Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
»Soll ich wirklich?«
»Auf jeden Fall.« Sie wies mit dem Finger auf die Kurve. »Wenn sie hier herumkommen, kann ich hervorragend auf ihre Anführer zielen. Und ich kann hinter dieser Kurve verschwinden, ehe sie zurückschießen können – falls sie überhaupt Bögen haben. Ich habe noch keine gesehen.« Sie zeigte auf die Kurve hinter sich.
Hern legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie zum Ausdruck wortloser Verbundenheit, dann ging er weiter und zog die Macain hinter sich her. Er machte kurze, verkrampfte Schritte, denn auch seine Kräfte waren nach dem langen Tag verzehrt.
Serroi machte sich bereit und ging ein Stück immer auf und ab, damit ihre Muskeln nicht steif wurden.
Sie hörte das Hufgetrappel der Tiere, ehe sie die Reiter sah. Sie legte einen Pfeil auf, hielt den anderen zwischen den beiden letzten Fingern der Hand, die die Schnur spannte und wartete. Sie atmete langsam und gleichmäßig und versenkte sich in einen Zustand gedankenloser Wahrnehmung, den sie sich so mühselig antrainiert hatte.
Zwei Männer kamen nebeneinander um die Biegung geritten. Sie spannte, ließ los, ließ den zweiten Pfeil an seinen Platz schnellen, spannte und ließ wieder los. Dann ließ sie ihren Bogen sinken und lächelte. Die Minarka fielen von ihren Reittieren, die Pfeile saßen genau in dem schmalen Zwischenstück der Brustplatten, wo sie das Leder sauber durchschlagen hatten. Sie beobachtete, wie ein Mann hastig und ängstlich zu den beiden Leichen huschte und sich daran machte, sie um die Kurve zu zerren, dann drehte sie sich um und folgte Hern. Er wartete hinter der ersten Straßenbiegung auf sie und erhob sich langsam und steif von dem Stein, auf dem er gesessen hatte. »Schießt du eigentlich jemals daneben?«
»Nicht oft.« Sie nahm die Zügel ihres Macais und ging schweigend weiter, da sie im Augenblick nichts mehr sage wollte.
Die Minarka waren über eine Stunde nicht mehr zu sehen, doch sie wußte, daß sie immer noch verfolgt wurden, fühlte sie wie einen schwarzen Nebel hinter sich, denn ihre Wut machte sie hartnäckig. Wieder suchte sie einen günstigen Angriffspunkt und wartete. Diesmal tötete sie nur einen, da sie hintereinander ritten und vorsichtiger um die Kurve bogen Hern und Serroi schleppten sich mühsam immer weiter in di Berge hinauf und erreichten nach einer weiteren Stunde de Bergsattel.
Hern wischte sich mit einem schweißdurchtränkten Tuch über den Hals. »Sind sie immer noch hinter uns?«
»Sie rechnen damit, uns an der Mauer zu bekommen.« »Mauer?«
»Weiter vorn gibt es eine Art Mauer.« Sie ließ den Blick zurück über den Weg schweifen. Die Minarka waren nirgend wo zu sehen, aber sie folgten ihnen beständig. Sie nahm ge steigerte Spannung und einen Hauch Vorfreude wahr. »Hab ich dir nichts von der Mauer erzählt?« Sie runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, doch die jüngsten Ereignisse waren zu verschwommen, um sie auseinanderhalten zu können. »Etwa eine Meile hinter dem Sattel. Die Straße führte durch eine lange, schmale Schlucht. Ein Wachhaus mit einem Brunnen. Das Tor ist gewöhnlich nicht verriegelt, sie versuchen erst gar nicht, die Sleykynin aufzuhalten, sondern schlagen nur den Gong, sobald einer durch ist.« Sie machte sich an den Abstieg des langen, steilen Hanges, trat vorsichtig über und um ausgetretene Furchen herum und warf einen Seitenblick auf Hern. Die eleganten Stiefel waren abgestoßen, ausgetreten und begannen an den Knöcheln Falten zu schlagen–weit weniger elegant, aber nun weit bequemer als zuvor. Aber die Sohlen waren dünn und glatt. Seine Füße mußten wund sein und brennen. Sie seufzte. Noch einmal schaute sie zurück. Ein Minarka hielt oben auf dem Gipfel an und starrte zu ihnen herab. Ein anderer tauchte hinter ihm auf, brüllte und winkte. Serroi ließ die Zügel fallen und hob ihren Bogen. Die Minarka huschten schnell außer Sicht.
Hern kicherte. »Du hast sie schon ganz schön im Griff.« Er stand auf einem Bein und lehnte sich gegen sein ermattetes Macai.
Sie griff nach den herabbaumelnden Zügeln, klopfte auf den Rumpf ihres Tieres, verzog das Gesicht, weil ihre Waden sich so verspannt anfühlten und machte sich wieder an den Abstieg. »Auch gut«. sagte sie. »TheDom steht schon tief, und die Juwelen scheinen auch nicht gerade sehr hell.« Sie gähnte. »Mindestens noch eine Stunde.«
»Zu Fuß.« Hern grunzte. Er warf dem Macai, das neben ihm hertrottete, einen Blick zu. »Zu Fuß.«
Als sie unten in
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