Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
weiter, die ungeduldiger waren. Sie kauten auf getrockneten Früchten, tranken aus Feldflaschen und zogen dabei weiter. Weit voraus war etwas Dunkles am Horizont zu erkennen wie Rauch am Himmel. Serroi fühlte, wie Aufregung in ihr keimte. Sie wandte sich an das Mädchen neben ihr. »Diva, noch müde?« Sie kratzte sich an den Handflächen, die klebrig waren vom Obst. Sie wischte sie am Vorderteil ihrer Weste ab und vergaß ganz, daß da der dicke rote Stoff und nicht das behandelte Leder ihrer Meienjacke war. Sie schaute an sich hinab und rümpfte angewidert die Nase.
Dinafar kicherte und schüttelte dann den Kopf. »Mir geht es gut.«
Serroi hörte das Scharren von Macainfüßen hinter ihnen lauter werden und trat hastig an den Straßenrand. Sie wagte einen Blick über ihre Schulter, stolperte und blieb stehen, als ihr Blick zufällig dem eines Nor begegnete, eines großen, mageren Mannes mit blau-schwarzem Haar, das zu fantastischen Locken gedreht war, mit einer Hautfarbe wie über Kohlen gelaufener Sirup und strahlend indigoblauen Augen mit kleinen Azurfleckchen, in denen sich das Licht fing wie in kleinen Saphiren. Die Augen wurden immer größer, während sie so dastand und nicht in der Lage war, sich abzuwenden. Dann ritten zwei Sleykynin vorbei, deren Macainläufe winzige Bröckchen des Straßenbelags gegen sie schleuderten, winzige Stiche, die sie achtlos fortstrich, als sie den Noris, der sich nicht weiter für sie interessierte, davongaloppieren sah.
Ihr Atem ging schwer, das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Serroi ließ den Blick zurück über die Hochstraße schweifen.
Soweit sie sehen konnte, bis zu dem Punkt, wo sich die Straße in den blauen Nebeln des südlichen Horizonts verlor, befanden sich keine Reisenden mehr auf der Straße, nur Reiterscharen; Stenda und Kaufleute, Sleykynin und Norim. Sie blickte hoch, Traxim in Fünfergruppen kreisten träge über der Ebene und flogen in Richtung Stadt, die im dunklen Rauch vor ihnen lag, Gedankenverloren setzte sie sich wieder in Bewegung.
Dinafar berührte ihren Arm. »Sollen wir rasten?« Sie machte eine Handbewegung in Richtung der Reisenden, die im Grase ruhten, lachten, schliefen, aßen oder nur dasaßen und miteinander redeten, um abzuwarten, daß die Mittagshitze verflöge. »Wir sind die einzigen, die noch gehen.«
Serroi schüttelte den Kopf. »Ich würde gerne vor Einbruch der Dunkelheit so weit wie möglich kommen. Außer, wenn du müde bist.«
»Nein, nicht besonders.«
Sie gingen in gleichmäßigem Tempo am Straßenrand entlang, um den stampfenden Hufen der verschiedenen Tiere und den unbeweglichen Karrenrädern ausweichen zu können. Es ritten noch einige Norim vorüber, die ihnen zu Serrois großer Befriedigung keine Beachtung schenkten. Die Straße begann sich zu füllen, als die Wanderer wieder den Damm heraufkletterten. Ein Junge, der nicht älter als vier Jahre alt sein konnte, raste seinen Eltern vorweg, und huschte behende wie ein Mimkin den grasigen Hang herauf. Ohne nach hinten zu schauen, rannte er auf die Fahrbahn.
Dinafar kicherte, als er sich verhedderte und platt auf seine vier Buchstaben fiel; dann stockte ihr vor Entsetzen der Atem, als ein Sleykyn mit halbgeschlossenen Augen an ihr vorüberritt und um Haaresbreite die kleine, erstarrte Gestalt auf dem Straßenbelag niedertrampelte.
Ohne nachzudenken schoß Serroi unter die krallenbewehrten Füße des Macai, daß dieser heftig scheute. Sie schnappte den verängstigten Jungen und rollte mit ihm aus dem Weg, fühlte einen stechenden Schmerz und rollte kopfüber den Damm hinab. Das Gras dämpfte ihren Sturz, doch sie konnte erst anhalten, als sie am Grunde des Abhangs aufprallte.
Sie unterdrückte einen schmerzerfüllten Schrei, setzte sich auf und stellte den jammernden Jungen auf die Beine. Sie faßte nach ihrem Arm. Ihre Fingerspitzen fuhren blutverschmiert zurück. Sie drehte den Kopf. Eine lange, gerade Linie führte an ihrem Ärmel entlang und schnitt tief in ihren Muskel. Aus der Wunde sickerte Blut und tropfte ihren Arm herab.
Die Peitsche,
dachte sie.
Dieser Kerl hat seine Peitsche gegen mich eingesetzt.
»J-jern.« Dinafar stolperte den Damm herunter. Serroi sah an ihr vorüber, wo die Familie des Jungen angelaufen kam. Dinafar ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. »Er hat dich mit der Peitsche geschlagen!« Die Stimme des Mädchens bebte vor Empörung. »Mit der Peitsche!«
Mit dem Daumen verrieb sie das Blut an ihren Fingerspitzen. Dann wischte sie die
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