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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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richtig.« Henderson erhob sich, ergriff Malenkows Hand, drückte sie fest, und dann umarmten sie sich wie gute Freunde, die sich nach langer Zeit wieder getroffen haben.
    Unterdessen hatte Vizeadmiral Schesjekin die Funkverbindung mit Admiral Sujin aufgenommen. Ihm war es gleichgültig, welche Zeit sie jetzt auf Sachalin hatten – als Sujin sich meldete, sagte Schesjekin: »Verzeihen Sie, Alexander Mironowitsch, den zu Miß Allenby gehörenden Mann haben wir erwischt. Nein, gratulieren Sie nicht, kein Grund dazu. Zum Heulen ist es eher. Wo haben wir ihn gefunden? Im Bett der Genossin Berreskowa. Jetzt holen Sie Luft wie ich! Die Vier schicke ich Ihnen mit dem nächsten Schiff.«
    »Wieso vier?« fragte Sujin erstaunt. Schesjekins Nachricht erschütterte ihn weniger als den Dicken.
    »Miß Allenby und ihr Liebhaber Kapitän Malenkow, Ric Henderson und seine Geliebte Ljuba Alexandrowna …«
    »Sagen Sie das noch einmal, Wladimir Petrowitsch«, sagte Sujin mit hölzerner Stimme.
    »Es ist nicht zu glauben, aber wahr ist es trotzdem.«
    »Verhindern Sie jede Flucht, Genosse!«
    »Hier kommt niemand raus«, sagte Schesjekin mit ein wenig Stolz. »Hier sind sie sicherer als in einem Lager an der Steinigen Tunguska.«
    Minuten später flog die Nachricht um die halbe östliche Welt.
    Admiral Sujin rief General Wisjatsche an. Wisjatsche berichtete sofort an Marschall Ogarkow, dem obersten Führer der sowjetischen Streitkräfte. Ogarkow benachrichtigte umgehend Tschebrikow, den gefürchteten Chef des KGB. Und Tschebrikow sprach sofort mit Ligatschow, dem Leiter des ZK-Sekretariats, nach Gorbatschow dem mächtigsten Mann im Glasnost-und-Perestroika-Rußland. Sie hatten alle nur einen Gedanken: Diese vier Menschen durfte es nicht mehr geben. Man konnte sie liquidieren, und niemand erfuhr etwas davon, am wenigsten der Genosse Gorbatschow. Aber dann einigte man sich im Sinne von mehr Menschlichkeit, sie in der Weite Sibiriens verschimmeln zu lassen.
    Schesjekin, der am Abend den Befehl von Sujin erhielt, die Vier vom Eisberg wegzuschaffen, machte einen Vorschlag. »Nur unter Wasser ist hier wegzukommen, das wissen Sie, Genosse Sujin«, erklärte er. »Der beste Kenner des Weges unter dem Eis ist Malenkow. Ich möchte ganz sicher gehen, daß sie bei den Versorgungsschiffen ankommen. Ich schlage vor: Malenkow wird mit der ›Gorki‹ die Amerikaner und Ljuba Alexandrowna zu den Schiffen bringen, und erst dort wird auch er verhaftet. Man sollte es ihm nicht vorher sagen. Es gibt keinen besseren U-Boot-Kommandanten als Jurij Adamowitsch.«
    »Genehmigt. Eine Schande ist's!«
    Schesjekin schaltete ab. War es auch nicht ausgesprochen, er wußte klar, was Ljuba und Jurij in Moskau erwartete. Im günstigsten Fall ein Leben in der Vergessenheit.
    »Und alles nur, weil es unten juckt!« sagte Schesjekin laut in das leere Zimmer hinein. »Zum Haareausraufen ist es!«
    Am nächsten Tag – Virginia und Ljuba hatten in ihrem Bett, Jurij und Ric auf der Holzbank geschlafen – befahl Schesjekin den Kapitän Malenkow zu sich in die Kommandantur. »Es ist entschieden worden«, sagte er und blickte angestrengt auf eine große Seekarte, um nicht Malenkows Augen zu begegnen. »Die Gefangenen werden auf das Versorgungsschiff ›Minsk‹ gebracht. Die Ablösung ist da, drei Frachter unter argentinischer Flagge. Sie liegen noch 40 Seemeilen vor dem Roosevelt-Fjord im Treibeis und werden weiß gestrichen. In vier Tagen ankern sie an dem Nebenarm, wie immer. Genosse Malenkow, Sie werden mit der ›Gorki‹ die Amerikaner in Tauchfahrt dorthin bringen und auf der ›Minsk‹ abliefern.«
    »Und die Genossin Berreskowa?« fragte Jurij Adamowitsch steif.
    »Sie wird Henderson begleiten.«
    »Was wird mit Miß Allenby geschehen?«
    »Weiß ich das, Jurij Adamowitsch?« Schesjekin hob beide Hände. Ein guter Schauspieler war er, er wunderte sich selbst darüber. »Wissen Sie es? Keiner weiß es. Abliefern, heißt es. Was geht uns das andere an?«
    »Ich bitte um Urlaub, Genosse Admiral«, sagte Malenkow. Er sprach, als sei seine Kehle ein Reibeisen.
    »Urlaub?« Schesjekin hob den Kopf. Das war etwas Neues. Daran hatte keiner gedacht. »Urlaub? Wozu?«
    »Ich will Virginia nach Moskau begleiten und mit dem Oberkommando sprechen. Nurian ist ein guter Offizier. Die ›Gorki‹ kann man ihm anvertrauen, bis ich wiederkomme.«
    Wiederkommen, sagt er, dachte Schesjekin und senkte wieder den Blick auf die Seekarte. Mein lieber Jurij Adamowitsch, wo du hinkommst,

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