Duell der Zauberer
hinauszugehen und sie gefangenzunehmen, aber das scheint sie nicht zu stören.«
»Warum wollen sie denn gefangengenommen werden?« fragte Ce’Nedra.
»Hier gibt es keine Grolims«, erläuterte Durnik. »Keine Altäre von Torak und keine Opfermesser. Die Thulls scheinen der Meinung zu sein, dem zu entkommen, sei die Unannehmlichkeit, gefangengenommen zu werden, durchaus wert. Wir nehmen sie auf und lassen sie an den Befestigungen arbeiten. Sie sind gute Arbeiter, wenn man aufpaßt, daß sie es ordentlich machen.«
»Ist das denn sicher?« fragte Rhodar mit vollem Mund. »Vielleicht sind Spione unter ihnen.«
Durnik nickte. »Wissen wir«, sagte er, »aber die Spione sind im allgemeinen Grolims. Den Thulls fehlt normalerweise die geistige Voraussetzung für einen Spion, deshalb müssen die Grolims das selbst übernehmen.«
Rhodar ließ vor Staunen sein Hühnerbein sinken. »Ihr laßt Grolims in die Anlage?«
»Es ist nichts dabei«, sagte Durnik. »Die Thulls wissen, wer ein Grolim ist, und wir lassen sie selbst mit dem Problem fertigwerden. Sie nehmen die Grolims meist ein Stück entlang der Klippe mit und werfen sie dann hinunter. Zuerst wollten sie es gleich hier machen, aber einige der Klügeren unter ihnen machten ihnen klar, daß es nicht sehr höflich wäre, den Männern, die dort unten arbeiten, Grolims auf den Kopf zu werfen, und seitdem gehen sie etwas beiseite, wo es niemanden stört, wenn ein Grolim herunterfällt. Ein sehr rücksichtsvolles Volk, diese Thulls. Man könnte sie fast gern haben.«
»Du hast einen Sonnenbrand auf der Nase, Ce’Nedra«, erklärte Polgara der kleinen Prinzessin. »Hast du denn nicht daran gedacht, einen Hut aufzusetzen?«
»Von Hüten bekomme ich Kopfschmerzen.« Ce’Nedra zuckte die Achseln. »Ein kleiner Sonnenbrand wird mir nicht schaden.«
»Du mußt auf dein Äußeres achten, Liebes«, sagte Polgara. »Du wirst nicht sehr königlich aussehen, wenn sich deine Nase pellt.«
»Kein Grund zur Sorge, Polgara. Du kannst es doch wieder in Ordnung bringen, nicht wahr? Weißt du, so.« Ce’Nedra machte eine kleine Geste, die sie für magisch hielt.
Polgara warf ihr einen langen, kalten Blick zu.
König Anheg von Cherek kam mit dem breitschultrigen Rivanischen Hüter auf sie zu. »Hattest du eine nette Kletterpartie?« fragte er Rhodar vergnügt.
»Möchtest du eins auf die Nase haben?« fragte Rhodar zurück.
König Anheg lachte leise. »Je«, meinte er, »heute sind wir aber brummig, was? Ich habe gerade Neuigkeiten von zu Hause bekommen und dachte, sie würden dich vielleicht etwas aufheitern.«
»Nachrichten?« stöhnte Rhodar und erhob sich müde.
Anheg nickte. »Während du deine Leibesübungen veranstaltet hast, sind sie uns von unten hochgeschickt worden. Du wirst nicht glauben, was in der Heimat vor sich geht.«
»Versuch’s mal.«
»Du wirst es einfach nicht glauben.«
»Anheg, spuck’s aus!«
»Wir bekommen Verstärkung. Islena und Porenn sind in den letzten Wochen sehr geschäftig gewesen.«
Polgara sah ihn scharf an.
»Weißt du was?« sagte Anheg, eine zusammengerollte Botschaft in der Hand haltend. »Ich wußte nicht einmal, daß Islena lesen und schreiben kann, und jetzt bekomme ich das hier.«
»Tu nicht so geheimnisvoll, Anheg«, befahl Polgara. »Was haben die Damen gemacht?«
»Soweit ich es verstehe, hat sich der Bärenkult seit unserer Abreise recht unbeliebt gemacht. Grodeg hat anscheinend geglaubt, wenn die Männer weg sind, könnte er an die Macht gelangen. Er begann, in Val Alorn seinen Einfluß geltend zu machen, und im Hauptquartier des drasnischen Geheimdienstes in Boktor haben sich Kultanhänger eingeschlichen. Es sieht so aus, als hätten sie dort seit Jahren auf etwas hingearbeitet. Jedenfalls begannen Islena und Porenn Informationen auszutauschen, und als sie erkannten, wie nahe Grodeg daran war, seine Hände nach der Macht in den beiden Reichen auszustrecken, haben sie gehandelt. Porenn hat alle Kultisten aus Boktor hinausgeworfen und sie auf die schlimmsten Posten verbannt, die ihr eingefallen sind, und Islena hat den Bärenkult von Val Alorn zusammentreiben lassen – jedes einzelne Mitglied – und sie alle auf Schiffe verfrachtet, damit sie sich der Armee anschließen.«
»Sie haben was?« keuchte Rhodar.
»Ist das nicht erstaunlich?« Langsam breitete sich ein Grinsen auf Anghegs grobem Gesicht aus. »Das Schöne an der ganzen Sache ist, daß Islena damit durchkommt, während ich das nie gekonnt hätte. Von
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