Duell der Unsterblichen
der Boden der Senke ist mit Geröll und Blöcken angefüllt. Er steht und blickt lange hinunter. Dann macht er sich auf den Heimweg.
Am nächsten Tag ruft er sein Gesinde zusammen und verteilt sein Land und seinen Besitz unter die Knechte und Mägde. Nur mit dem alternden Hulf als Begleiter und einer Axt als einziger Waffe macht er sich zu Fuß auf den Weg nach Süden.
X.
1
Oberst Ajax Pyler von der dritten Panzerdivision stand mit drei Offizieren seines Bataillonstabes im spärlichen Wetterschutz einer großen Fichte und blickte zu den strahlenden Lichtern der Kraftwerksanlage, einen knappen Kilometer entfernt. Auf der Straße stand der Militärkonvoi mit abgeblendeten Scheinwerfern, eine lange Schlange von Fahrzeugen, die sich in der Dunkelheit verlor. Kalter Regen wehte ins Gesicht des Obersten und trübte die Linsen des Feldstechers, durch den er das Kraftwerk beobachtete.
»Alles sieht normal aus, Cal«, sagte er und reichte das Glas einem untersetzten Major an seiner Seite.
»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte der Major. »Ein Panzerbataillon hierher zu schicken … was sollen wir tun, die Anlage bewachen?« Er wischte Regenwasser von seiner Stirn und schüttelte seinen Kopf. »Manchmal glaube ich, daß die Herren in Washington alle verrückt geworden sind.«
»Ich tappe genauso im dunkeln wie Sie, Cal. Meine Befehle lauten, die Regimenter in die vorgeschriebenen Positionen zu bringen und weitere Anweisungen abzuwarten, das ist alles.«
»Dies soll eine Position sein?« Der Major machte eine Handbewegung zur geparkten Fahrzeugkolonne.
»Soviel ich weiß, ist ein Angriff nicht beabsichtigt«, sagte der Oberst mit einem düsteren Lächeln. Er klopfte dem anderen auf den Rücken. »Ermuntern Sie sich, Cal. Wir alle haben die Übung gebraucht …«
»Sir!« Der Kommunikationssergeant kam mit einem Feldtelefon an die Seite des Obersten. »Die Division ist an der Strippe.«
»Oberst Pyler«, sagte der Offizier, während er seinen Rücken in den peitschenden Regen drehte. Er lauschte, runzelte die Stirn.
»Ja … ich verstehe. In ungefähr zehn Minuten, würde ich sagen.« Er blickte wieder zu den Lichtern des Kraftwerks, als er den Hörer zurückgab.
»Meine Herren«, sagte er zu den Offizieren in seiner Begleitung, »bringen Sie Ihre Einheiten um die Peripherie eines achthundert Meter weiten Kreises um das Kraftwerk in Stellung – die Panzerkanonen nach innen gerichtet. Cal – bestimmen Sie sechs Männer unter einem Kompaniechef und schicken Sie die Leute zu mir; sie sollen eine Gruppe Zivilisten begleiten. Das wäre alles, meine Herren. Ich erwarte in Kürze Ihre Vollzugsmeldungen.« Begleitet vom Nachrichtensergeanten ging Pyler zurück zur Straße und die Reihe der leichten und mittelschweren Panzer entlang zum Kommandowagen, wo sein Fahrer wartete. Auf seine Instruktion wendete der Fahrer das hochbeinige, geländegängige Fahrzeug und fuhr zurück zum Schluß der Kolonne. Drei Männer in Zivilkleidern und Regenmänteln stiegen aus einem olivgrünen Stabswagen und kamen herüber.
»Mr. Crick, meine Herren, es kann losgehen.« Die Zivilisten, von denen zwei schwere Gerätetaschen aus Segeltuch schleppten, kletterten an Bord des Kommandowagens. Er drehte wieder um und rollte am Konvoi vorbei. Vorn warteten zwei Jeeps, jeder mit vier Mann besetzt. Sie schlossen sich dem Kommandowagen an. Die drei Fahrzeuge bogen in die Werkseinfahrt ein; einige hundert Meter weiter sperrte ein von hohen Betonmauern flankiertes Tor die Straße.
Während die Scheinwerfer die nassen Stahlplatten des Tores anstrahlten, gingen zwei Männer nach vorn. An der Mauer war eine Sprechanlage. Einer der Männer, ein Leutnant mit umgehängtem Sturmgewehr, ging hin und beugte sich vor die Sprechöffnung. Gleich darauf öffnete sich das Tor. Die Männer kehrten zu ihrem Jeep zurück, und die drei Wagen rollten weiter. Die Straße führte leicht ansteigend bis unter die hohen, fensterlosen Wände des Kraftwerks. Im Hintergrund ragte der fahle Koloß des Reaktors wie eine Kuppelmoschee in den verhangenen Abendhimmel. Vor dem beleuchteten Haupteingang im angebauten Seitentrakt des Verwaltungsgebäudes standen mehrere Männer. Pyler ließ halten und kletterte aus dem Wagen.
»Gott sei Dank, daß Sie hier sind, Oberst«, platzte der erste der Wartenden heraus, als der Offizier zu ihm kam. »Seit der Explosion leben wir hier wie in einem Alptraum; Telefon tot, automatische Systeme ausgefallen, Instrumente defekt
Weitere Kostenlose Bücher