Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
verkrampft – zusammenkauern auf dem Dach – furchtsames Schaudern – der' Norid kommt – laufen – hastiges Huschen über schlüpfrige Dächer, während die Sturmwinde an ihr reißen und vorwurfsvolle Augen sie verfolgen – der Norid hinter ihr her – auf ihrer Fährte.
»Und so habe ich sie im Stich gelassen, meinen Eid als Waffengefährtin gebrochen und sie dem Tod anheim gegeben. Ich kam über die Mauer, stahl ein Boot. Den Rest kennst du, Dina. Weißt, wie das ganze Land mich zu suchen scheint. Plaz-Gardisten und Teyns Berseyd. Traxim und die Jungfrau mögen wissen, wer sonst noch hinter mir herschnüffelt. Die Nearga-Nor und die Söhne der Flamme gehen gegen mich und jeden vor, der mir zu helfen wagt. Und ich muß zurück.« Sie strich sich müde über die Stirn.
Dinafar schloß ihre Finger um Serrois Knöchel. »Nein. Du hast gehört, was der Tercel gesagt hat. Du wirst doch nicht glauben, daß sie noch am Leben ist.«
»Nein.« Serroi sprang auf, goß das letzte Wasser über die Kohlen, zog ihre Stiefel aus und streckte sich dann auf der Decke aus. Über ihnen begannen Blitze zu zucken. Der Wind pfiff über und um die schräg gespannte Plane und blähte sie wie ein Segel. Die ersten Regentropfen fielen um sie her. »Ich weiß nicht«, sagte sie langsam. »Vielleicht hat er gelogen, um mir Angst einzujagen oder mich dafür zu bestrafen, was ich ihm angetan habe. Ich muß es herausfinden, Dina. Und das ist nicht der einzige Grund, nicht das Wichtigste. Ich muß den Domnor warnen.« Sie ließ den Kopf auf die verschränkten Arme sinken; Dinafars derbe Hand tätschelte unbeholfen ihre Schulter. Sie drehte den Kopf und sah in die sorgenvollen, grünbraunen Augen des Mädchens.
»Es wird dich nur das Leben kosten«, flüsterte Dinafar. Serroi drehte sich auf den Rücken und starrte in die windgepeitschten Blätter. »Wenn es nur das wäre.« Sie ergriff die Hand des Mädchens und schmiegte sie an ihre Wange. »Vor fünfzehn Jahren bin ich einem Nor entkommen. Obgleich entkommen nicht das richtige Wort ist; er ließ mich allein zum Sterben, aber ich wollte mich ihm nicht fügen. Ich habe überlebt, aber ich bin noch immer nicht ganz frei von ihm.« Sie kicherte schläfrig. »Egal, ich rede hauptsächlich, um die Alpträume zu verscheuchen. Diese Narren haben nicht die geringste Ahnung, wer die Fäden ziehen wird, mit denen sie sich gerüstet haben. Sie jedenfalls nicht, das ist gewiß. Die Nearga-Nor werden sie über diesen Norid zum Narren halten. Er wird Mijloc regieren, doch warum er das will, oder warum sie das wollen, weiß ich nicht. Sie verstehen von Gefühlen und vom Leben so wenig wie ein Blinder von Farben. Sie stecken Leute in Schubladen und sind überrascht, wenn sie nicht hineinpassen, schwerfällige Gefühle, schwerfällige Leute, die nicht in ihre Schubladen passen. Sie haben Sankoy genommen, müssen es haben, die Berseyd arbeiten nur auf Befehl des Teyn. Und jetzt Mijloc. Und Biserica.« Sie verstummte und lauschte auf die Geräusche des hereinbrechenden Unwetters.
»Solltest du nicht Nachricht nach Biserica übermitteln, was hier geschieht?« Dinafars leise Stimme hielt sie vom Einschlafen zurück. »Laß uns doch morgen zusammen südwärts ziehen.«
Serroi blinzelte und rieb sich das Gesicht. »Zu weit, zwanzig Tage bei strammem Ritt bis nach Biserica.« Sie gähnte. »Außerdem ist da immer noch Hern.«
Das Mädchen blieb reglos sitzen, sein Körper zeichnete sich als dunkle Silhouette vor dem von Blitzen erhellten Himmel ab. Nun fiel der Regen gleichmäßiger, prasselte auf den harten Boden und auf die gespannte Haut der Plane. »Um mit mir selbst ins reine zu kommen, muß ich umkehren.« Sie gähnte wieder und schloß ihre Finger um das Handgelenk des Mädchens. »Du mußt nicht mitkommen. Zieh lieber nach Süden, die Traxim haben dich bei mir gesehen, aber alleine müßtest du unbehelligt bleiben. Du kannst Yael-mri berichten, was ich dir erzählt habe. Yael-mri, unsere Prieti-Meie. Du wirst sie mögen. Tu mir den Gefallen. Ich würde mich wohler fühlen, wen sie Bescheid weiß, für den Fall, daß ich versage.«
»Du wirst nicht versagen.« Die Stimme des Mädchens klau aber völlig sicher. »Du darfst nicht versagen, also wirst du nick versagen. Und du darfst nicht damit rechnen, daß ich dich alleine ziehen lasse. Was sollte ich denn machen, wenn eine von diesen dreckigen Vögeln sich auf mich stürzen würde? Du bist wie ein Junge gekleidet. Sie werden nach einer Person
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