Duell der Zauberer
trank es. Fast sofort überkam ihn eine euphorische Ruhe, als seine Lieblingsdroge zu wirken begann. Einen Augenblick später war er bereit, seiner Königin gegenüberzutreten. Er lächelte sogar, als er aus seinem Arbeitszimmer in den dämmrigen Gang trat, der zum Thronsaal führte.
Wie immer war Salmissras Gemach von Öllampen, die an langen Silberketten von der Decke hingen, nur spärlich beleuchtet. Der Chor der Eunuchen kniete noch immer anbetend vor der Königin, aber er sang nicht länger ihr Lob. Jede Art von Lärm reizte Salmissra jetzt, und es war nicht ratsam, sie zu reizen. Die Schlangenkönigin lag immer noch auf dem diwangleichen Thron unter der mächtigen Statue Issas. Sie döste unablässig und bewegte ihre gefleckten Windungen mit dem trockenen Zischen, mit dem Schuppe sich an Schuppe rieb. Aber selbst in ihrem unruhigen Halbschlaf zuckte ihre Zunge nervös. Sadi näherte sich dem Thron, warf sich nachlässig auf den polierten Steinboden und wartete. Sein Geruch würde ihn der Schlange melden, die seine Königin war.
»Ja, Sadi?« wisperte sie endlich mit einem staubigen Zischen.
»Die Murgos wünschen eine Allianz, meine Königin«, informierte Sadi sie. »Taur Urgas will Tolnedra von Süden her bedrohen, damit Ran Borune seine Legionen von der thullischen Grenze abzieht.«
»Interessant«, erwiderte sie gleichgültig. Ihre dunklen Augen bohrten sich in die seinen, ihre Windungen raschelten. »Was meinst du?«
»Neutralität kostet nichts, Göttliche Salmissra«, erklärte Sadi. »Eine Allianz, gleich mit welcher Seite, wäre verfrüht.«
Salmissra drehte sich um, ihr gefleckter Schild blähte sich auf, als sie ihr Bild im Spiegel betrachtete. Die Krone saß noch immer auf ihrem Kopf, poliert und glitzernd wie ihre Schuppen. Ihre Zunge zuckte, und die Augen, leblos wie Glas, blickten in den Spiegel. »Tu, was du für das beste hältst, Sadi«, sagte sie uninteressiert.
»Ich werde mich darum kümmern, meine Königin«, sagte Sadi und verbeugte sich, um zu gehen.
»Ich brauche Torak nicht mehr«, grübelte sie, immer noch den Spiegel anstarrend. »Dafür hat Polgara gesorgt.«
»Jawohl, meine Königin«, stimmte Sadi zu und erhob sich.
Sie sah ihn an. »Bleib ein bißchen, Sadi. Ich bin einsam.«
Sofort sank Sadi zurück auf die spiegelnden Fliesen.
»Manchmal habe ich so seltsame Träume, Sadi«, zischte sie. »Sehr seltsame Träume. Ich scheine mich an Dinge zu erinnern, an Dinge, die geschehen sind, als mein Blut noch warm und ich eine Frau war. In meinen Träumen habe ich merkwürdige Gedanken und merkwürdige Gelüste.« Sie blickte ihn direkt an, mit ausgebreitetem Schild, und reckte ihm ihren spitzen Kopf entgegen. »War ich wirklich so, Sadi? Es ist alles wie von Nebel verhüllt.«
»Es war eine schwierige Zeit, meine Königin«, antwortete Sadi offen. »Für uns alle.«
»Weißt du, Polgara hatte recht«, fuhr sie wispernd fort. »Die Tränke haben mich entflammt. Ich glaube, so ist es besser keine Leidenschaften, kein Hunger, keine Ängste.«
Sie wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Du kannst jetzt gehen, Sadi.«
Er erhob sich und ging auf die Tür zu.
»Ach, Sadi.«
»Ja, meine Königin?«
»Wenn ich dir früher Ärger gemacht habe, tut es mir leid.« Er starrte sie an.
»Natürlich nicht sehr, aber ein bißchen.« Dann widmete sie sich wieder ihrem Spiegelbild.
Sadi zitterte, als er die Tür hinter sich schloß. Etwas später schickte er nach Issus. Der schäbige, einäugige Mietling betrat das Arbeitszimmer des Obereunuchen mit einem merklichen Zögern. Er wirkte etwas ängstlich.
»Komm herein, Issus«, sagte Sadi ruhig.
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Sadi«, sagte Issus nervös und sah sich um, ob sie auch wirklich allein waren. »Du weißt ja, es war nicht persönlich gemeint.«
»Schon gut, Issus«, beruhigte Sadi ihn. »Du hast nur getan, wofür du bezahlt wurdest.«
»Wie hast du es gemerkt?« fragte Issus mit beruflicher Neugier. »Die meisten sind schon zu weit hinüber, wenn sie merken, daß sie vergiftet wurden, als daß das Gegengift noch wirken könnte.«
»Dein Gebräu hinterläßt einen ganz schwachen Nachgeschmack nach Zitronen«, antwortete Sadi. »Ich bin geübt darin, ihn zu erkennen.«
»Ach«, machte Issus. »Daran muß ich noch arbeiten. Sonst ist es ein sehr gutes Gift.«
»Ein ausgezeichnetes Gift, Issus«, stimmte Sadi zu. »Das bringt mich darauf, weshalb ich nach dir geschickt habe. Es gibt einen Mann, ohne den ich gut
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