Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
wehtat und sie verwirrte. Lange Zeit rührte er sich nicht, dann richtete er sich wieder auf. »Du mußt eine Lektion bekommen«, murmelte er. Er streckte eine Hand aus, spreizte die Finger zu einem bleichen Stern und sprach ein WORT. Ohne sie anzusehen, rannte er aus dem Zimmer.
Serroi blinzelte ihre Tränen fort und fragte sich, was der Noris getan hatte. Sie bewegte eine Hand und streifte dabei zufällig ihren Schenkel. Sie keuchte, als Schmerz sie durchzuckte. Die Schmerzen wurden schlimmer und fraßen sich über ihren ganzen Körper. Ihre Kleider wurden zur Qual. Sie riß sich das seidene Kleid herunter, das plötzlich wie ein Nesselhemd scheuerte. Ihr Körper war in Schweiß gebadet. Ihre Weine zitterten. Sie erhob sich vom Bett. Ihre Fußsohlen brannten. Sie setzte sich wieder und fühlte, wie Flammen sich in ihre Hinterbacken fraßen. Sie stand auf. Die Luft drückte gegen ihre Haut und brannte. Es war ihr unmöglich, ohne Schmerzen zu sitzen oder zu stehen, und ihre Nervenenden waren derartig sensibilisiert, daß der geringste Druck eine Qual war; sie begann zu weinen. Sie weinte und wußte, daß er ihr das hatte antun können mit Hilfe des Wissens, das er durch sie erworben hatte, weinte, daß die Tränen ihr wie Säuretropfen das Gesicht herunterrannen. Als sie nicht mehr stehen konnte, setzte sie sich auf die Bettkante, bis sie auch das nicht mehr aushalten konnte. Sie stand auf. Sie zitterte, fiel auf die Knie und schrie vor Schmerzen, denen sie nicht entrinnen konnte. Sie rappelte sich wieder auf die Beine. Sie weinte vor Schmerzen, taumelte zur Tür, schloß unter größten Mühen die Finger um die Türklinke in der Absicht, sich zu ihrem Noris zu schleppen und ihn zu bitten, seinen Fluch aufzuheben. Ihre Finger glitten von der Klinke. Schweiß rann ihr Gesicht herab. Die Tür war verschlossen.
Die Qualen dauerten endlos an. Vor ihrem Fenster verfinsterte sich der Himmel. Sterne funkelten über dem dunklen Rechteck. Ihre Zunge schwoll an. Sie versuchte zu trinken, konnte aber trotz ihres Durstes das Wasser kaum schlucken. Die Hände ergriffen etwas Eßbares. Der köstliche Duft überschwemmte ihren Mund mit Speichel, doch sie konnte nicht kauen. Sogar das Schlucken war eine Tortur.
Die Nacht verging langsam. Sie stand in Flammen. Die Zeit sickerte so träge dahin, daß sie schon nicht mehr von Bedeutung war. Sie konnte nicht denken. Konnte sich nicht rühren. Konnte nicht weinen.
Das Fenster hellte auf, und rote und goldene Streifen zeichneten sich in der Scheibe ab. Die Dämmerung erhellte den Raum. Serroi kauerte inmitten des Sankoyteppichs, den die Hände zurückgeholt, gesäubert und wieder ausgelegt hatten. Wo Fleisch Fleisch berührte, brannte sie, doch sie war zu erschöpft, um zu stehen.
Die Tür ging auf, und der Noris trat schweigend herein. Sie schaute hoch. »Bitte!« stöhnte sie.
Er sprach ein WORT. Als das Feuer in ihrer Haut erlosch, hob er sie hoch, trug sie zum Bett, setzte sich an den Rand und hielt sie im Arm, bis sie zu zittern aufhörte. Nachdem zärtliche Finger eine Weile ihr Haar gestreichelt hatten, legte er sie aufs Bett, breitete ihre verkrampften Glieder aus, blickte ernst auf sie herab und ging wieder.
Serroi streckte sich, setzte sich auf und strich mit den Händen an ihrem Körper herab. Ihre Haut fühlte sich klebrig an von kaltem Schweiß, doch das Brennen war weg, glücklicherweise war das Brennen weg. Mit vor Schlaf schweren Augen trat sie an die Wasserkanne, begann sich mit einem Schwamm abzuwaschen und genoß das sanfte Dahingleiten des kühlen Wassers über ihren Körper. Sie beugte sich über das Becken und schüttete Wasser über ihr verschwitztes Haar. Das Vergnügen an der Kälte ließ sie erschaudern. Bis die Hände auftauchten war sie angekleidet und völlig ausgehungert.
Nach dem Frühstück legte sie sich schlafen. Sie erwachte eint Stunde vor Mittag und fühlte sich intensiv lebendig. Als sie an der Türklinke zog, öffnete sich die Tür für sie; sie stieg die lange Wendeltreppe durch Turm und Gestein hinab zum Strand, ging an der Brandung entlang spazieren und ließ da kalte Salzwasser ihre Füße umspülen. Das Rauschen des Wassers und die Sonnenwärme machten sie schläfrig. Sie legte sich in den Sand und schlief ein.
Mehrere Stunden später wachte sie auf und fand das Abendessen neben sich aufgedeckt. Sie aß hungrig und watete dann i stiller Zufriedenheit durch die seichten Stellen, ohne über ihr Bestrafung auch nur nachdenken zu wollen.
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