Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Reldegen dar. »Ihre Gnaden ist sein direkter Nachkomme, und unser Treueschwur besitzt noch immer seine Gültigkeit.«
    Die Königin starrte erst den einen, dann den anderen an. »Ich bitte Euch«, sagte sie, »berichtigt mich, wenn ich etwas falsch verstanden habe. Ist die Bedeutung dessen, was hier gesagt wurde, daß Arendien seit einem halben Jahrtausend wegen einer uralten Formalität gespalten ist?«
    Reldegen schürzte nachdenklich die Lippen. »Es steht noch etwas mehr dahinter, Euer Gnaden, aber darin scheint tatsächlich der Kern des Problems zu liegen.«
    »Fünfhundert Jahre Zwist und Blutvergießen wegen einer Formsache?«
    Graf Reldegen kämpfte mit dieser Vorstellung. Er setzte mehrmals zum Sprechen an, brach jedoch jedesmal mit einem Blick hilfloser Verblüffung ab. Schließlich begann er zu lachen. »Das ist irgendwie arendisch, nicht wahr?«
    Der alte Baron von Vo Serin warf ihm einen raschen Blick zu, dann begann er ebenfalls zu lachen. »Ich bitte Euch, Graf Reldegen, verschließt diese Erkenntnis in Eurem Herzen, sonst werden wir alle zur Zielscheibe allgemeiner Heiterkeit. Wir wollen nicht das Vorurteil bestätigen, daß außergewöhnliche Dummheit unser hervorstechendstes Merkmal ist.«
    »Warum ist diese Absurdität nicht früher entdeckt worden?« verlangte Mayaserana zu wissen.
    Graf Reldegen zuckte traurig die Achseln. »Vermutlich, weil Asturier und Mimbrater nicht miteinander sprechen, Euer Gnaden. Wir waren immer viel zu begierig, gleich zu kämpfen.«
    »Schön«, sagte die Königin streng, »was ist vonnöten, um diese bedauerliche Verwirrung wieder in Ordnung zu bringen?«
    Graf Reldegen sah den Baron an. »Vielleicht eine Proklamation?« schlug er vor.
    Der alte Mann nickte nachdenklich. »Ihre Majestät könnte Euch von Eurem alten Eid entbinden. Das ist zwar kein verbreitetes Verfahren, aber es hat schon derartige Fälle gegeben.«
    »Und dann schwören wir ihr als Königin von Arendien die Treue?«
    »Das würde allen Anforderungen von Ehre und Anstand Genüge tun, denke ich.«
    »Aber ich bin doch dieselbe Person, oder nicht?« wandte die Königin ein.
    »Technisch betrachtet nicht, Eure Majestät«, erklärte der Baron. »Die Herzogin von Asturien und die Königin von Arendien sind zwei Wesenheiten. Ihr seid tatsächlich zwei Personen in einer.«
    »Dies ist höchst verwirrend, meine Herren«, stellte Mayaserana fest.
    »Wahrscheinlich hat es deswegen auch noch nie jemand bemerkt. Euer Gnaden«, sagte Reldegen. »Sowohl Ihr als auch Euer Gatte habt zwei Titel und formal zwei voneinander getrennte Persönlichkeiten.« Er lächelte kurz. »Ich bin erstaunt, daß auf dem Thron Platz war für eine solche Menschenmenge.« Dann wurde er wieder ernst. »Es wäre keine völlige Heilung, Euer Gnaden«, setzte er hinzu. »Die Spaltung zwischen Mimbre und Asturien sitzt so tief, daß es noch Generationen dauern wird, sie zu überwinden.«
    »Und dann werdet Ihr auch meinem Gatten die Treue schwören?« fragte die Königin.
    »Als dem König von Arendien, ja – als dem Herzog von Mimbre, nie.«
    »Das wird für den Anfang genügen, Graf. Dann wollen wir uns um diese Proklamation kümmern. Mit Tinte und Pergament wollen wir die klaffende Wunde unseres armen Arendiens verbinden.«
    »Hübsch gesagt, Euer Gnaden«, sagte Reldegen bewundernd.
    Ran Borune hatte fast sein gesamtes Leben innerhalb der Mauern des Kaiserpalastes in Tol Honeth verbracht. Seine gelegentlichen Reisen in die übrigen größeren Städte des Reiches hatte er meist in geschlossenen Kutschen unternommen. Es konnte gut sein, daß Ran Borune in seinem Leben noch nie eine ganze Meile an einem Stück zu Fuß zurückgelegt hatte, und ein Mann, der noch nie eine Meile weit gelaufen ist, hat keine wahre Vorstellung davon, was eine Meile ist.
    Der Vorschlag, der diese Schwierigkeit letztendlich löste, kam aus einer recht überraschenden Quelle. Ein früherer Lehrer namens Jeebers – ein Mann, der letzten Sommer nur knapp der Gefangenschaft oder gar Schlimmerem entgangen war, hatte seinen Vorschlag schüchtern vorgebracht. Meister Jeebers war jetzt überhaupt sehr schüchtern. Daß er um ein Haar das Mißfallen des Kaisers erregt hatte, hatte endgültig die pompöse Überheblichkeit beseitigt, die ihn früher ausgezeichnet hatte. Eine Reihe seiner Bekannten stellte mit Erstaunen fest, daß sie den kahlen, hageren Mann jetzt sogar mochten.
    Meister Jeebers hatte dargelegt, daß der Kaiser es bestimmt verstehen würde, wenn er die

Weitere Kostenlose Bücher