Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
sich wie Bastokanrohre im Wind.«
»Aber warum? Wozu ist das gut?«
»Reiner Selbstzweck.« Mit vorgehaltener Hand, um ein Kichern zu unterdrücken, hüpfte Dinafar über den Hof und in einen der Bogengänge. Sie drehte sich um und wartete auf Tuli.
»Glaube ich nicht!« sagte Tuli, sobald sie sie eingeholt hatte. »Nun, zumindest sagen sie uns das. Eigentlich gehört es zu unserer Ausbildung, damit jeder Narr, der uns zu behelligen wagt, es bedauern wird.«
Die Töpferei. Kein Feuer unter den Brennöfen. Zu heiß. Die Schmiede. Frauen und Mädchen, die über Speer- und Pfeilspitzen schwitzten, der Geruch nach heißem Eisen und Schweiß, das Klingen von Metall auf Metall, das Zischen von heißem Metall in kaltem Wasser.
Der Websaal. Die großen Webstühle standen still, der riesige Raum war dunkel und ruhig. »Hier ist es gewöhnlich sehr laut«, erklärte Dinafar traurig. »Die Weberinnen sind nach draußen gezogen, bis das Wetter umschlägt.
Die Küche. Töpfe, Dampf, Lärm. Überall Mädchen. Aufregung, Gelächter und Durcheinander–wie in einem brodelnden Eintopf, in dem die verschiedenen Zutaten an die Oberfläche sprudeln, um einen Hauch von ihrem speziellen Aroma abzugeben. Hier wurden sie schnell wieder verscheucht.
Die Jungfrauen schrien. »Ihr könnt hier jetzt nicht hinein. Die Shawar arbeiten dort, und sie werden nur ungern gestört.« »Arbeiten?«
»Sie bekämpfen die Nor, weißt du, damit die Sonne wieder ihren richtigen Lauf nimmt.«
Die Räucherkammern. Posserschinken in beißendem Rauch, Streifen fast schwarzen Hauhaufleisches, das zum Trocknen aufgehängt ist, und schwarze Würste, die herabbaumeln. Lagerhäuser. Faß auf Faß Salzfische, Pökelfleisch, Eingemachtes, Ähren, Knollensäcke, Schnüre voller Trockenfrüchte wachsumhüllte Käselaibe.
Die Ställe. Sie waren leer bis auf ein paar Hauhaukühe, man wegen der Milch hier behielt und ein paar Macain. Vollgestopft mit Heu und noch mehr Getreideähren. »Bis das Wetter umschlägt«, erklärte Dinafar, »bleibt der Großteil der Herden oben in den Bergen.«
Überall Mädchen, eine Flut von Mädchen, in der die älteren Frauen untergingen, lachende und schweigsame, beherrschte und ungeduldige, fröhliche und finstere, träge und vor Energie übersprudelnde Mädchen. Häuslermädchen und Taromtöchter, Stadtmädchen von Selmacarth und Oras, Mädchen von fernen Gegenden und fernen Völkern, deren Namen und Lagen Tuli nicht kannte. Eine Auslese von Mädchen, die aufrührerischen und ruhelosen, die vergnügungssüchtigen und frommen, einige, die dem Druck der Anhänger entfliehen wollten und andere auf der Suche nach etwas, das Biserica ihnen zu versprechen schien.
Das Versprechen von Biserica. Tuli begriff allmählich, wie wenig die Leute über das Tal wußten. Sie kannten die Schreinwächterinnen, die Meien und Heilerinnen, aber sie hatten nicht die geringste Ahnung von der Tätigkeit der Handwerkerinnen und Lehrerinnen, den Feldarbeiterinnen und all den übrigen. Das Versprechen von Biserica. Was es auch sein mochte, es bedeutete zuerst einmal harte Arbeit, Verantwortung zu übernehmen und am Ende eine Art von Freiheit, wie sie sonst nirgendwo auf der Welt zu finden war. Es war nicht nur das fehlende Wissen über den Rest der Welt, sondern ihr wurde jetzt immer klarer, wie wenig sie überhaupt wußte.
Im Laufe des Tages wurde Tuli immer schweigsamer und nachdenklicher. Einen Augenblick war sie sicher, daß sie sich das nicht wünschte, dann wieder glaubte sie, genau dafür geschaffen zu sein.
Im nächsten Augenblick sehnte sie sich schrecklich nach Teras, vermißte ihre Mutter und ihren Vater, Sanani und die Häusler und all die vertrauten, behaglichen Dinge, mit denen sie aufgewachsen war.
Ein unbestimmtes Übelkeitsgefühl kreiste in ihrem Bauch, und der widerwärtige Geschmack der Kräuterlösung stieß ihr immer wieder auf.
Mitten in der Nacht rüttelte eine Hand sie wach – es war Vesset mit der dritten Portion Miska-Pierdro. Tuli setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Komm, Kleines, ein letzter Schluck.« Vesset beugte sich über sie und streichelte ihr zerzaustes Haar.
Tuli schüttelte sich. »Muß das sein?«
»Du wirst doch keine halben Sachen machen.« Vessets hochwangiges Gesicht wirkte weich im gedämpften Licht der Porzellanlampe auf dem Nachttisch.
Tuli seufzte, nahm den schmalen Zylinder und stürzte die darin enthaltene Flüssigkeit ihre Kehle hinab. »Bah, wie scheußlich.«
»Hier.« Vesset
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