Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
nicht, er schien von allen Waffen, die sie kannte, etwas zu verstehen. Sie dachte nicht mehr an ihn und »lauschte« weiter auf die Erde, grub knorrige, gelbe Knollengewächse aus und ließ sie zu den Beeren in den Stiefel fallen. Sie entdeckte einen Tulpastand, brach die dicken, spröden Halme und fügte sie zu ihrer Sammlung hinzu. Sie stocherte nachdenklich mit ihrer Speerspitze im Boden, als er mit drei Zipflern statt ei zurückkam und ein breites Grinsen seine Selbstzufrieden ausdrückte. Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht »Glaubst du, du könntest etwas Wasser für uns finden?« Sie lehnte sich schwer auf den Speer und fragte sich, was sie tun konnte. Sie hatte bereits ohne seine Frage ihr Weitgefühl na Wasser umhertasten lassen. So weit sie das sagen konnte, g es keines auf der Hochebene.
Wasser,
dachte sie, und als nun daran dachte, verspürte sie ein Jucken an ihren Fußsohle ein zuckendes, kitzelndes Gefühl, als versuchten körperlose Wurzeln die Haut zu durchstoßen. Erschreckt hob sie ein Fuß und fühlte einen Druck in Rücken und Nacken. »Wa hier«, sagte sie. »Laß mich mal sehen.« Der Druck trieb sie sehr, daß sie aufpassen mußte, ihren Körper in der Gewalt behalten und den krallenartigen Dornen der Hecken auszuweichen. Sie fühlte sich verwirrt, unwissend und in ihrer Unwissenheit hilflos.
Als der Druck nachläßt, stapft sie durch das glanzlose Gras, sie mit den Füßen halb in kiesigem Schmutz versinkt. Wurzeln schlagen durch und stoßen ins kühle Herz der Erde Sie berührt eine so intensive Kälte, daß sie schrecklichen Schmerz empfindet. Die Kälte wogt durch ihren Körper empor Sie kann sich nicht lösen, nicht ohne diese Wurzeln abzureißen, und davor hat sie Angst. Die Kälte bricht heraus und flutet über ihre Füße. Sie blickt hinab. Kristalline Flüssigkeit sprudelt unter ihren Füßen hervor, und der Schwall wird immer mächtiger, bis er an ihren Knöcheln vorüberrauscht.
Sie trat aus dem Wasser, wischte die Füße an eine Grasnarbe und zog die Nase kraus angesichts des klammen Gefühls ihres nassen Hosensaums. Sie betrachtete das Wasser, lachte unsicher, ja fast ärgerlich und verstummte, als sie diese Angst heraushörte. »Hern«, rief sie. »Hier ist Wasser.«
Hern wischte seine fettigen Hände an einen schlaffen, trockenen Grasbüschel, brach den improvisierten Spieß in Stücke und warf die Stücke in das kleine Feuer. Serroi seufzte, schälte einen weiteren Tulpastengel und biß ein Stück von dem spröden, weißen Fruchtfleisch ab, während ihr der Duft von gebratenem Fleisch Kopf und Magen verdrehte.
Hern grub seinen Stiefelabsatz in den Sand und inspizierte den Abdruck. »Meinst du, diese sogenannte Mission ist die ganzen Umstände wert, die sie uns beschert?« Er drehte den Kopf, und seine grauen Augen betrachteten sie ernst. »Oder hat Yael-mri sich das nur ausgedacht, um uns loszuwerden?«
Serroi schüttelte den Kopf. »Jeder andere vielleicht, aber nicht Yael-mri – nein.« Sie gähnte zu ihrer eigenen Überraschung und hielt sich eine träge Hand vor den Mund. Die Sonnenwärme und ihre Anstrengungen machten sie schläfrig. »Es ist eine echte Chance.« Sie gähnte wieder und blinzelte. »Eine Chance. Gewinnen oder verlieren, dazwischen gibt es doch nichts.«
11
MIJLOC
(IN DEN ZÄHNEN DER ERDE)
Tuli lag bäuchlings auf einer schmalen Flachstelle hoch oben am Berg, zog ein Zweigchen durch die steinige Erde und scharrte eine von vielen wahllos vor ihr gekratzten Linien. Sie nutzte die Kraft, die sie auf Hand und Gelenk ausübte, um die geringe Kontrolle zu verstärken, die sie über das Wirrwarr in ihrem Kopf besaß. Sie warf Rane von der Seite einen Blick zu. Die schlaksige Exmeie hockte im Schneidersitz neben ihr auf einem Grasbüschel, ihre Finger strichen immer wieder über das glatte, alte Holz ihrer Flöte, ihr Gesicht wirkte beherrscht und heiter. »Hältst du mich für verrückt?«
Rane drehte gemächlich den Kopf und lächelte langsam. »Nein«, antwortete sie.
»Die anderen wohl.« Tuli starrte den Abhang, der nicht weit von ihrer linken Schulter abfiel, hinab zu dem Getümmel'' unten. Dort waren geschäftige Mijlocker als schwarze Miniaturgestalten zu erkennen. Einige huschten scheinbar ziellos umher, andere trotteten vom Steinbruch unten zum steinernen Halbkreis an der fast senkrechten Felswand auf der gegenüberliegenden Seite des schmalen, langen Tales, schleppten in Doppelreihen grob beschlagene Steinblöcke zu der rasch
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