Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
blutige Hemd ausziehen. Als sie es endlich ausgezogen hatten, schwitzte sie stark, ihr Arm blutete wieder und ihre Unterlippe ebenfalls, auf die sie gebissen hatte, als Dinafar den Ärmel von dem verletzten Arm gerissen hatte. Dinafar fuhr sie an, in ihrem Vorrat nach der antiseptischen Salbe zu suchen, die sie dann über die Wunde verteilte, ehe sie den Arm wieder verband. Sie zog aus Serrois Rucksack ein sauberes Hemd und reichte es ihr; dann machte sie sich mit den Planen und Decken zu schaffen, während Serroi noch immer zitternd und elend dasaß und versuchte, sich von den Qualen zu erholen. Nach einer Weile machte sie sich vorsichtig daran, ihre Medikamente wieder in ihrem Gürtel zu verstauen.
Wind kam auf und Blitze zuckten durch die dahinziehenden Wolken. Hier standen keine Bäume, das bedeutete, kein Schutz vor dem Unwetter. Tesc hatte sie in sein Zelt eingeladen, doch sie hatte so höflich wie möglich abgelehnt, und er hatte si nicht weiter bedrängt. Sie blickte neidisch zu der dunkle Dreiecksform, als die ersten Tropfen fielen. Dann rappelte sie sich hoch und taumelte zu Dinafar hinüber.
Beide Planen und die Decken wurden ausgebreitet, die Rucksäcke ließen sie am Kopfende liegen, wo sie sie so aufstellen konnten, daß die obere Plane ihnen nicht beim Schlafen aufs Gesicht fiel. Serroi ließ sich vorsichtig ins Gras sinken und begann, an ihrem Stiefel zu zerren, doch sogleich schoben liebevolle Hände sie beiseite. Dinafar zog ihr die Stiefel aus und half ihr unter die Decken. Serroi ergriff ihre Hand. »Ich bin froh, daß du so dickköpfig warst und mitgekommen bist, Dina.«
Dinafar lächelte, zog die Plane über den Rucksack und stopfte sie sorgfältig fest. Dann hörte Serroi, wie Schritte sich auf die andere Seite der Plane zubewegten. Das Mädchen setzte sich, zog seine eigenen Stiefel aus und kroch dann ebenfalls unter die Plane. Dinafar rutschte herum, bis sie ihren Rock glattgestrichen und sich in ihre Decken gerollt hatte. »Gute Nacht, Meie«, flüsterte sie und blieb dann still liegen.
.»Die Jungfrau segne dich, Dina.« Serroi lauschte einen Augenblick den Regentropfen, die auf die Plane prasselten. Die Pyrnwurzel erstickte den Schmerz in ihrem Arm und machte sie schläfrig.
Morgen,
dachte sie.
Morgen gegen Sonnenuntergang werden wir in Oras sein.
DAS KIND: 9
»Warum?« flüsterte Serroi. Sie starrte an die leere Stelle, wo zuvor der Noris gestanden hatte.«Warum?« Sie rannte um das zu ihren Füßen ausgebreitete Festmahl, drehte sich immer wieder hilflos herum, breitete die Arme aus und flehte: »Noris, Ser Noris, laß mich doch hier nicht im Stich.« Ihre Stimme verklang, als sie begriff, daß ihr niemand zuhörte. Ihre Schultern sackten herab. Sie wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Es war bedrückend heiß, obgleich es noch früh am Morgen war. Sie blickte auf die Speisen hinab, dann hinaus auf die Wüste, die sich in alle Richtungen erstreckte. Nirgendwo sonst Nahrung und Wasser. Sie riß den Kopf hoch. »Ich weiß nicht, was du willst, Ser Noris!« schrie sie. »Aber was es auch sein mag, ich werde es nicht tun.« Sie preßte die Lippen aufeinander, ließ den Blick schweifen und richtete ihn dann nach Westen. »Und ich werde auch nicht hier draußen sterben.«
Sie hockte sich neben das feine, weiße Tischtuch, das im Sand ausgebreitet war, begann zu essen und wählte nur die verderblichsten Speisen: eine zarte Eiercreme, Scheiben rohen Fischs in Wein und Kräutern mariniert, Salat und Wein. Den gegrillten Vinatbraten legte sie beiseite, ebenso Früchte, Käse und einen kleinen Berg Brötchen. Als sie fertig war, warf sie alles fort, was sie nicht brauchen konnte und knüpfte den Rest zu einem kompakten Bündel. Mit krausgezogener Nase blickte sie auf den in den Sand gedrückten Kristallkrug mit Wasser. »Wenn ich nur etwas anderes hätte, in das ich das Wasser umfüllen könnte.., du wirst verdammt lästig zu tragen sein.« Sie blieb stehen und streifte den braunen Poncho über, den der Noris ihr zurückgelassen hatte, dann hob sie ihren Rock hoch und betrachtete ihre weichen Pantoffeln. »Die werden nicht lange halten.« Sie seufzte. »Egal. So. Nun such Wasser.« Sie schloß die Augen, begann sich langsam zu drehen und fühlte den Augenfleck pochen, als sie sich Wasser
wünschte.
Als die Ziehkraft einsetzte, wandte sie sich hin und her, bis sie sich der Richtung sicher war; dann schlug sie die Augen auf und stellte fest, daß sie in südwestlicher Richtung stand. Mit
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