Duell der Zauberer
erstickte.
»Sie ist nicht seine Frau«, berichtigte Silk. »Sie gehört ihm, das ist alles.«
Garion ballte die Fäuste und erhob sich halb, das Gesicht verzerrt vor Wut, aber Belgaraths Hand umklammerte mit festem Griff sein Handgelenk. »Setz dich«, befahl der alte Mann.
»Aber…«
»Ich sagte, du sollst dich setzen. Das geht dich nichts an.«
»Es sei denn, du wolltest die Frau kaufen, versteht sich«, meinte Silk leichthin.
»Ist sie gesund?« rief ein hagerer Fallensteller mit einer Narbe auf der Wange Tashor zu.
»Ist sie«, versicherte Tashor, »und sie hat noch alle Zähne. Zeig ihnen deine Zähne, Vella.«
»Sie wollen doch nicht meine Zähne sehen, Idiot«, sagte sie und warf dem narbengesichtigen Fallensteller einen herausfordernden Blick aus ihren schwarzen Augen zu.
»Sie ist eine ausgezeichnete Köchin«, beeilte Tashor sich zu sagen, »und sie kennt Heilmittel gegen Rheumatismus und Schüttelfrost. Sie kann nähen und Felle färben, und sie ißt nicht sehr viel. Ihr Atem riecht nicht schlecht – es sei denn, sie hat Zwiebeln gegessen –, und sie schnarcht fast nie, außer wenn sie betrunken ist.«
»Wenn sie eine so gute Frau ist, warum willst du sie dann verkaufen?« wollte der hagere Fallensteller wissen.
»Ich werde alt«, antwortete Tashor, »und ich möchte Ruhe und Frieden haben. Es ist aufregend, Vella um sich zu haben, aber ich habe genug Aufregung gehabt. Ich möchte mich gern irgendwo niederlassen und vielleicht Hühner oder Ziegen züchten.« Der gebückte alte Mann sprach etwas jammernd.
»Ach, das ist unmöglich«, fuhr Vella auf. »Muß ich denn alles selbst machen? Geh aus dem Weg, Tashor.« Sie schob den alten Mann unsanft in die Menge. »Also schön«, sagte sie entschlossen. »Kommen wir zum Geschäft. Tashor will mich verkaufen. Ich bin stark und gesund. Ich kann kochen, Felle und Häute gerben, Krankheiten heilen. Ich kann gut feilschen, wenn ich einkaufe, und ich braue gutes Bier.« Ihre Augen verengten sich grimmig. »Ich bin noch nie mit einem Mann im Bett gewesen, und ich sorge dafür, daß meine Dolche scharf genug sind, um Fremde nicht auf den Gedanken kommen zu lassen, sie könnten mich zwingen. Ich kann Fluch- und Pest- und Traumzeichen machen, um den Morindim Angst einzujagen, und einmal habe ich auf dreißig Schritt einen Bären mit dem Bogen erlegt.«
»Zwanzig Schritt«, korrigierte Tashor.
»Eher dreißig«, beharrte sie.
»Kannst du tanzen?« fragte der hagere Fallensteller mit der Narbe im Gesicht.
Sie sah ihm in die Augen. »Nur wenn du ernsthaft daran interessiert bist, mich zu kaufen«, antwortete sie.
»Darüber können wir uns unterhalten, wenn ich gesehen habe, wie du tanzt.«
»Kannst du einen Rhythmus halten?«
»Ja.«
»Schön.« Ihre Hände wanderten zu der Kette an ihrer Taille, die klirrte, als sie sie löste. Sie öffnete das schwere rote Kleid, stieg heraus und reichte es Tashor. Dann machte sie sorgfältig das Band um ihren Hals los und band sich ein rotes Seidenband um die Stirn, um die Fülle ihres glänzenden, blauschwarzen Haars zurückzuhalten. Unter dem roten Filzkleid trug sie ein dünnes, rosenfarbiges Gewand aus malloreanischer Seide, das sich bei jeder Bewegung raschelnd an sie schmiegte. Das Seidenkleid reichte ihr bis zur halben Wade, an den Füßen trug sie weiche Lederstiefel. Aus jedem Stiefel ragte der juwelenbesetzte Griff eines Dolches, und ein dritter Dolch steckte in dem Ledergürtel, der um ihre Taille lag. Das Kleid war am Hals hochgeschlossen, ließ jedoch die Arme bis zur Schulter frei. An jedem Handgelenk hatte sie ein halbes Dutzend schmaler Goldreifen. Mit bewußter Anmut bückte sie sich und befestigte Ketten mit kleinen Glöckchen an ihren Fesseln. Dann hob sie die weich gerundeten Arme. »Dies ist der Rhythmus, Narbengesicht«, sagte sie zu dem Fallensteller. »Versuch ihn zu halten.« Sie begann in die Hände zu klatschen. Zuerst kamen drei langsame Schläge, die von vier stackatoartigen gefolgt wurden. Vella begann ihren Tanz mit langsamen, aufreizenden Bewegungen. Ihr Kleid raschelte und rutschte ihr bis zu den Waden hoch.
Der hagere Fallensteller nahm ihren Rhythmus auf, seine schwieligen Hände klatschten laut in der plötzlichen Stille, als Vella tanzte.
Garion wurde rot. Vellas Bewegungen waren subtil und fließend. Die Glöckchen an ihren Knöcheln und die Reifen an den Handgelenken klingelten ein Gegenspiel zu dem Rhythmus, den der Fallensteller klatschte. Ihre Füße schienen in den
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