Duell der Zauberer
komplizierten Schritten ihres Tanzes kaum den Boden zu berühren, und ihre Arme woben Muster in die Luft. Andere, interessantere Dinge gingen jedoch unter dem rosafarbigen, dünnen Kleid vor sich. Garion schluckte hart und merkte, daß er fast den Atem anhielt.
Vella wirbelte herum. Ihr langes schwarzes Haar flog und paßte perfekt zu ihrem flatternden Gewand. Dann verlangsamte sie ihre Bewegungen wieder zu dem stolzen, sinnlichen Tanz, der jeden anwesenden Mann herausforderte.
Als sie aufhörte, applaudierten sie, und sie lächelte geheimnisvoll.
»Du tanzt sehr gut«, stellte der narbengesichtige Fallensteller mit unbeteiligter Miene fest.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Ich mache alles sehr gut.«
»Bist du in jemanden verliebt?« Die Frage wurde recht barsch gestellt.
»Noch hat kein Mann mein Herz erobert«, erklärte Vella fest. »Ich habe noch keinen Mann gesehen, der meiner würdig gewesen wäre.«
»Das kann sich ja ändern«, meinte der Fallensteller. »Eine Goldmark.«
»Das ist nicht dein Ernst«, schnaubte sie. »Fünf Goldmark.«
»Anderthalb«, konterte er.
»Das ist eine Beleidigung.« Vella hob die Hände und zog eine tragische Miene. »Kein Kupferstück weniger als vier.«
»Zwei Goldmark«, bot der Fallensteller.
»Unglaublich!« rief sie und breitete die Arme aus. »Warum reißt du mir nicht gleich das Herz heraus? Weniger als dreieinhalb kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Um Zeit zu sparen, warum sagen wir nicht einfach drei?« sagte er entschieden. »Mit dem Ziel, daß die Vereinbarung dauerhaft wird«, setzte er als Nachgedanken hinzu.
»Dauerhaft?« Vellas Augen wurden groß.
»Ich mag dich«, erwiderte er. »Also, was sagst du?«
»Steh auf und laß dich anschauen«, befahl sie.
Langsam erhob er sich von seinem Stuhl. Er war groß und schlank, wirkte aber trotzdem muskulös. Vella schürzte die Lippen und betrachtete ihn genau. »Nicht schlecht, oder?« murmelte sie Tashor zu.
»Du könntest es schlechter treffen, Vella«, antwortete ihr Besitzer aufmunternd.
»Ich werde über dein Angebot von drei mit Vorhaben nachdenken«, erklärte Vella. »Hast du einen Namen?«
»Tekk«, stellte sich der große Fallensteller mit einer leichten Verbeugung vor.
»Schön, Tekk«, sagte Vella, »geh nicht weg. Tashor und ich müssen uns über dein Angebot unterhalten.« Sie sah ihn fast schüchtern an. »Ich glaube, ich mag dich auch«, setzte sie weit weniger herausfordernd als sonst hinzu. Dann nahm sie die Leine, die immer noch um Tashors Hand gewickelt war und zog diesen daran aus der Taverne. Ein- oder zweimal blickte sie über die Schulter zurück auf den hageren Tekk.
»Das ist eine Frau«, murmelte Silk mit tiefem Respekt.
Garion stellte fest, daß er wieder normal atmen konnte, wenn sich seine Ohren auch immer noch sehr heiß anfühlten. »Was haben sie mit Vorhaben gemeint?« fragte er Silk leise.
»Tekk hat eine Vereinbarung angeboten, die normalerweise zur Ehe führt«, erklärte Silk.
Das erstaunte Garion. »Ich verstehe überhaupt nichts.«
»Nur weil jemand sie besitzt, hat er noch keinerlei Anrechte auf ihre Person«, sagte Silk, »und ihre Dolche unterstreichen das. Man nähert sich einer nadrakischen Frau nicht, es sei denn, man ist lebensmüde. Sie trifft die Entscheidung. Die Hochzeit findet im allgemeinen nach der Geburt ihres ersten Kindes statt.«
»Warum war sie so interessiert an dem Preis?«
»Weil sie die Hälfte bekommt.« Silk zuckte die Achseln.
»Sie bekommt jedesmal, wenn sie verkauft wird, die Hälfte von dem Geld?« Garion konnte es kaum glauben.
»Natürlich. Alles andere wäre wohl kaum gerecht, oder?«
Der Kellner, der ihnen noch einmal Bier bringen wollte, war stehengeblieben und starrte Silk offen an.
»Stimmt etwas nicht, Freund?« fragte Silk sanft.
Rasch senkte der Kellner seinen Blick. »Entschuldigung«, murmelte er. »Ich dachte – du hast mich an jemanden erinnert, das ist alles. Bei näherem Hinsehen erkenne ich, daß ich mich geirrt habe.« Er setzte schnell die Krüge ab, drehte sich um und ging ohne die Münzen mitzunehmen, die Silk auf den Tisch gelegt hatte.
»Ich glaube, wir sollten verschwinden«, sagte Silk leise.
»Was ist denn?« fragte Garion.
»Er weiß, wer ich bin, und es ist immer noch die Belohnung für mich ausgesetzt.«
»Vielleicht hast du recht«, stimmte Belgarath zu und erhob sich.
»Er redet mit den Männern da drüben«, sagte Garion, der den Kellner betrachtete, der sich in dringlichem Gespräch
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