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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich vor, die Sowjetrussen erfahren von unseren Plänen … Den Diplomaten werden die Köpfe platzen.«
    »Und Sie leben auch in dem Camp, Ric?«
    »Alle, die an dem Projekt arbeiten, soweit sie nicht schon im Einsatz sind, wie die ›Lincoln‹. Sie ist unterwegs zur Antarktis.« Sie bogen vom Highway ab, überquerten auf einer Brücke den Potomac River und fuhren dann durch eine grüne, von Wäldern und Feldern geprägte Landschaft in Richtung Upperville. »Vor vier Wochen sind Captain Brooks und ich auf ›Big Johnny‹ gelandet. Danach fiel die Entscheidung für die Hubschrauber. Virginia, ich muß Ihnen sagen: Dieser Eisgigant ist ungeheuerlich! Unglaublich!«
    »Ich freue mich, Ric.«
    »Auf den Eisberg?« Henderson starrte sie ungläubig an.
    »Ja.«
    »Dann sind Sie der einzige Mensch, der sich darauf freut. Sind Sie etwa ein verkappter abenteuerlicher Typ?«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin eher romantisch, auch wenn's keiner glauben will. Aber irgend etwas an diesem Eisberg fasziniert mich, ich kann nicht sagen, was … Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich freue mich wirklich auf ihn.«
    Das Camp lag außerhalb von Upperville in einem Waldstück, mit Hochspannungszäunen und Videokameras gesichert wie ein Atomdepot, und Ric und Virginia durchliefen vier strenge Kontrollen mit Röntgenaufnahmen und Fingerabdruckvergleich, ehe sie in den inneren Ring des Camps hineinkamen. Vor allem Virginias Koffer wurden gründlich untersucht, und sie schämte sich etwas, als ein Sergeant einen ihrer Büstenhalter betrachtete und fachmännisch »Oh, Größe vier!« sagte. Sein Blick auf Virginias Oberkörper war unverschämt.
    »Das fängt ja gut an!« sagte sie wütend zu Ric Henderson. »Man sollte mir vorsorglich einen Colt und einen biegsamen Totschläger geben. Wie viele Frauen sind denn im Camp?«
    »Mit Ihnen zwölf, Virginia. Hauptsächlich in der Küche.«
    »Und Männer?«
    »Bis heute 267 …«
    »Ich brauche keinen Colt, Ric!« sagte Virginia und starrte auf die Steinbaracken, die verstreut im Wald lagen und an denen sie jetzt vorbeifuhren. »Ich brauche eine MP und einen scharfen Wachhund.«
    Die neuen Satellitenfotos der nächsten Wochen zeigten nichts Ungewöhnliches. Die riesige Landmasse der Antarktis veränderte sich nie, nur die Gletscherabbrüche schufen immer neue Küstenformen. Auf diesem gigantischen Kontinent unter Eis lebten nur die Robben, Eisbären und Pinguine und die wenigen Menschen der Polarforschungsstationen. Im Ross-Meer trieb das losgerissene Ungetüm aus Eis mit der berechneten Geschwindigkeit von knapp 3,6 Kilometern in der Stunde träge dahin, schob andere Eisberge zur Seite, zermalmte im Weg treibende Eisschollen – wenn 6.280 Quadratkilometer Masse sich bewegen, gibt es keinen Widerstand mehr.
    ›Big Johnny‹ oder ›Morgenröte‹ standen trotzdem unter ständiger Überwachung. Die Amerikaner hatten es da leichter; vom Flugzeugträger ›Lincoln‹ aus starteten sie ihre Langstreckenaufklärer, während die Russen zunächst nur auf die Funkfotos der Satelliten angewiesen waren. Auf ihnen erblickten sie als winzigen Punkt, bei stärkster Vergrößerung, die ›Lincoln‹, so wie die amerikanischen Spezialisten alle Schiffsbewegungen in diesem Seegebiet überwachten. Auch die zwei russischen Versorgungsschiffe, als Frachter getarnt, aber vollgestopft mit Elektronik, wurden registriert, zunächst nur als ›nicht kriegerische Schiffe‹, die von Neuseeland in Richtung Süd-Chile, Feuerland, Ushuaia unterwegs waren.
    Seit sechs Wochen fuhren sie nun unter Wasser nach Süden, an den Trauminseln der Südsee vorbei, an Tonga, Fidschi, den Cook-Inseln, Rarotonga und der Inselgruppe der Tubuai, und nur dreimal waren sie aufgetaucht, um Frischwasser an Bord zu nehmen, vier lange, elegant aussehende stählerne Meeresungeheuer. Für dieses Auftauchen suchten sie sich die einsamsten Stellen aus; einmal war es das 6.325 Meter tiefe Seeloch zwischen den Marschall-Inseln und den Weihnachtsinseln, das zweite Luftschöpfen geschah zwischen Samoa und den Cook-Inseln, und das dritte Auftauchen war bereits im Südwest-Pazifik-Bassin am Maria-Theresa-Reef. Am gefährlichsten war die Fahrt im Gebiet der Wake-Insel und der Marschall-Inseln gewesen, einer Zange gleich, die von den Amerikanern bedient wurde. Sowohl von Wake wie von Wotie aus umkreisten US-Flugzeuge die beiden sowjetischen Frachtschiffe, die vier U-Boote gingen auf die tiefstmögliche Tauchtiefe und schlichen fast lautlos dahin, eine

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