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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Knattern ließ ihn hochschrecken. Hubschrauber, das sind Hubschrauber, unverkennbar! Sie suchen mich! Sie werden meinen Hubschrauber entdecken. Hier bin ich, Jungs, hier! Direkt an der Küste! Bei Ljuba Alexandrowna! Holt mich hier raus! Zusammen mit Ljuba! Sie wird in den Staaten ein neues Leben beginnen. Mit mir, Jungs! Kommt näher, näher zur Küste! Hierher! Hierher!
    Er knotete das Handtuch um seine Hüften, lief in das Wohnzimmer und wollte etwas sagen, aber Ljuba winkte ab. In betörender Nacktheit saß sie am Funkgerät, das blonde Haar noch zerwühlt vom Schlaf, lächelte ihm zu und spitzte die Lippen, ihn aus der Entfernung küssend. Henderson zeigte nach oben, das Knattern der Rotorflügel kam näher, und sie nickte ihm zu, griff zur Seite, zu seiner Maschinenpistole, und legte sie quer über ihren blondgelockten Schoß.
    Das war der Augenblick, in dem Ric ins Mikrofon rief: »Sie wird nicht schießen!«
    Sofort unterbrach Ljuba die Verbindung, ihre graublauen Augen blitzten und bekamen einen grünlichen Ton. »Du hast alles zerstört«, sagte sie und stellte die MP wieder an die Wand.
    »Was habe ich zerstört?«
    »Unsere eigene kleine Welt. Jetzt werden sie kommen und dich abholen.«
    »Wer wird kommen? Wer ist der Admiral? Mit wem hast du gesprochen?«
    »Du wirst es sehen, Ric. So schön wäre es gewesen mit uns, niemand hätte es gemerkt, die Zeit wäre dahingeflogen …«
    Sie hoben beide den Kopf. Das Geknatter der Hubschrauber entfernte sich schnell. Henderson hieb beide Fäuste gegeneinander. Sie fliegen weiter! Jungs, habt ihr denn keine Augen? Mitten auf dem Eisfeld steht mein Hubschrauber, den kann man doch nicht übersehen!
    »Tut es dir leid?« fragte sie und stand von dem Stuhl auf. Mit einem Ruck riß sie ihm das Handtuch von den Hüften, ihr Gesicht erstarrte in einem gezwungenen Lächeln.
    »Was soll mir leid tun? Diese erste Nacht mit dir? Nein.«
    »Gibt es eine zweite, eine dritte, hundert Nächte? Ein ganzes Leben lang unsere eigene Nacht? Unsere eigenen Tage? Auf den Knien werden wir Moskau bitten müssen, und Moskau wird nach Osten zeigen: Sibirien, du in Norilsk, ich im Lager von Kap Deschnew. Ich werde mich dort umbringen, Ric!«
    »Red nicht solchen Unsinn, Ljuba!« sagte Henderson gepreßt.
    »Warum soll ich allein leben, ohne dich jemals wiederzusehen? Sie werden uns nie mehr zusammenlassen.«
    »Wären meine Freunde gelandet und hätten uns entdeckt, ich hätte dich mit in die Staaten genommen. In ein absolut freies Land.«
    »Ich bin eine Russin, Ric!«
    »Wir kennen keine Vorurteile. Bei uns ist jeder nur ein Mensch, ob weiß, schwarz, braun oder gelb. Ob aus Samoa oder Moskau, er kann bei uns leben.«
    »Das ist es nicht, Ric. Ein Russe hat immer Heimweh in der Fremde.«
    »Du bist bei mir. Du sagst, daß du mich liebst. Ist russisches Heimweh stärker als die Liebe?«
    »Nein! Nein!« Sie lehnte sich an ihn, und die Berührung mit ihrem Körper durchrann ihn wieder wie ein warmer Strom. »Deshalb töte ich mich am Kap Deschnew.«
    »Noch sind wir hier auf einem Eisberg.«
    »Sie sind schon unterwegs, uns zu holen.«
    »Wer, zum Teufel?«
    »Vielleicht Jurij Adamowitsch. Oder ein anderer Offizier mit einem Trupp sowjetischer Marinesoldaten.«
    »Was sagst du da?« Henderson starrte Ljuba ungläubig an. »Hier auf dem Eisberg sind sowjetische Soldaten?«
    »Im Eisberg, Ric! Eine kleine Stadt im Berg. Und ein Hafen, ein U-Boot-Hafen. Jetzt kannst du es wissen … Es gibt für dich kein Zurück mehr.«
    »Wann können sie hier sein, Ljuba?«
    »Vielleicht in drei Stunden.«
    »Zeit genug, um uns abzusetzen. Zieh dich an, wir fahren zu meinem Hubschrauber und sind längst in der Luft, bevor die Truppe uns erreicht.« Er wollte ins Schlafzimmer, aber Ljubas fester Griff um seinen Unterarm hielt ihn zurück.
    »Du hast keinen Hubschrauber, Ric«, sagte sie leise.
    »Er steht oben auf dem Eisfeld, das weißt du doch.«
    »Er ist nicht mehr da.« Sie drängte sich wieder an ihn, umschlang seinen Nacken und rieb ihren warmen nackten Leib an seinem Leib. »Laß uns einander noch einmal lieben, Liebling, bevor sie uns abholen. Noch einmal …«
    »Was ist mit meinem Hubschrauber?« Henderson streichelte ihren Rücken und ihre zu ihm drängenden Schenkel, aber eine Erregung stellte sich nicht bei ihm ein.
    »Er ist im Meer versunken.«
    »Nein!«
    »Ich selbst habe es getan. Welche Mühe war das! Fast erfroren wäre ich. Eine schreckliche Nacht war das. So fest hast du

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