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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschlafen, mein Herz. So glücklich warst du …«
    »Dann ist wirklich alles zu Ende.« Er befreite sich von ihren Armen und trat an das von außen mit Eiskristallen bedeckte Fenster. Vor ihm lag das Plateau und das dunkelblaue Meer, und er sah auch den Motorschlitten und das an ihm verknotete Seil. »Du hast unsere Freiheit versenkt, Ljuba, den einzigen Weg in eine freie Zukunft.«
    »Ich will dich ganz allein für mich haben, Ric! Für immer! Du solltest nicht wieder wegfliegen zu deinen Leuten und vielleicht nie wiederkommen. Du gehörst mir, wie ich dir gehöre.«
    »Irgendwo in Sibirien!«
    »Wir werden um Gnade bitten. Winseln werden wir, uns treten lassen, bespucken sollen sie uns, peitschen, quälen, alles, alles sollen sie mit uns machen, aber sie sollen uns nicht trennen. Ric, auch in Sibirien können wir leben, wenn wir zusammenbleiben. Sibirien ist das Land der Zukunft, es wird täglich neu entdeckt, es wird Rußland zur größten Macht dieser Erde machen. Seine Bodenschätze, seine Wälder, seine Flüsse, seine Berge, alles ist voll von Schätzen, so etwas gibt es nicht zweimal auf unserer Welt. Ric, wenn Moskau will, leben wir in eine herrliche Zukunft hinein.«
    »Und wenn Moskau nicht will?«
    »Töte ich mich.«
    »Und das nennst du eine Zukunft? Ljuba, welchen Weg gibt es, von hier wegzukommen?«
    »Keinen.«
    »Ich werde mich wehren bis zum Letzten …«
    »Hat das einen Sinn?« Sie blickte wie Ric zur Wand, an der die Maschinenpistole lehnte. »Du kannst 10 oder 20 Männer erschießen, und dann? Dann sind die Magazine leer, sie ergreifen dich und schlagen dich tot wie einen Hund. Wo ist der Unterschied zu Sibirien? Wenn es dich nicht mehr gibt, töte ich mich.«
    »Mein Gott, so sehr liebst du mich?«
    »Ja«, sagte sie schlicht. »Ja.«
    Sie liebten einander nicht noch einmal, sie zogen sich an, küßten sich und saßen dann Hand in Hand vor dem Fenster und warteten auf das Sonderkommando der ›Morgenröte‹.
    »Wie gut kennst du diesen Jurij?« fragte Henderson einmal.
    Und Ljuba antwortete: »Er war mein Geliebter.«
    »Er wird mich sofort umbringen.«
    »Nein, froh wird er sein, daß wir uns lieben.« Sie faßte nach seiner Hand. »Aber du wirst ihn töten.«
    »Warum?«
    »Er ist der Geliebte von Virginia.«
    »Red nicht solch einen Unsinn, Ljuba.« Er stellte sich die veränderte Situation vor und wunderte sich, daß er so ruhig darüber nachdenken konnte. Wie habe ich mich verwandelt! stellte er fest. Was hat diese Frau in einer einzigen Nacht aus mir gemacht! Was wird aus mir werden in hundert Nächten? Ich werde sie brauchen wie Wasser, wie Brot, wie alles, was man zum Leben braucht. Sie werden uns in Moskau nicht auseinanderreißen. Was bin ich denn? Ein kleiner amerikanischer Oberleutnant, keine Gefahr für das riesige Rußland. Sie werden mich und Ljuba freilassen, und behalten sie uns im Land, werde ich ein Bauer in Sibirien werden oder Transportflugzeuge in neu erschlossene Gebiete fliegen, das ist etwas, was ich kann, und sie werden es ausnutzen. Wir gehen nicht unter, Ljuba, wir verändern nur unser Leben. Und wie wird es Virginia ergehen?
    »Woran denkst du, Ric?« fragte Ljuba. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und sah hinaus auf das Eis, das Meer und den mit ihm zusammenstoßenden Horizont. Ab und zu hing eine dünne Wasserfontäne in der Luft, Blauwale, die längs des Eisberges zogen.
    »Ich denke daran, ob dieser Jurij nicht eines Tages Virginia wegwirft, wenn er ihrer überdrüssig geworden ist.«
    »Jurij Adamowitsch ist ein Ehrenmann. Er ist Kapitän der Marine, Befehlshaber der Gruppe I der U-Boot-Flottille.«
    »Man wird ihn degradieren und auch in die Verbannung schicken, nicht wahr?«
    »Das wird Schesjekin verhindern.«
    »Wer ist Schesjekin?«
    »Der Vizeadmiral. Sein Wort wird auch in Moskau gehört. Er ist ein Freund von Admiral Sujin. Und Sujin wiederum kennt General Wisjatsche. Auf ihn kommt es an. Man muß Beziehungen in Rußland haben, um besser leben zu können.«
    »Und du hast auch diese Beziehungen?«
    »Ich hoffe es. Ich weiß noch nicht, ob sie einflußreich genug sind. Wer weiß das schon bei uns? Gestern warst du ein Unbekannter, heute bist du ein Vertrauter, morgen kannst du schon ein Staatsfeind sein. Das ändert sich alles schnell.«
    Noch einmal machte Ljuba Tee für sie, noch einmal tranken sie ihn mit etwas Wodka darin, noch einmal küßten sie sich wie bei einem Abschied für immer. Dann hörten sie das Surren der Motorschlitten und das

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