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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sofort.
    »Ich war und bin und bleibe immer die Genossin Berreskowa«, antwortete Ljuba stolz.
    »Und wer ist der da?« Schesjekins Finger stach in Richtung Hendersons.
    »Ric Henderson, Oberleutnant der amerikanischen Air Force.«
    »Sehr schön! Sehr schön! Fällt vom Himmel in ein sowjetisches Bett! Welch ein Wunder! Haben Sie noch eine Ehre, Ljuba?«
    »Ich fühle mich nicht entehrt, Genosse Admiral. Glücklich bin ich … Frißt Glück die Ehre auf?«
    »Wozu diskutieren?« Schesjekin warf einen langen Blick auf Henderson. Gut sieht der Kerl aus, stabil, sicherlich ein guter Sportler. Viel Kraft wird er auch brauchen in den Steinbrüchen oder Bergwerken von Sibirien. »Ich kann es mir ersparen, ihn zu verhören, was? Er wird kein Wort sagen.«
    »Würde ich etwas verraten, wenn man mich gefangengenommen hätte?« fragte sie zurück.
    »Sie haben bereits Ihr Vaterland verraten!« schrie Schesjekin auf. Die Erregung würgte ihn, er mußte tief Luft holen. »Was wissen Sie von diesem Amerikaner? Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Nichts.«
    »Wo kommt er her?«
    »Von einem amerikanischen Flugzeugträger. Er ankert im McMurdo-Sund.«
    »Aha!« Schesjekin starrte zu Malenkow hin. Ein Flugzeugträger! In der Nähe der ›Morgenröte‹! Die Gefahr vor der Tür! »Was will er dort?«
    »Ein normales Manöver unter erschwerten Bedingungen, weiter nichts.«
    »Sagt er!«
    »Ich glaube ihm, Genosse Admiral.«
    »Natürlich, natürlich … Was glaubt man nicht alles, wenn es im Bett ins Ohr geflüstert wird!« Schesjekin nahm seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf, den Kopf gesenkt, ein stampfendes Flußpferd.
    »Was hat er gesagt?« fragte Henderson und legte den Arm um Ljuba.
    Malenkow sah es mit der Ruhe eines Menschen, den so etwas nicht mehr interessierte.
    »Er verzichtet auf ein Verhör. Ich habe ihm gesagt, daß es bei dir keinen Sinn hat.«
    »Danke, mein Liebling.«
    Henderson warf einen Blick auf Malenkow. Auch ohne ihm jemals begegnet zu sein oder ein Bild von ihm zu kennen, wußte er, daß dies Jurij war. Jurij, der Virginia erobert hatte – wenn Ljuba die Wahrheit sagte. »Bitte, übersetz das«, sagte er mit fester Stimme. »Herr Admiral, was ich bisher gesehen habe, diese U-Boot-Basis im Eis, ist ein Meisterwerk an Planung und Ausbau. Es gibt auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares. Ich gratuliere Ihnen, auch wenn dieser Hafen im Eisberg gegen mein Land gerichtet ist.«
    Ljuba übersetzte es wörtlich.
    Schesjekin blieb stehen, hörte es sich an und musterte dann wieder seinen amerikanischen Gegner. »Genossin, sagen Sie ihm, daß ich mich bedanke. Aber die schönsten Worte ändern nichts an den Tatsachen und an ihren Folgen. Einen amerikanischen Offizier Henderson gibt es nicht mehr.« Er hob die dicke Hand und machte damit eine Wedelbewegung, als verscheuche er ein brummendes Insekt. »Sie können in Ihr Haus gehen, Ljuba Alexandrowna. Der Gefangene steht unter Arrest, darf das Haus nicht verlassen. Genosse Malenkow, Sie bürgen dafür.«
    Die Soldaten kamen wieder ins Zimmer und führten Ljuba und Henderson ab. Malenkow folgte ihnen bis zu Ljubas Haus und blieb dann vor der Tür stehen.
    »Du bleibst draußen?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Virginia ist im Haus.«
    »Ja.«
    »Hast du Angst mitanzusehen, wie sie Ric um den Hals fällt!«
    »Und du hast keine Angst davor?«
    »Ich habe Angst!« Sie blickte zu Henderson hinauf, nahm plötzlich seinen Kopf zwischen ihre Hände und küßte ihn. »Ich bleibe auch vor dem Haus«, sagte sie dann. »Gehen wir etwas spazieren, Jurij. Zeig mir das neue Heizungswerk.« Und zu Henderson sagte sie: »Geh hinein, mein Liebling. In einer halben Stunde bin ich wieder da.«
    Henderson zögerte, die Türklinke hinunterzudrücken. Er ahnte, wen er im Haus antreffen würde, zu deutlich war die Absicht, ihm die Begegnung allein zu überlassen. Unschlüssig blickte er Ljuba und Jurij nach; sie gingen die mit Holz belegte Eisstraße hinunter zu den Piers, an denen vier U-Boote im Wasser lagen. Ljubas blondes Haar leuchtete im Licht der vielen Lampen und Scheinwerfer, die der Stadt im Eis die Sonne ersetzten.
    Ich liebe sie, sagte er zu sich und versuchte, damit eine Wand vor sich aufzubauen. Verdammt, ich liebe sie. Ich lebe plötzlich ein anderes Leben. Mit einem Ruck drückte er die Klinke hinunter und trat in das Haus.
    Und dann standen sie sich gegenüber, in dem großen, warmen Wohnzimmer der Berreskowa, standen da und sahen sich an, mit hängenden Armen und klopfendem

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