überhaupt käme.
Nichts bleibt wie es war.
Sie schüttelte den Kopf.
Ich kann
hier nicht noch einen Tag vertrödeln.
Wenn sie die Augen schloß, konnte sie Tayyan in ihrem Blut liegen sehen. Sie verdrängte den Gedanken und begann über Domnor Hern nachzudenken. Sie konnte sich erinnern, wie sie ihn eines Tages auf die Frauenunterkunft hatte zugehen sehen. Er hatte zu Morescad emporgelacht, die arrogant und mit steinernem Gesicht neben ihm hergegangen war. Domnor war ein untersetzter Mann mit einem ständigen Lachen in den graugrünen Augen, als fände er die Welt höchst absurd. Er aß zuviel, trank zuviel, spielte mit seinen Frauen herum und vergnügte sich auf zu viele Arten in zu großem Übermaß. Lybor nannte ihn einen genußsaturierten Narren, Serroi schüttelte den Kopf.
Ich weiß nicht. Mijloc entwickelt sich gut unter seiner Führung. Lieber er als Lybor oder Morescad. Wird er mir glauben, wenn ich ihm sage, was Tayyan und ich gehört haben? Es ist verrückt, daß diese Narren glauben, sie könnten einen Nor, auch wenn es nur ein billiger Straßen-Norid ist, für ihre Pläne einsetzen. Einen Dämonen rufen, der in Herns Körper schlüpfen soll. Glauben sie denn, daß keiner das bemerkt? Bei der Jungfrau, Floarin wird die beiden in Stücke reißen, wenn sie sich ihrer zu entledigen versuchen. Und Tayyan wurde wegen diesem hirnverbrannten Unsinn verletzt, vielleicht sogar getötet.
Mit beträchtlicher Mühe unterdrückte sie ihren Zorn und beugte sich über Dinafar.
Das Mädchen hatte einen finsteren Gesichtsausdruck im Schlaf, ihr Schnarchen war kaum mehr als ein leises Pfeifen und sie hatte die Hände zu festen Fäusten geballt.
Dinafar,
dachte Serroi.
Außenseiterin.
Sie blickte auf ihre eigenen Hände hinab, auf den matten Olivton ihrer Haut, und seufzte.
Außenseiterin.
Als sie eine der geballten Fäuste berührte, stöhnte Dinafar im Schlaf und zog die Hand fort. Serroi rieb sich die Augen.
Mich hat meine Mutter wenigstens geliebt und dafür gesorgt, daß ich zu essen hatte und sauber gekleidet war. Aber einem Kind beizubringen, daß es weniger ist als der letzte Dreck!
Sie mußte daran denken, wie Dinafar gleichzeitig trotzig und ohne Hoffnung über dem Vorratsstapel gehockt und versucht hatte, einen Ausweg aus der Falle zu finden, in der sie, saß.
Ich wollte dich nicht dabeihaben,
dachte sie.
Ich will e
s
immer noch nicht. Was soll ich mit dir machen? Dich mit nach Oras nehmen, damit sie dich auch noch umbringen? Die Jungfrau gebe, daß ich eine Möglichkeit finde, dich in den Süden
zu
schicken. Dort wirst du Freunde finden, aufrichtige Freunde, keine Eidbrecher. Oh, verdammt, verdammt, verdammt.
Sie fühlte ein Stechen hinter den Augen und schluckte die
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