Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
grausam aufgerissene Wan ge, auf der im Licht der Monde das Blut schwarz trocknete »Laß mich das versorgen.«
Er fuhr mit der Hand zu seiner Wange und zuckte zusammen. »Muß ein Anblick sein, um kleine Kinder in Angst und Schrecken zu versetzen.« Er wendete sein Reittier und lenkte es den kleinen Hang hinab, hinter dem der nächste und steilere Aufstieg kam.
Serroi holte ihn ein. »Nein«, sagte sie. Das Wort war eine schwarze Blase. Sie blinzelte ihr nach. »Nein«, sagte sie versuchsweise und kicherte, als die schwarze Blase davonschwebte. »Nein, nein, nein.« Die Blasen tanzten vor ihrem Gesicht und platzten: peng, peng, peng. Sie blinzelte wieder und versuchte sich zu konzentrieren, nachdem sie sogleich vergessen hatte, wovon sie eben noch gesprochen hatte. »Nein, du bekommst keine Narbe, wenn du dich jetzt von mir verarzten läßt. Ich kann das ganz gut. Die Schweigenden wollten mich zur Heilerin ausbilden. Meine Begabung, verleugne deine Begabung nicht, es bringt nur Schwierigkeiten. Außerdem bist du zu klein, um Meie zu werden. Klein. Mager. Grün. Werde eine liebe, kleine Heilerin. Zauberei. Zuviel Zauberei dabei. Ähnelt zu sehr dem Noris. Nein. Ich werde Meie. Mit Schwert, Bogen und Faust. Reale Dinge. Keine Zauberei. Niemals. Nein, nein und abermals nein.« Sie kicherte wieder. »Ich bin dickköpfig.« »Und ganz schön high. Kannst du mich hören, Serroi?«
»Äh, ja.«
»Wir haben nun keine Zeit zum Verarzten, wir müssen über den Paß.«
»Hm.«
»Wie lange hält dein Zustand an?«
Serroi blinzelte langsam und sprach noch langsamer. »Weil ich nichts gegessen habe. Ich meine, Tarr auf leeren Magen wirkt zu stark. Zu schnell.« Sie drückte die Hand auf ihre Augen. »Keine Ahnung.«
»Bleib sitzen.« Sie hielt immer noch die Hand vor Augen, als sie ihn dicht neben sich atmen hörte und spürte, wie er sich an ihren Taschen zu schaffen machte. Sie hätte protestiert, aber es schien den Aufwand nicht wert. Einen Augenblick später zog eine kräftige Hand die ihre von den Augen und schob ein Riegel hinein. »Iß das.«
Sie knabberte immer noch an der Stange, als sie in den Wald ritten und sich an den Aufstieg zum Paß machten.
Als sie weiter oben am Hang einen Augenblick anhielten, und ihren Tieren eine Ruhepause zu gewähren, schaute Serroi zurück. »Hem!«
»Was gibt's?«
»Sieh mal. Sie müssen die Reittiere gewechselt haben.« Die Minarka preschten aus einer Baumgruppe und ritten den Ha fast im Galopp empor. »Dann waren die Herden auf den Hügel doch kein Traum.«
»Du kannst doch die Rambuts aufhalten und davongaloppiere lassen.«
Sie verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, ich würde lieber die Reiter aufhalten.« Sie löste ihren Bogen aus seiner Halterung, drängte ihr Macai weiter zu gleichmäßigem Schritt, schob die Zügel unter ein Knie und dirigierte das Tier durch ihre Balan und dem Druck der Schenkel. Sie stellte das Holz auf ihren Rist, spannte den Bogen, erprobte den Zug und holte zwei Pfeile aus dem Köcher neben ihrem Knie. Sie studierte die Straße vor sich und entdeckte erfreut mehrere Kurven, wo sie dicht am Berghang verlief. »Wenn sie nahe genug herankommen, werde ich zwei von ihnen abschießen, um ihren Enthusiasmus ein wen zu dämpfen.«
»Ich dachte, du tötest nicht gerne.«
»Tu ich auch nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wildgewordene Minarka, für niemanden ein Verlust.« Sie klang flapsig, sah aber aus, als ob sie sich jämmerlich fühlte. »Heilige Jun frau, Hern, ich habe schon früher Menschen getötet, wenn mir nichts anderes übrigblieb. Und um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, ob ich die Rambuts jetzt in die Gewalt bekäme.« Sie blickte auf die Pfeile in ihrer Hand, seufzte und ließ sie wieder in den Köcher fallen. »Vielleicht holen sie uns ja auch nicht ein.«
Die Verfolger rückten unaufhaltsam näher. Der steile Anstieg fiel den bereits erschöpften Macain immer schwerer. Sie begannen zu schlurfen, zu stolpern, zu husten und ließen die Köpfe tief hängen. Serroi rutschte von ihrem Reittier und freute sich insgeheim, als Hern es ihr gleichtat. Sie führten ihre Macain und vernahmen hinter sich das Triumpfgeschrei der Minarka. Sie bogen um die Kurve, dann um die nächste und machten sich darauf mühsam an eine dreifache Schleife. In der dritten und kürzesten Biegung blieb Serroi stehen. Sie zog zwei Pfeile aus ihrem Schulterköcher und reichte Hern ihre Zügel. »Geh weiter, Hern.«
Er strich ihr über die Wange.
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