Duell der Zauberer
mit einer Gruppe von Jägern befand, die auf der anderen Seite des Raumes standen. Hin und wieder blickte er in ihre Richtung.
»Wir haben ungefähr eine halbe Minute, um nach draußen zu kommen«, sagte Silk angespannt. »Gehen wir.«
Die drei bewegen sich rasch auf die Tür zu.
»Ihr da!« rief jemand hinter ihnen her. »Wartet einen Augenblick!«
»Lauft!« bellte Belgarath. Sie schossen hinaus und schwangen sich gerade in dem Moment in den Sattel, als ein halbes Dutzend ledergekleideter Männer durch die Tavernentür stürmte.
Der Ruf »Haltet sie!« blieb weitgehend unbeachtet, als sie durch die Straßen galoppierten. Fallensteller und Jäger zeigten insgesamt wenig Neigung, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, so daß Garion, Silk und Belgarath aus dem Dorf heraus waren und durch eine Furt platschten, ehe eine Verfolgung organisiert war.
Silk fluchte unentwegt, als sie auf der anderen Seite des Flusses wieder in den Wald kamen. Seine Verwünschungen waren farbig und ausgedehnt und betrafen nicht nur Geburt, Elternhaus und die unsauberen Angewohnheiten ihrer Verfolger, sondern auch derer, die dafür verantwortlich waren, daß sein Steckbrief immer noch kursierte.
Belgarath zügelt sein Pferd und hob die Hand. Silk und Garion blieben ebenfalls stehen. Silk fluchte unterdessen weiter.
»Könntest du deinen Redefluß vielleicht einmal kurz unterbrechen?« fragte Belgarath. »Ich versuche zu lauschen.«
Silk murmelte noch ein paar ausgesuchte Beschimpfungen vor sich hin, dann biß er die Zähne zusammen. Weit hinter ihnen erklangen undeutliche Schreie und Geplatsche.
»Sie durchqueren den Fluß«, stellte Belgarath fest. »Sieht aus, als hätten sie vor, die Sache ernst zu nehmen. Jedenfalls ernst genug, um uns zu jagen.«
»Werden sie nicht aufgeben, wenn es dunkel wird?« fragte Garion.
»Das sind nadrakische Jäger«, erklärte Silk voller Abscheu. »Sie werden uns tagelang folgen – aus reiner Freude an der Jagd.«
»Dagegen können wir jetzt nicht viel tun«, knurrte Belgarath. »Wir wollen versuchen, ihnen zu entkommen.« Damit stieß er seinem Pferd die Fersen in die Flanken.
Es war schon später Nachmittag, als sie durch den sonnendurchfluteten Wald galoppierten. Es gab nur wenig Unterholz, und die hohen, schlanken Stämme der Tannen und Fichten ragten wie Säulen in den blauen Himmel. Es war ein guter Tag für einen Ritt, aber kein guter Tag, um gejagt zu werden. Dafür war nie ein guter Tag.
»Das sind nur die Betrunkenen«, widersprach Silk verdrossen. »Diejenigen, die es wirklich ernst meinen, sind bestimmt schon viel näher. Man schreit nicht, wenn man auf der Jagd ist. Sieh mal – dort hinten.« Er zeigte mit dem Arm.
Garion sah in die angegebene Richtung. Zwischen den Bäumen blitzte etwas Helles auf. Ein Mann auf einem weißen Pferd kam auf sie zu. Weit im Sattel vorgebeugt, blickte er angespannt auf die Erde.
»Wenn er Fährten lesen kann, brauchen wir eine Woche, um ihn abzuschütteln«, sagte Silk angewidert.
»Also weiter«, sagte Belgarath.
Sie galoppierten die andere Seite des Hügels hinab und suchten sich ihren Weg zwischen den Bäumen. Die Hufe ihrer Pferde trommelten gedämpft auf dem weichen Lehmboden und wirbelten erst halb verrottetes Laub auf.
»Wir hinterlassen eine Spur so breit wie ein Haus«, rief Silk Belgarath zu.
»Das können wir jetzt nicht ändern«, erwiderte der alte Mann. »Wir müssen erst einen größeren Abstand gewinnen, ehe wir anfangen können, unsere Spur zu verwischen.«
Ein weiteres Heulen schallte klagend durch den Wald, diesmal von links. Es schien etwas näher zu sein als das erste.
Sie ritten noch etwa eine Viertelstunde weiter, bis sie hinter sich bestürzte Schreie hörten. Männer brüllten erschreckt, Pferde wieherten in panischer Angst. Garion hörte wildes Geheul. Auf ein Zeichen von Belgarath hin verlangsamten sie die Pferde, um besser lauschen zu können. Das entsetzte Wiehern der Pferde schallte weiterhin durch den Wald, unterstrichen von den Verwünschungen und Schreckensrufen ihrer Reiter. Von überall erhob sich ein heulender Chor. Plötzlich schien der Wald voller Wölfe zu sein. Die Verfolgungsjagd hinter ihnen löste sich auf, als die Pferde der nadrakischen Kopfgeldjäger in schierer Panik nach allen Seiten davonstoben.
Mit grimmiger Befriedigung lauschte Belgarath auf die schwächer werdenden Geräusche. Dann trottete ein riesiger, dunkler Wolf mit hängender Zunge etwa dreißig Schritt von ihnen entfernt
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