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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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abgespielt, als er seine Hand darauflegte.« Er seufzte. »Nein, Polgara, ich weiß nicht, wer das Kind ist – oder auch nur, was es ist. Soweit ich weiß, kann es ebensogut eine Illusion sein. Die Idee, es zu benutzen, kam mir so plötzlich, daß ich mich manchmal frage, ob sie mir nicht eingegeben wurde. Ich halte es ohne weiteres für denkbar, daß nicht ich es gefunden habe, sondern es mich.«
    Daraufhin fiel er in Schweigen.
    Auf der anderen Seite der Eisentür entstand eine lange Pause.
    »Warum, Zedar?« fragte Tante Pol ihn leise. »Warum hast du unseren Meister verraten?« Ihre Stimme war voller Mitgefühl.
    »Um das Auge zu retten«, antwortete er traurig. »Jedenfalls war das zuerst mein Ziel. Von dem Moment an, in dem ich es zum erstenmal gesehen habe, hat es mich gefesselt. Nachdem Torak es unserem Meister geraubt hatte, begannen Belgarath und die anderen, Pläne zu schmieden, um es mit Gewalt zurückzugewinnen, aber ich wußte, daß es ihnen nicht gelingen konnte, wenn nicht Aldur selbst sich mit ihnen gegen Torak verbünden würde – und das würde Aldur nie tun. Ich überlegte mir, wenn Gewalt versagte, dann könnte List Erfolg haben. Ich dachte, wenn ich ein Bündnis mit Torak vortäuschte, könnte ich vielleicht sein Vertrauen gewinnen und es ihm wieder abnehmen.«
    »Und was ist dann geschehen, Zedar?« Sie sah ihn offen an.
    »Ach, Polgara!« Zedars Stimme erstickte in einem heftigen Schluchzen. »Du kannst es dir nicht vorstellen! Ich war meiner so sicher, so überzeugt, daß ich einen Teil meines Geistes Toraks Herrschaft vorenthalten könnte. Aber ich hatte mich geirrt! Sein Geist und sein Wille überwältigten mich. Er nahm mich in die Hand und wrang allen Widerstand aus mir heraus. Die Berührung seiner Hand, Polgara!« In Zedars Stimme schwang Entsetzen mit. »Er reicht in die tiefsten Tiefen einer Seele. Ich kenne Torak und weiß, wie er ist – abscheulich, verdreht, böser, als du je begreifen könntest –, aber wenn er mich ruft, muß ich gehen, wenn er mir befiehlt, muß ich gehorchen, auch wenn meine Seele sich dagegen aufbäumt. Selbst jetzt, wo er schläft, hält seine Hand mein Herz umklammert.« Wieder schluchzte er heiser auf.
    »Wußtest du denn nicht, daß es unmöglich ist, einem Gott zu widerstehen?« fragte Tante Pol mit derselben mitfühlenden Stimme. »War es dein Stolz, Zedar? Warst du deiner Kraft so sicher, daß du glaubtest, du könntest ihn überlisten – deine wahren Absichten vor ihm verbergen?«
    Zedar seufzte. »Vielleicht«, gestand er. »Aldur war ein liebevoller Meister. Er hat nie seinen Geist gegen mich eingesetzt, und so war ich nicht auf das vorbereitet, was Torak mir antat. Torak ist nicht sanft. Was er will, das nimmt er sich, und wenn er dir dafür deine Seele aus dem Leib reißen muß, dann macht es ihm nicht das geringste aus. Du wirst seine Macht kennenlernen, Polgara. Bald wird er erwachen und Belgarion vernichten. Nicht einmal der Rivanische König ist diesem furchtbaren Geist gewachsen. Und dann wird Torak dich zur Braut nehmen, so wie er es gesagt hat. Widersetz dich ihm nicht, Polgara. Erspare dir diese Qualen. Am Ende wirst du doch zu ihm gehen. Du wirst willig gehen, sogar gern.«
    In dem Raum hinter der Eisentür hörten sie plötzlich ein Knirschen, dann das Getrappel eiliger Füße.
    »Durnik!« schrie Tante Pol auf. »Nicht!«
    »Was ist da los?« fragte Garion.
    »Also das bedeutet es!« keuchte Belgarath. »Macht die Tür auf!«
    »Zurück, du Narr!« rief Zedar.
    Es krachte laut, als ob bei einem Ringkampf Möbel umgestoßen würden.
    »Ich warne dich!« schrie Zedar wieder. »Zurück!«
    Sie hörten einen heftigen Schlag einer Faust, die auf Knochen traf.
    »Zedar!« dröhnte Belgarath und hämmerte gegen die Eisentür. In dem Raum dahinter gab es eine donnernde Detonation.
    »Durnik!« rief Tante Pol.
    In einem plötzlichen Wutausbruch hob Belgarath seine geballte Faust, vereinte seinen Willen mit seinem Arm und hieb auf die verschlossene Tür ein. Die massive Gewalt seines Schlages riß die Eisentür aus den Angeln, als wäre sie aus Papier.
    Der Raum hinter der Tür hatte eine hohe, gewölbte Decke, die von eisernen, altersschwarzen Pfeilern getragen wurde. Garion schien jede Einzelheit des Raumes gleichzeitig in sich aufzunehmen, er tat dies jedoch mit einer seltsamen Distanz, so als wären ihm sämtliche Gefühle entzogen worden. Er sah Ce’Nedra und Botschaft, die sich verängstigt an einer Wand aneinander klammerten. Tante

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