Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
sie an sich gedrückt. Sein Atem strich warm über das verfilzte Haar ihres weit entfernten Körpers. fühlte es und zitterte, blickte sehnsuchtsvoll hinab und wünschte, die Zärtlichkeit, die sie sah, wäre Wirklichkeit. Sie sah ihre Stiefel neben sich stehen und ihre Kleider verstreut herumliegen. Das beunruhigte sie, ohne daß sie hätte sag können, warum. Sie erschrak, als die Drachenschnur unerwartet dicker und kürzer wurde und kräftig an ihrem Bein riß. Sie schlug um sich; die Luft wollte sie nicht mehr tragen. Sie schrie in lautlosem Entsetzen und stürzte immer tiefer.
Eine Hand ergriff die ihre, und sie war wieder eine aufwärts schwebende Feder. Sie schaute sich nach ihrem Retter und konnte aber niemanden entdecken. Sie fühlte die Finger warm und beruhigend an ihrem Handgelenk, sah aber nichts und niemanden. Die Hand zog sie fort von den schlafenden Gestalten, schneller und immer schneller. Sie begann sich zu fürchten, versuchte sich loszuwinden und drehte ihr Handgelen Die unsichtbaren Finger waren stark, aber sanft, sie hielten sie locker, doch sie konnte sich nicht von ihnen befreien. Das Band zwischen ihr und ihrem Körper dehnte sich immer mehr, bis wie ein brennender Schmerz um ihren Fußknöchel führt Panik kam in ihr auf, als sie daran dachte, daß es vielleicht reißen könnte. Wenn das Band risse, würde etwas Schreckliches geschehen.
Die Hand zerrte fester an ihr und widerstand der Zugkraft des Bandes. Schließlich setzte sie sie leicht auf einer Bergspitze auf einem kahlen, schwarz-weißen Berg, dessen Steine und Pflanzen zu streng geometrischen Mustern gruppiert waren. Ihre Zehen berührten das Zentrum einer fünfseitigen Figur, die so vertraut war, daß sie bis ins Mark erschauderte, ohne aber wieder zu wissen warum. Sie befand sich allein auf dem Berggipfel, es schien keinen Sinn zu haben, daß man sie hierher gebracht hatte, doch die Hand hielt sie fest, wenn sie sich zu befreien versuchte.
Ein Schimmern erfüllte die Luft. Sie beobachtete mit einem Gefühl des Unvermeidlichen, wie das Schimmern sich zu der dunklen, eleganten Gestalt von Ser Noris verdichtete.
Falten zeichneten das herrliche, arrogante Gesicht. Er lächelte sie an, und sein Rubin glänzte, als er sich bewegte und das unnatürliche Licht zurückwarf. Wie schwarzer Rauch schwebte sein schwarzes Haar um das Gesicht. Daran und an den Rubin konnte sie sich erinnern. Die Traurigkeit und der Kummer in seinen schwarzen Augen waren ihr neu, bis vielleicht auf ihre letzten Träume, die sie aus dem Bisericatal getrieben hatten. Er kam näher und streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Sie versuchte zurückzuweichen, doch die Hände hielten sie fest; die Hände seiner Diener, auch das fiel ihr jetzt ein, die Hände, die sie als Kind gewaschen und umsorgt hatten. »Serroi«, murmelte er, und seine Stimme klang wie stets nach weicher Musik. Sie hätte weinen können, doch sie besaß keine Tränen mehr. »Warum wehrst du dich so sehr gegen mich?« Er fuhr mit langen, eleganten Händen durch ihr zerzaustes Haar, und jede Berührung brannte wie Feuer auf ihrer Haut. Dann zog er mit Daumen und Zeigefinger an einer ihrer Locken. Sie keuchte. Zu viele Erinnerungen. Sie konnte es nicht ertragen, so wie sie nicht mehr weinen konnte. Sie bebte und loderte. »Komm nach 1 Hause, Kleines. Du hast mir gefehlt.« Er strich ihr zärtlich übers Gesicht. »Mehr gefehlt, als ich geglaubt hätte.«
Wieder versuchte sie zu weinen, wieder konnte sie nicht. Sie blickte hinab und sah, daß ihre Hände durchsichtig waren. Sie schaute den Noris an, auch er war transparent, ein waberndes Bild, das sich verfestigte, rauchig und schließlich wieder wurde. »Serroi«, rief er mit flehender Stimme, liebkoste lockte sie. Sie schaute an sich herunter. Ihre Beine waren in Fetzen, durchschimmerndes Blut pulsierte durch das körperlose Fleisch. »Ser Noris«, wimmerte sie. Sie schwebte na auf ihn zu, ergriff seine Hand und drückte sie an ihr Gesicht »Warum quälst du mich so? Warum möchtest du zerstör was ich liebe?«
»Serroi.« Er setzte sich nieder und zog sie zu sich, bis ihr Kinn auf seinem Schenkel ruhte. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und lächelte ein bißchen. Ein Hauch von Leben trat die gläserne Bleiche seines Gesichts. »Du verstehst das nicht Kind. In dem Leben, das du liebst, gibt es soviel Vergeudung. Dinge verderben und sterben, sie tun dir weh und täuscht dich. Ich möchte nur Ordnung in dieses Durcheinander bringen.« Er
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