Duell der Zauberer
nur ansehen. Ein Teil von ihm versuchte sich freizukämpfen, und seine Hand zitterte vor Anstrengung, sein Schwert zu heben.
»Noch nicht«, wisperte die Stimme.
»Garion!« Diesmal schrie Belgarath fast. Dann sprang der alte Zauberer in einem Akt der Verzweiflung an dem benommenen jungen Mann vorbei zu der liegenden Gestalt des Dunklen Gottes.
Toraks Hand ließ das Schwert los und ergriff Belgarath fast verächtlich an seiner Tunika und hob den alten Mann hoch, wie man ein Kind hochhebt. Die Stahlmaske verzerrte sich zu einem häßlichen Hohnlächeln, als der Gott den hilflosen Zauberer am ausgestreckten Arm von sich hielt. Als Toraks Geist dann zuschlug, wurde Belgarath durch den Raum geschleudert. Seine Tunika blieb jedoch in der Hand des Gottes zurück. Etwas glitzerte an Toraks Fingern, und Garion erkannte, daß es die Silberkette von Belgaraths Amulett war, des blankpolierten Medaillons mit dem Wolf. Auf irgendeine eigentümliche Weise war das Medaillon immer der Mittelpunkt von Belgaraths Macht gewesen, und jetzt lag es in der Hand seines alten Feindes. Entsetzlich langsam erhob sich der Dunkle Gott von seinem Lager. Er überragte sie alle und hielt Cthrek Goru in der Hand.
»Garion!« schrie Ce’Nedra. »Tu etwas!«
Mit tödlichen Schritten ging Torak auf den bewußtlosen Belgarath zu, das Schwert erhoben. Aber Tante Pol sprang auf und stellte sich zwischen sie.
Langsam senkte Torak sein Schwert, dann lächelte er abscheulich. »Meine Braut«, sprach er mit furchterregender Stimme.
»Niemals, Torak«, erklärte sie.
Er ignorierte ihren Trotz. »Schließlich bist du doch zu mir gekommen, Polgara«, sagte er hämisch.
»Ich bin gekommen, um dich sterben zu sehen.«
»Sterben, Polgara? Mich? Nein, meine Braut, nicht deswegen bist du gekommen. Mein Wille hat dich hierhergezwungen, so wie es vorbestimmt war. Und jetzt bist du mein. Komm zu mir, Geliebte.«
»Niemals!«
»Niemals, Polgara?« Eine furchtbare Eindringlichkeit lag in der rasselnden Stimme des Gottes. »Du wirst dich mir unterwerfen, meine Braut. Ich werde dich meinem Willen beugen. Deine Weigerung wird meinen Sieg nur um so süßer machen. Am Ende werde ich dich bekommen. Komm her.«
Die Kraft seines Geistes war so überwältigend, daß sie schwankte wie ein Baum im Sturm. »Nein«, keuchte sie, schloß die Augen und wandte ruckartig ihr Gesicht ab.
»Sieh mich an, Polgara«, befahl er, fast schnurrend. »Ich bin dein Schicksal. Alles, was du vor mir geglaubt hast zu lieben, wird sich in Nichts auflösen, und du wirst nur noch mich lieben. Sieh mich an.«
Hilflos wandte sie den Kopf und öffnete die Augen, um ihn anzusehen. Haß und Widerstand schienen in ihr dahinzuschmelzen, und eine entsetzliche Angst malte sich auf ihrem Gesicht ab.
»Dein Wille zerfällt, Geliebte«, sagte er. »Nun komm zu mir.«
Sie mußte Widerstand leisten! Alle Verwirrung war von Garion abgefallen, jetzt endlich begriff er. Dies war die eigentliche Schlacht. Wenn Tante Pol unterlag, waren sie alle verloren. Für diesen Kampf war alles gewesen.
»Hilf ihr«, sagte die Stimme in ihm.
»Tante Pol!« Garion warf ihr den Gedanken entgegen. »Denk an Durnik!« Er wußte, ohne zu wissen weshalb, daß dies das einzige war, was sie in diesem tödlichen Kampf aufrechterhalten konnte. Er durchwühlte seine Erinnerungen und warf ihr Bilder von Durnik zu – die starken Hände des Schmieds an der Esse, seine ernsten Augen, die ruhige Stimme, und vor allem die unausgesprochene Liebe des Mannes zu ihr, die Liebe, um die sich Durniks ganzes Leben gedreht hatte.
Unwillkürlich hatte sie angefangen, sich zu bewegen, nur eine leichte Verlagerung des Gewichtes als Vorbereitung für den ersten, fatalen Schritt als Antwort auf Toraks übermächtigen Befehl. Wenn sie diesen Schritt erst getan hatte, war sie verloren. Aber Garions Erinnerungen an Durnik trafen sie wie ein Blitz. Ihre Schultern, die schon niedergeschlagen herabgesunken waren, strafften sich plötzlich, ihre Augen funkelten in wiederaufflammendem Trotz. »Niemals!« rief sie dem erwartungsvollen Gott zu. »Ich will nicht!«
Toraks Gesicht verfinsterte sich zusehends. Seine Augen glühten, als er die volle, geballte Macht seines Willens über sie hereinbrechen ließ, aber sie stand unerschütterlich gegen alles, was er ihr antun konnte, klammerte sich an die Erinnerungen an Durnik, als ob sie etwas so Unverrückbares wären, daß nicht einmal der Dunkle Gott sie davon losreißen konnte.
Toraks Gesicht verzerrte
Weitere Kostenlose Bücher