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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein.‹ Jetzt ist Onkelchen an einem Betrieb beteiligt, der Hosenträger herstellt. Gut, sehr gut geht es ihm. Siehst du, Jurij Adamowitsch, das war auch so ein verrückter Zufall …«
    »Hoffen wir, daß die Amerikaner genug Hosenträger haben«, sagte Malenkow spöttisch und klopfte Nurian auf die Schulter. »Was ihr auch alle redet, mir kommt der Flugzeugträger unheimlich vor.«
    »Genossin Ljuba Alexandrowna, ich habe vorhin mit Malenkow gesprochen«, verkündete Schesjekin vor dem Abendessen. Er saß mit der Berreskowa im Vorraum des Offizierskasinos und trank mit ihr zur Appetitanregung ein Glas grusinischen Kognak. Bester Laune war er: Admiral Sujin hatte aus Moskau von sich hören lassen und es Schesjekin überlassen, ob er bei der Sturge-Insel bleiben wolle oder sich im Roosevelt-Sund verstecke. Nur eine Bedingung gab es: unsichtbar bleiben.
    »Wie geht es Jurij Adamowitsch?« Ljubas Frage war kühl, ihre Stimme noch uninteressierter. Beherrschen konnte sie sich, so vollkommen, daß nicht das kleinste Zucken der Mundwinkel, kein Zittern in den Augenwinkeln, keine Unruhe in den Fingern verrieten, wie diese Mitteilung sie innerlich aufregte.
    »Gut! Sehr gut! Er ist gut vorangekommen. Er könnte morgen den Eisberg erreicht haben. Für mich war es sicher: Nur Malenkow ist der Mann, der als erster seinen Fuß auf ›Morgenröte‹ setzt. Ein Pionier ist er, wie die Eroberer Sibiriens. Ein moderner Jermak, ein Nachfolger von Stenka Rasin.« Schesjekin blickte zur Seite auf die Berreskowa. »Sie mögen ihn nicht, Genossin?«
    »Ich kenne ihn zu wenig, Wladimir Petrowitsch«, log sie.
    »Wir dachten immer, daß Sie und Jurij – wir dachten das alle. Oft hat er Sie besucht, auf Sachalin …«
    »Ich bin überwacht worden, Genosse Admiral?«
    »Nur zu Ihrer Sicherheit. Zu wertvoll sind Sie uns, Ljuba Alexandrowna. Unter so vielen rauhen Kerlen eine Frau wie Sie … Wir waren alle beruhigt, daß Malenkow sich Ihnen widmete. Aber nun sehe ich, er war der Falsche.«
    Die Berreskowa spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Ein fürchterlicher, würgender Verdacht stieg in ihr hoch. Erwiese er sich als wahr, würde es sein, als reiße man Stücke aus ihrem Fleisch. »Jurij Adamowitsch hatte den Auftrag, sich um mich zu kümmern?« fragte sie mit der gleichen kühlen Stimme. »Sie haben ihm befohlen, auf mich aufzupassen, Genosse Admiral?« Eine Qual war jedes Wort, aber niemand hörte es am Klang.
    »Was denken Sie von mir, mein Täubchen! Jurij führte keinen Befehl aus.«
    Die Antwort befriedigte sie nicht. Ein Auftrag ist kein Befehl, da muß man gut unterscheiden können. War alle Liebe seinerseits nur Berechnung gewesen? Hatte man sie gedemütigt bei jeder Umarmung? Jurij Adamowitsch, wir werden darüber sprechen, und wenn du dabei verreckst … »Wann kommt Kapitän Malenkow wieder?« fragte sie kühl, gepanzert von ihrer Beherrschung.
    »In zwei oder drei Wochen.« Vizeadmiral Schesjekin nippte wieder an seinem grusinischen Kognak. »Wir ändern unsere Position. Wir fahren in einen Sund ein, in den großen Roosevelt-Sund, und verstecken uns da im Eis. Dann sind unsere U-Boote nahe am Berg und müssen nicht den amerikanischen Flugzeugträger unterqueren.« Er blickte zur Tür. Obermaat Pralenkow meldete durch Strammstehen, daß der Tisch zum Abendessen gedeckt sei. »Bis dahin müssen wir uns wie ein Fuchs anschleichen. In einer Stunde nehmen wir wieder Fahrt auf.« Er erhob sich und reichte der Berreskowa seine Hand. Aber sie übersah sie. »Warum mögen Sie Malenkow nicht?« fragte er wieder.
    »Überheblich finde ich ihn. Ein Schwätzer.«
    »Jurij? Aber nein! Er wird ein Held sein!«
    »Das eine schließt das andere nicht aus.«
    »Sie werden mit ihm monate-, vielleicht jahrelang auskommen müssen.«
    »Ich habe meine Arbeit, Genosse Admiral. Das genügt. Ich bin keine Frau, die unbedingt einen Mann braucht, um leben zu können. Meine Pflicht werde ich tun, meinem Vaterland dienen, alles andere ist nicht erwähnenswert.«
    Nach dem Abendessen sang Unterleutnant Temjun wieder Lieder zur Balalaika, und der Matrose Lementjow tanzte einen Tscherkessentanz mit zwei blitzenden Säbeln. Dann ließen die anspringenden Motoren das Schiff erzittern, und langsam glitt die ›Nadeshna‹ in die eisige Nacht hinaus, begleitet von drei U-Booten in Überwasserfahrt. Von weitem sahen sie mit ihrem weißen Tarnanstrich wie vier treibende Eisberge aus.
    In dieser Nacht gelang es der Berreskowa nicht zu schlafen. Sie

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