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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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um ihr das alte Lungensanatorium in Vífilsstaðir zu zeigen. Das für isländische Verhältnisse imposante weiße Gebäude mit seinem roten Dach wirkte wie ein Mahnmal für die ungeheure Bedrohung, die früher von der Tuberkulose ausgegangen war.
    »Ich habe viel von diesem Ort gehört, aber ich bin nie hier gewesen«, sagte Katrín, als sie aus dem Wagen stieg und das Gebäude auf sich wirken ließ.
    »Trotz allem, es war gut, hier zu sein«, sagte Marian und führte sie hinter das Haus zur Liegehalle, die jetzt unbenutzt war und verfiel. Auf dem See glitzerten Sonnenstrahlen. Marian deutete auf ein Fenster an dem Gebäude.
    »Dort war mein Zimmer, mit Blick auf den See. Und dort lag dein Cousin Anton. Und da oben auf dem Hügelrücken ist die Steinwarte von Gunnhildur. Uns wurde gesagt, dass diejenigen, die es bis Gunnhildur schafften, auf dem Wege der Besserung seien.«
    Katrín musste lächeln und folgte Marian auf dem Weg zu der Steinwarte, und es ging immer bergan. Als sie oben waren, setzte sie sich auf die Steine vor einem Bunker aus den Kriegsjahren.
    »Wer war diese Gunnhildur?«, fragte sie.
    »Das habe ich nie herausbekommen«, sagte Marian keuchend. »Ich glaube, niemand hat es je gewusst. Wahrscheinlich irgendeine Frau, die hier irgendwann mal gelebt hat.«
    Unten beim Sanatorium schien einiges los zu sein. Die Zahl der Tuberkulosekranken hatte sich enorm verringert, deswegen kamen inzwischen auch all die anderen hierher, die mit Erkrankungen der Atemwege zu kämpfen hatten, um die Kapazitäten des Hauses zu nutzen.
    »Wir haben es bis hierher geschafft«, sagte Katrín. »Anderen ist dieses Glück nicht vergönnt gewesen.«
    »Nein«, entgegnete Marian. »Wir können nur dankbar dafür sein. Und da willst du fort.«
    »Ich hoffe, dass du mich verstehst, Marian.«
    »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch irgendetwas verstehe.«
    »Ich bin dir so zu Dank verpflichtet«, sagte Katrín. »Du wirst immer in meinen Gedanken sein. Du wirst immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein.«
    »Das Gleiche könnte ich auch über dich sagen, Katrín.«
    »Vielleicht möchte ich einfach, dass es so ist. Dass du in irgendwelchen Erinnerungen zu mir gehörst, die sowohl schön als auch schrecklich sind. Ich fühle mich immer am wohlsten bei dir, wenn ich alleine bin. Ich kann es nicht besser erklären. Aber eines werde ich ganz sicher nicht tun, ich werde nicht nach Island ziehen, und ich werde niemals mit irgendjemandem zusammenleben, weder mit dir noch mit jemand anderem. Das weiß ich. Und irgendwie war mir das immer schon klar.«
    Marian sah zu der großen Steinwarte hinüber, die auf dem Hang aufgeschichtet worden war. Eigentlich konnte man kaum das Wort aufgeschichtet verwenden, ein Stein war auf den anderen gelegt worden.
    »Es wäre schön, ab und zu einen Brief von dir zu bekommen, damit ich weiß, dass es dir gut geht«, sagte Marian.
    »Ja, natürlich«, entgegnete Katrín.
    »Falls du es dir anders überlegen solltest, weißt du, wo ich zu finden bin.«
    »Marian, das habe ich immer gewusst. Immer.«
    Am späten Nachmittag lief die Gullfoss aus und ließ am Hafenausgang ihr Signalhorn ertönen. Marian fuhr nach Hause, wo immer noch ein Hauch von Katrín schwebte. Ein kleiner Zettel lag auf dem Küchentisch:
    Entschuldige.
                K.
    Ein weiteres Mal wurde an die Tür geklopft, diesmal etwas entschlossener. Marian stellte das Radio leiser. In der Tür stand ein junger Mann mit einem dichten, rötlichen Haarschopf, den Marian nie gesehen hatte. Er war mittelgroß und kräftig gebaut, aber nicht dick. Er sah intelligent aus, sein Mund verriet Entschlossenheit, aber um die Augen herum befanden sich tiefe Trauerlinien, was Marian bei einem Mann seines Alters ungewöhnlich vorkam. Er trug eine Polizeiuniform, schien sich aber darin nicht besonders wohl zu fühlen. Fast hätte man meinen können, dass er sie heute zum ersten Mal trug und sich steif und unwohl darin fühlte.
    »Um was geht es?«, fragte Marian und stand auf.
    »Ich bin auf der Suche nach Marian Briem«, sagte der Mann und kratzte sich unter dem Uniformkragen.
    »Bist du neu?«, fragte Marian.
    »Ich habe gerade bei der Verkehrspolizei angefangen«, sagte der Mann. »Bist du vielleicht …?«
    Marian nickte.
    »Ich habe da etwas für dich«, erklärte der Polizist und händigte Marian einen Umschlag aus.
    »Vielen Dank. Wie heißt du?«, fragte Marian.
    »Erlendur«, antwortete der junge Mann mit den seltsam traurigen

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