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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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hatte. Sie hatte schon eine ganze Weile nicht mehr geschrieben. Marian fiel aus allen Wolken, erkannte sie aber sofort. Katrín musste lachen, als sie Marians verwunderten Gesichtsausdruck sah.
    »Kann ich bei dir unterkommen?«, fragte sie.
    »Katrín!«, stieß Marian hervor.
    »Meine Mutter fährt gleich wieder nach Dänemark zurück, aber ich möchte ein paar Tage länger bleiben.«
    »Bist du schon lange in Island?«
    »Seit ein paar Tagen. Wir sind direkt nach Akranes gefahren, zu meiner Tante. Mein Großvater ist gestorben. Kann ich bei dir übernachten?«
    »Selbstverständlich. Du kannst hier bleiben, solange du willst«, sagte Marian und wollte Katrín umarmen, aber sie entzog sich. »Mein aufrichtiges Beileid wegen deines Großvaters.«
    »Ich würde gern ein paar Tage bei dir bleiben«, sagte Katrín. »Nur ein paar Tage, dann geht mein Schiff.«
    »Ich bin nur so erstaunt, dich zu sehen«, sagte Marian. »So aus heiterem Himmel.«
    »Entschuldige, ich wollte nicht, dass du einen Schreck bekommst.«
    »Nein, darum geht es … Komm herein, bitte, komm rein.«
    Das geräumige Zimmer mit der Schlafcouch und den zwei Sesseln, einem großen Bücherregal und einem Teppich auf dem Boden war ordentlich aufgeräumt. Es lag im ersten Stock, das Fenster ging auf die Bragagata. Katrín blickte sich um, stellte den kleinen Koffer auf den Boden und setzte sich auf die Couch.
    »Du bist bei deiner Großmutter ausgezogen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Marian. »Das hatte ich schon lange vor. Vor einem halben Jahr hat Athanasius dieses Zimmer für mich gefunden. Er hat mir auch beim Umzug geholfen. Nach dem Gymnasium habe ich halbtags in einem Buchladen gearbeitet. Wegen meiner Lunge darf ich mich körperlich nicht zu sehr anstrengen. Ich bin immer auf der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle. Ein Bürojob. Das ist nicht ganz einfach. Wenn die Leute etwas von Tuberkulose hören, dann …«
    »Warum studierst du nicht?«
    Marian zuckte mit den Achseln. »Mal sehen. Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann. Aber jetzt erzähl von dir, ich habe so lange nichts von dir gehört.«
    »Ich arbeite für das dänische Rote Kreuz. Nur im Büro – also eine angenehme Arbeit drinnen«, sagte Katrín lächelnd.
    Marian lachte.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, nach all dieser Zeit.«
    »Gleichfalls.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Ich habe keine Tuberkulose mehr, aber das habe ich dir schon geschrieben«, sagte Katrín.
    Marian konnte aus ihren Worten keine Freude heraushören. Katrín hatte zwar den Feind besiegt, dem sie beinahe unterlegen wäre, aber da war keine Spur von Stolz und Siegessicherheit in ihrer Miene, sondern nur das Leid, das sich bereits um ihre Augen und ihren Mund eingegraben hatte und sich mit der Zeit vertiefen würde.
    »Bist du seitdem je wieder in Kolding gewesen?«
    »Nein, nie. Und ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder hin möchte.«
    »Sie haben dort dein Leben gerettet.«
    »Das, was noch davon übrig war.«
    In den folgenden Tagen ging Marian mit ihr durch die Stadt und zeigte ihr die Sehenswürdigkeiten, besuchte mit ihr das Café Hressingarskálinn, in dem sich isländische Dichter und Künstler zum geistigen Austausch trafen, und meinte, dass es wahrscheinlich die armseligste Version vom Le Sélect am Montparnasse auf der Welt wäre. Marian zeigte Katrín auch den isländischen Tivoli, den kleinen Rummelplatz in der Nähe des Flughafens, und konnte es sich leisten, sie zu einer unterhaltsamen Musical-Verfilmung im Gamla bíó einzuladen. Katríns seelisches Befinden besserte sich zusehends, sie lächelte immer öfter und machte einen fröhlicheren Eindruck. Sie genoss es ganz offensichtlich, an Marians Seite Reykjavík kennenzulernen.
    »Weißt du schon, wann du das nächste Mal nach Island kommen wirst?«, fragte Marian am letzten Abend, den Katrín in der Bragagata verbrachte. »Weißt du, wann wir uns wiedersehen werden?«
    »Nein«, antwortete sie.
    Marian hatte ihr die Bettcouch überlassen und schlief selbst auf einer vom Vermieter geliehenen Matratze. Der Vermieter hatte keine Fragen gestellt, aber Marian dennoch misstrauisch angesehen. Er hatte die hübsche kleine Frau durchaus bemerkt, die im Zimmer übernachtete. Er sei gegen Logiergäste, hatte er gemurmelt.
    »Ich schreibe dir«, sagte Marian von der Matratze aus.
    »Es könnten möglicherweise viele Jahre vergehen«, sagte Katrín. »Ich möchte so gerne reisen. Nicht nur in Europa, sondern noch viel weiter. Bis nach

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