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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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als er die eiserne Tür am Fuß der Treppe berühren wollte.
    »Du kannst dich deiner Verantwortlichkeit nicht unter dem Vorwand der Notwendigkeit entziehen«, fuhr die Stimme jenseits der Tür fort.
    »Werden wir nicht alle von Notwendigkeiten getrieben, Polgara?« fragte eine fremde Stimme in müde-traurigem Ton. »Ich würde nicht sagen, daß ich nicht zu tadeln sei, aber war meine Abtrünnigkeit nicht schon vorherbestimmt? Das Universum war vom Anfang aller Zeiten an gespalten, und jetzt eilen die beiden Prophezeiungen auf ihre letzte Begegnung miteinander zu, in der alles gelöst wird. Wer kann sagen, daß das, was ich tat, für diese Begegnung nicht wesentlich war?«
    »Das sind Ausflüchte, Zedar«, entgegnete Tante Pol.
    »Was macht sie denn hier?« fragte Garion Belgarath flüsternd.
    »Sie muß hier sein«, flüsterte Belgarath befriedigt zurück. »Hör nur.«
    »Ich glaube nicht, daß wir irgend etwas erreichen, wenn wir miteinander streiten, Polgara«, sagte Zedar der Abtrünnige. »Jeder von uns glaubt, das Richtige getan zu haben. Keiner von uns könnte den anderen je dazu überreden, an diesem Punkt die Seiten zu wechseln. Warum belassen wir es nicht dabei?«
    »Von mir aus, Zedar«, erwiderte Tante Pol kühl.
    »Was jetzt?« hauchte Silk.
    »Es sollten noch andere da drin sein«, antwortete Belgarath leise. »Wir sollten uns vergewissern, ehe wir hineinplatzen.«
    Die eiserne Tür schloß nicht ganz dicht, und ein schwacher Lichtschimmer drang durch die Ritzen. Garion konnte Belgaraths angespanntes Gesicht in diesem Licht erkennen.
    »Wie geht es deinem Vater?« fragte Zedar im Konversationston.
    »Wie immer. Er ist sehr wütend auf dich, wie du dir denken kannst.«
    »Das war wohl zu erwarten.«
    »Er hat aufgegessen, Polgara«, hörte Garion Ce’Nedra sagen.
    Er sah Belgarath scharf an, aber der alte Mann legte nur einen Finger an die Lippen.
    »Breite einen der Strohsäcke für ihn aus, Liebes«, bat Tante Pol, »und decke ihn gut zu. Es ist sehr spät, und er ist müde.«
    »Ich mache das schon«, bot Durnik an.
    »Gut«, hauchte Belgarath. »Sie sind alle da.«
    »Wie sind sie hergekommen?« wisperte Silk.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber ich mache mir deswegen auch keine Gedanken. Wichtig ist nur, daß sie hier sind.«
    »Ich bin froh, daß ihr ihn vor Ctuchik retten konntet«, sagte Zedar. »In den Jahren, die wir zusammen verbracht haben, habe ich ihn richtig ins Herz geschlossen.«
    »Wo hast du ihn gefunden?« fragte Tante Pol. »Wir konnten nie feststellen, aus welchem Land er stammt.«
    »Ich weiß es nicht mehr genau«, antwortete Zedar. Seine Stimme klang leicht verwirrt. »Vielleicht in Camaar oder Tol Honeth oder in irgendeiner Stadt auf der anderen Seite von Mallorea. Mir entfallen immer die Einzelheiten, fast, als ob ich mich nicht an sie erinnern sollte.«
    »Versuche, dich zu erinnern«, sagte sie. »Es könnte wichtig sein.«
    Zedar seufzte. »Wenn es dir Spaß macht«, sagte er. Er hielt inne, um zu überlegen. »Aus irgendeinem Grund war ich rastlos geworden«, begann er. »Es war – ach, vor fünfzig, sechzig Jahren. Meine Studien interessierten mich nicht mehr, und die Zänkereien der Grolims untereinander begannen mich zu ärgern. Ich ging auf Reisen, ohne groß darauf zu achten, wo ich mich befand. Ich muß die Königreiche des Ostens und Westens in jenen Jahren etliche Male durchquert haben.
    Jedenfalls war ich irgendwo in einer Stadt, als mir ganz plötzlich eine Idee kam. Wir alle wissen, daß das Auge jeden zerstört, der es berührt und auch nur den Hauch des Bösen im Herzen trägt, aber was würde es jemandem antun, der es in völliger Unschuld berührte? Die Einfachheit dieser Idee betäubte mich fast. Die Straße, auf der ich ging, war voller Menschen, und ich brauchte Ruhe, um über diese bemerkenswerte Idee nachzudenken, also bin ich um eine Ecke in eine verlassene Gasse abgebogen, und dort stand das Kind fast so, als ob es auf mich gewartet hätte. Es schien etwa zwei Jahre alt zu sein, alt genug, um laufen zu können, aber nicht viel mehr. Ich hielt ihm meine Hand hin und sagte: ›Ich habe eine kleine Botschaft für dich, mein Junge.‹ Er kam zu mir und wiederholte das Wort ›Botschaft‹. Es ist das einzige Wort, das ich ihn je habe sagen hören.«
    »Was hat das Auge gemacht, als er es zum erstenmal berührte?« fragte Tante Pol.
    »Es hat geflackert. Auf irgendeine eigenartige Weise schien es ihn zu erkennen, und zwischen ihnen hat sich etwas

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