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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ziehen lassen kann – oder dich festhalte.«
    »Von dem Projekt darf ich dir nicht eine Silbe, geschweige ein Wort sagen, und mich festhalten ist auch unmöglich. Meine Zusage war fest, ich bin sogar schon vereidigt.«
    »Was bist du?« Lester gab dem Drang nach, jetzt einen harten, ungemischten Whiskey zu trinken. »Vereidigt? Beim Militär? Verdammt, das klingt nun ganz gefährlich. Bekommst du eine Uniform? Welchen Dienstrang? Frau Major? Stramm gestanden, ihr Männer! Brust und noch was raus! Miß Allenby kommt …«
    »Warum bist du immer so sarkastisch, Les?« fragte sie.
    »Wohin soll ich mich denn flüchten als in diese Ecke? Ich hatte mal davon geträumt, eine kluge und dazu noch schöne Frau zu haben, drei Kinder, eine kleine Farm im Sacramento Valley, so ein richtiges, kleines, eigenes Paradies, und was ist daraus geworden? Ein vereidigtes Geheimnis! Ginny, du verlangst viel, wenn ich mich daran in ein paar Tagen gewöhnen soll.«
    Das war die letzte Aussprache gewesen. Es war auch das letzte Zusammensein, völlig unerotisch, ohne Bett, ein Beisammensitzen, ein Händedruck, ein höflicher Kuß auf die Augen. Virginia hätte nie geglaubt, daß ein Abschied so einfach sein konnte, als gehe man nur einmal um die Ecke im Supermarkt einkaufen. Bis gleich … Bin schnell wieder da … Von da an bis zu ihrem Abflug nach Washington sprachen sie nur noch telefonisch miteinander, und als Virginia mit doch etwas belegter Stimme Lester den Abflugtermin nannte und Lester antwortete, er habe dann Vorlesungen, war ihr bewußt, daß eine Rückkehr ihr Leben zum drittenmal verändern würde.
    In Washington wurde sie diesmal nicht von der blondmähnigen Sekretärin abgeholt, am Ausgang erwartete sie Lieutenant Henderson.
    »In welchem Hotel wohne ich jetzt?« fragte Virginia, als sie in den schon betagten Pontiac stieg.
    »In gar keinem.« Henderson lachte jungenhaft. »Wir fahren in ein Camp bei Upperville, etwa 40 Meilen nordostwärts von Washington.«
    »In eine Kaserne?«
    »Nicht direkt. Dort wird weder exerziert noch geschossen. Es ist ein neu aufgebautes Camp, dreifach durch elektrische Zäune gesichert, in dem nur Wissenschaftler leben. Dort werden Sie ungefähr einen Monat verbringen, und dann geht's rein in die Vollen. Wir fliegen zuerst nach Hawaii, nach Pearl Harbor natürlich …«
    »Da wollte ich schon immer hin«, rief Virginia begeistert.
    »… aber da bleiben wir nur zwei Tage und fliegen weiter nach Samoa, steigen dort um und werden auf eine Insel gebracht, die noch nicht feststeht. Dort holen uns Hubschrauber der ›Lincoln‹ ab und bringen uns an Bord des Flugzeugträgers. Die ›Lincoln‹ wird die Hauptbasis sein, auf ihr konzentriert sich alles. Aber sie ist zu weit weg von ›Big Johnny‹. Wir werden also ein mit Stahlplatten gepanzertes Containerschiff so weit wie möglich an den Eisberg heranfahren, es dort verankern und als Arbeitsbasis benutzen. Mit den Hubschraubern können wir dann vom Container bis zu ›Big Johnny‹ sorglos hin- und herschwirren. Das hat auch den Vorteil, daß wir jederzeit erreichbar sind; wir leben nicht in einer fremden Welt.«
    Henderson fuhr den Highway am Potomac River entlang, stellte am Radio leise Musik ein und schielte aus den Augenwinkeln zu Virginia hinüber. »So jedenfalls ist es bis jetzt geplant.«
    »Das kann sich also ändern?« fragte sie.
    »Ich hoffe nicht. Einen besseren Plan gibt es nicht … Er hat nur einen Nachteil: Kein General hat ihn erdacht, sondern ein kleiner Offizier.«
    »Wer?«
    »Ich.« Henderson lachte wieder und schüttelte dabei den Kopf. »Das beleidigt natürlich die Strategen im Pentagon. Ein Plan muß im Stab entwickelt werden, nicht in einem Kasernenzimmer. Und dann noch von der Air Force, das ist der Gipfel! Ein Glück, daß General Seymore einen so guten Draht zu General Pittburger hat.«
    »Und warum, Ric, werde ich jetzt auch in dieses Camp bei Upperville eingesperrt?«
    »Sie wissen jetzt schon zu viel. In ein paar Tagen wissen Sie noch mehr. Sie werden ab heute nie allein sein, und Sie müssen sich daran gewöhnen, daß Sie nicht mehr tun können, was Sie wollen. Sie sind jetzt ein Rädchen in der großen, im Bau befindlichen Maschinerie, und es gibt eine Katastrophe, wenn ein Rädchen plötzlich ausfällt. Denken Sie an die Tragödie mit unserer Raumstation; da lag es an einem undichten Schläuchlein. Winzigkeiten können zu Katastrophen werden. Und bei ›Big Johnny‹ wollen wir keinerlei Risiko eingehen. Stellen Sie

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