Duell der Zauberer
Garions Augen zu der Nische in der gegenüberliegenden Wand. Dort konnte er in dem schwachen Licht die Umrisse des ruhenden Torak erkennen. Seltsam gefühllos betrachtete Garion die Gestalt seines Feindes, peinlich genau jede Einzelheit registrierend. Er sah die schwarze Robe und die funkelnde Maske. Und er sah Cthreg Goru, Toraks großes, schwarzes Schwert.
Obwohl er sich nicht bewegte oder etwas fühlte – es nicht einmal konnte tobte ein Kampf in ihm, ein Kampf, der vielleicht noch schrecklicher war als der, der Belgarath und Zedar soeben in die Tiefen der Erde gerissen hatte. Die beiden Kräfte, die zuerst auseinandergestrebt waren, dann kehrt gemacht hatten und durch die endlosen Korridore der Zeit wieder aufeinander zueilten, hatten sich schließlich in ihm getroffen. Das EREIGNIS, das das endgültige Ende der beiden Prophezeiungen bildete, hatte begonnen, und seine anfänglichen Scharmützel fanden in Garions Geist statt. Durch winzige, subtile Veränderungen wurden einige seiner am tiefsten verwurzelten Vorstellungen und Haltungen verschoben.
Torak bewegte sich unruhig, als ob diese beiden Kräfte auch in ihm miteinander rangen.
Furchtbare Einblicke in Toraks Geist überfielen Garion, und er erkannte deutlich die grausame Täuschung, die hinter Toraks Angebot von Freundschaft und Liebe lag. Hätte seine Angst vor ihrem Duell ihn zur Aufgabe gezwungen, wäre die Hälfte der Schöpfung verschwunden. Mehr noch, was Torak ihm angeboten hatte, war nicht Liebe, sondern eine so abscheuliche Versklavung, daß sie sein Vorstellungsvermögen überstieg.
Aber er hatte nicht aufgegeben. Irgendwie war er der überwältigenden Kraft von Toraks Geist entronnen und hatte sich völlig in die Hände der Prophezeiung gegeben, die ihn hierher geführt hatte. Mit absoluter Selbstverleugnung war er zum Werkzeug der Prophezeiung geworden. Er hatte keine Angst mehr. Mit dem Schwert in der Hand, erwartete das Kind des Licht den Augenblick, in dem die Prophezeiung es freiließ, um den tödlichen Kampf mit dem Dunklen Gott auszutragen.
Und dann, als Silk noch verzweifelt versuchte, Garion oder Polgara zum Handeln zu bewegen, hoben sich die Steinplatten des Fußbodens, und Belgarath entstieg der Erde.
Garion, immer noch geistesabwesend und benommen, sah, daß alle Spuren des manchmal törichten alten Mannes, den er gekannt hatte, verschwunden waren. Der diebische alte Geschichtenerzähler war nicht mehr. Auch der reizbare alte Mann, der die Suche nach dem Auge geleitet hatte, existierte nicht mehr. An ihrer Stelle stand die Gestalt Belgaraths des Zauberers, des Ewigen, schimmernd in der Aura seiner vollen Macht.
23
W o ist Zedar?« fragte Tante Pol und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht von Durniks leblosem Körper, um ihren Vater mit furchtbarer Intensität anzustarren.
»Ich habe ihn unten gelassen«, antwortete Belgarath kalt. »Tot?«
»Nein.«
»Bring ihn zurück.«
»Wozu?«
»Damit er mir ins Gesicht sieht.« Ihre Augen brannten. Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Nein, Pol«, sagte er. »Du hast noch nie getötet. Bleib dabei.«
Sanft ließ sie Durniks Körper zu Boden gleiten und stand auf, das blasse Gesicht war vor Kummer und einem schrecklichen Zwang verzerrt. »Dann gehe ich zu ihm«, erklärte sie und hob beide Arme, als wollte sie ihre Kraft gegen den Boden richten.
»Nein«, widersprach Belgarath, selbst die Hände ausstreckend, »das wirst du nicht.«
Sie standen sich gegenüber, gefangen in einem lautlosen Kampf. Tante Pols Blick verriet ihren Zorn über die Einmischung ihres Vaters. Sie hob wieder einen Arm, um die Kraft ihres Willens gegen die Erde einzusetzen, doch wieder streckte Belgarath seine Hand aus.
»Laß mich gehen, Vater.«
»Nein.«
Sie verdoppelte ihre Anstrengungen, wand sich, als ob sie sich von unsichtbaren Fesseln befreien wollte. »Laß mich gehen, alter Mann«, rief sie.
»Nein. Laß es, Pol. Ich will dir nicht weh tun.«
Wieder versuchte sie es, jetzt verzweifelt, aber wieder unterdrückte Belgarath ihren Willen mit dem seinen. Sein Gesicht verhärtete sich, und er biß die Zähne zusammen.
In einer letzten Anstrengung richtete sie ihren ganzen Willen gegen die Barriere, die er errichtet hatte. Doch der alte Mann blieb unbeweglich wie ein Fels. Schließlich ließ sie die Schultern hängen, kniete wieder neben Durnik nieder und begann erneut zu weinen.
»Es tut mir leid, Pol«, sagte er sanft. »So etwas wollte ich nie tun müssen. Bist du in Ordnung?«
»Wie kannst
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