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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bei euch aus?«
    »Wir müssen in zehn Minuten zurück zur ›Lincoln‹. Wir werden mit dem letzten Tropfen Treibstoff landen.« Mulders Stimme klang besorgt. »Was haben Sie für ein Gefühl, Ric?«
    »Ein gutes. Hallo, wir starten …«
    Captain Brooks faltete die Hände, als Henderson die Triebwerke zündete und die Maschine über das spiegelnde Eis gleiten ließ. Dann gab er plötzlich Gas, ein Ruck fuhr durch das Flugzeug, es schoß auf der glatten Ebene dahin, hinter sich eine Wolke aus wirbelndem Wasser lassend, Schmelzwasser, das die dicken Reifen wegdrückten. Die Maschine kam vom geraden Kurs ab, aber das bedeutete keine Gefahr, das Eisfeld war lang und breit genug. Aber noch reichte der Schub nicht zum Hochziehen aus, die schwimmenden und durchdrehenden Reifen fraßen die nötige Geschwindigkeit auf.
    Vor ihnen tauchte der Rand des Eisberges auf, der Abbruch, der dann überging in einen sanften Hang bis zum Meer, den Hang, auf dem einmal eine kleine Stadt entstehen sollte.
    Henderson zog die Augenbrauen hoch und drückte den Gashebel zurück. Wie abgeschossen raste die Maschine über den Rand hinaus, schwankte gefährlich, aber dann saugten die Turbinen ungehindert die Luft ein, nichts hinderte mehr, die Startgeschwindigkeit stieß das Flugzeug steil in die Höhe, der Eisberg hatte sie nicht halten können.
    »Bravo!« schrie Sergeant Mulder ins Mikrofon. »Das war ein Start für einen Hollywood-Film. Ric Henderson als neuer 007! Wir drehen ab zur ›Lincoln‹!«
    »Wer war eigentlich Ihr letzter Fluglehrer, Ric?« fragte Brooks. Ein dünner Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
    »Sie, Sir …«
    »So was haben Sie bei mir gelernt?«
    »Ja, Sir.«
    »Da sieht man wieder, wie wertvoll die Erfahrung ist.« Brooks lehnte sich zufrieden zurück. »Ric, das haben Sie gut gemacht …«
    »Danke, Sir.« Henderson beugte sich etwas vor und sah hinüber zu den drei anderen Maschinen, die sich formierten, um als Verband hinter ihm herzufliegen. Vor allem aber verhinderte er damit, daß Brooks sein breites Grinsen sah.
    Man muß einem Vorgesetzten immer das Gefühl lassen, der Bessere zu sein, dann lebt man ruhiger.
    Zu einem Abschied zwischen Virginia Allenby und Lester Sinclair-Brown kam es nicht. An dem Vormittag, an dem Virginia mit drei großen Koffern von San Francisco nach Washington flog, ein wenig wehmütig, von Amerikas schönster Stadt auf unbestimmte Zeit Abschied nehmen zu müssen, stand Lester in einem Hörsaal von Berkeley und referierte über den Einfluß der Phönizier auf die Schiffahrt und dessen Folgen. Es widerstrebte dem Pflichtbewußtsein Lesters, diese Vorlesung ausfallen zu lassen, um einer Frau, selbst wenn er sie liebte, am Airport nachzuwinken.
    Virginia hätte auch am Nachmittag fliegen können, aber nein, sie hatte diese frühe Maschine gebucht.
    »Nach Washington kommt man immer früh genug!« hatte er gesagt. »Oder bist du ein Typ, der nicht Abschied nehmen kann?«
    »Vielleicht, Rick. So selbstverständlich ist das nicht, einfach wegzugehen und dabei nicht zu wissen, wann man wiederkommt.«
    »Ob man überhaupt wiederkommt, Ginny.«
    »Das glaube ich doch, Les.«
    »Wenn es um Menschen geht, soll man nicht glauben. Du hast eingepackt, als sei es endgültig. Nach vier Wochen sieht das nicht aus.«
    »Es werden auch mehr als vier Wochen sein.«
    »Du kennst deine Aufgabe, du kannst sie überblicken – sind es Wochen, Monate oder Jahre? Lauf nicht vor der Wahrheit davon, Ginny.«
    »Du auch nicht, Les.«
    »Hat es einen Sinn, auf dich zu warten?«
    »Ich … ich glaube … nicht.«
    »Also Jahre?«
    »Vielleicht, Les. Vielleicht auch bin ich dort so untauglich, daß sie mich in drei Monaten wieder zurückschicken. Wer weiß das?«
    »Keiner besser als ich. Du bist in deiner Meeresbiologie unschlagbar. Das hat ja auch Shakes gewußt, als er dich zu seiner Nachfolgerin vorschlug, und nur die anderen verknöcherten Professoren im Berufungsausschuß erfanden den Trick mit dem Alter. 26 Jahre und dann noch eine Frau, so schnell bekommt man bei den alten Knackern keine Professur. Aber nun scheint man im Pentagon dein Können erkannt zu haben.« Lester Sinclair-Brown schlug die Fäuste gegeneinander. »Wenn ich bloß eine Ahnung hätte, wozu man im Pentagon eine Meeresbiologin braucht! Die Militärs haben doch nie auf die Biologie geachtet, mit Ausnahme von biologischen Kampfstoffen, Bakterienbomben und Lähmungsgasen … Ginny, mach eine Andeutung, damit ich dich ruhiger

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