Duell: Island Krimi (German Edition)
zu lange in dieser Ungewissheit schweben lassen.«
Katrín stand immer noch reglos in der Küche.
»Es ist einfach ein großes Missverständnis«, sagte Marian. »Ich dachte, du wüsstest es. Hättest es die ganze Zeit gewusst.«
»Was?«
»Ich brauchte dich immer mehr als du mich, Katrín. Ich war immer so einsam, so entsetzlich einsam.«
Achtunddreißig
Der Kriminaltechniker war bei Albert, es ging um die Fingerabdrücke. Er besprach gerade die Ergebnisse mit ihm, als Marian endlich im Büro erschien, es war bereits Nachmittag. Alles deutete darauf hin, dass der Abdruck an der Papyrossi-Schachtel mit denen übereinstimmte, die Marian an Viðar Eyjólfssons Auto genommen hatte.
»Ich kann das mit neunzigprozentiger Sicherheit sagen«, erklärte der Techniker und blickte von Albert zu Marian hinüber. »Der Abdruck auf der Zigarettenschachtel ist zwar nicht vollkommen intakt, aber das hat nichts zu sagen. Ist es der Mörder?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Albert. »Es wird sich herausstellen. Was meinst du, Marian?«
Marian antwortete nicht gleich, sondern stand nachdenklich neben dem Kriminaltechniker, wie in einer anderen Welt versunken. Albert hatte über seinen Besuch in der englischen Botschaft und das Gespräch mit Gordon Harris berichtet, und darüber, was der über Juri Vygocki zu sagen gewusst hatte.
»Marian?«
»Was?«
»Ist Viðar unser Mann?«
»Das wissen wir nicht.« Es war nicht zu übersehen, wie müde Marian war. »Es ist noch zu früh, um etwas darüber sagen zu können. Wir müssen ihm weiter zusetzen. Viðar ist uns noch ein paar Erklärungen schuldig. Und je eher er sie uns gibt, umso besser. Ich nehme an, er ist bei der Arbeit.«
»Dann sollten wir ihm vielleicht dort einen Besuch abstatten«, sagte Albert. »Und dann bringen wir ihn hierher und besorgen uns einen Haftbefehl. Ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird.«
»Zumindest könnten wir dann offiziell Fingerabdrücke von ihm nehmen, anstatt sie heimlich von seinem Auto zu besorgen«, sagte der Kriminaltechniker und verließ das Büro.
»Was weißt du über diesen Vygocki«, fragte Marian. »Ist er nicht einer von den ganz hohen Tieren beim KGB ?«
»Sie glauben, dass er in der Hierarchie an dritter Stelle steht.«
»Und weil er sich so überaus selten außerhalb der Sowjetunion blicken lässt, glauben sie, dass hier etwas Wichtiges im Gange sein muss? Etwas Ungewöhnliches?«
»Harris geht davon aus, dass es etwas mit der Schachweltmeisterschaft zu tun hat. Er wirkte aber ziemlich gelassen. Ich habe ihm gesagt, dass der Schachverband Informationen über diesen Mann haben möchte. Harris glaubt, dass der Russe wegen des Matchs hier ist. Er koordiniert die geheimdienstliche Arbeit.«
»Vygocki hat also noch etwas mehr im Sinn, als nur das Match zu beobachten?«
»Das wäre durchaus denkbar. Wir sollten nichts von vornherein ausschließen. Du hast das Neueste noch nicht gehört. Hinter der Veranstaltungshalle wurden Angehörige der sowjetischen Botschaft in einem Auto mit Botschaftskennzeichen gesichtet, und die hatten irgendein Gerät zwischen sich.«
»Was haben sie gemacht?«
»Das wissen wir nicht. Als sich die Polizei mit ihnen befassen wollte, haben sie ganz schnell das Weite gesucht. Wir dürfen diese Diplomaten nicht anrühren. Ein Sekundant des Weltmeisters hat die Amerikaner beschuldigt, die Atmosphäre in der Halle auf irgendeine elektronische oder chemische Weise zu Spasskis Nachteil zu beeinflussen. Er beschwert sich auch über Unbefugte in den Aufenthaltsräumen der Kontrahenten.«
»Und glaubst du, dass der Besuch dieses KGB -Mannes damit etwas zu tun hat?«
»Das ist durchaus denkbar. Die Frage ist, was für eine Rolle Viðar Eyjólfsson bei dem Ganzen spielt.«
»Der Russe gehörte in Moskau zu Viðars besten Freunden, hat mir eine Frau erzählt, die damals auch dort war. Kann es sein, dass er Viðar benutzt, also dass er ihn für sich arbeiten lässt?«
»Früher oder später müssen wir uns mit der sowjetischen Botschaft in Verbindung setzen und uns nach diesem Vygocki erkundigen«, sagte Albert.
Marian wirkte auf einmal wieder abwesend und schien nicht zu hören, was Albert sagte.
»Marian, stimmt etwas nicht?«
»Nein«, erklärte Marian zögernd. Es stand weiterhin die dringliche Bitte von Johannes im Raum, Viðar in Ruhe zu lassen, wovon Albert aber nichts wissen durfte.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir müssen uns sofort diesen Viðar Eyjólfsson schnappen.«
Auf dem Weg
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