Duell: Island Krimi (German Edition)
Plattenspieler besaßen, aus dessen Boxen alles viel besser klang, spielte er Musik lieber auf dem Plattenspieler. Er schnitt die Hitparade des isländischen Rundfunks mit, an anderen Sendungen hatte er kein Interesse. Er wollte gerne etwas Spannenderes aufnehmen, aber nachdem er alle möglichen Laute von sich selber aufgezeichnet und seine Eltern und die Nachbarn aus dem Block interviewt hatte, machte ihm das Gerät keinen Spaß mehr, und es verschwand in einer Schublade.
Bis er die Idee hatte, den Rekorder zu einem ganz anderen Zweck zu verwenden.
Was Spielfilme anging, war er sozusagen ein Allesfresser, ihm gefiel alles, und in jedem Film fand er etwas Interessantes, was den Preis für die Eintrittskarte wert war. Das Genre spielte keine Rolle, er mochte sowohl aufwendige Musical-Verfilmungen vor großartigen Kulissen mit unerhört gut aussehenden Stars als auch Western, die in vegetationslosen Wüsten spielten, in denen die Darsteller die Augen gegen die Sonne zusammenkniffen. Er interessierte sich aber auch für Filme, die in der Zukunft spielten, egal, ob in ihnen die Menschheit in einer atomaren Katastrophe ausgelöscht wurde oder irgendwelche Raumschiffe durch das schwarze All glitten, von nichts als der Fantasie angetrieben. All das drang durch seine im Dunkel des Kinos glänzenden Augen in ihn ein.
Und auch der Ton der Filme faszinierte ihn. Er konnte der Geräuschkulisse einer Großstadt lauschen, dem Stimmengewirr von Menschen, der Landung eines Düsenjets, knallenden Schüssen, Musik und Gesprächen. Einige Geräusche kamen aus längst vergangenen Zeiten, andere aus noch nicht erreichten. Manchmal war der Lärm ohrenbetäubend, ein anderes Mal schrie ihn die Stille förmlich an. Und so war ihm die Idee für eine neue Verwendungsmöglichkeit des Rekorders gekommen. Er konnte nicht den ganzen Film mitschneiden, aber er konnte den Ton aufnehmen und später den Film vor seinem inneren Auge noch einmal ablaufen lassen. Das hatte er schon einige Male getan, und er besaß bereits Tonmitschnitte von diversen Filmen.
Eine Viertelstunde vor der Vorführung öffnete der Platzanweiser die Tür und riss die Karte des Jungen ab. Ein junges Mädchen verkaufte am Kiosk im Foyer Süßigkeiten, doch bevor er zu ihr ging, sah er sich noch die Plakate mit den Filmen an, die demnächst gezeigt werden sollten. Auf einen wartete er besonders gespannt, Little Big Man mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle, einem seiner Lieblingsschauspieler. Angeblich sollte es ein ungewöhnlicher Western sein, und er freute sich schon sehr auf den Film. Der Filmvorführer schäkerte mit dem Mädchen, das die Süßigkeiten verkaufte. An der Kinokasse hatte sich inzwischen eine kleine Schlange gebildet.
Der Junge stellte seine Schultasche auf den Boden und holte das Wechselgeld von der Kinokarte aus der Hosentasche, von dem er sich Popcorn und Limo kaufte.
Er ging zu seinem Platz und setzte sich. Wie immer hatte er Popcorn und Limo schon auf, bevor der Film anfing. Er stellte den Rekorder auf den Sitz neben sich und befestigte das Mikrofon an der Lehne des Sitzes vor ihm. Er kontrollierte noch einmal, dass die Kassette eingelegt und der Rekorder aufnahmebereit war. Die Lichter im Saal gingen aus. Er nahm immer alles auf, auch die Vorschau.
Der Film, der gezeigt werden sollte, war ein Western mit Gregory Peck, einem Schauspieler, den er sehr mochte. The Stalking Moon verkündete das Plakat im Eingangsbereich, und er war entschlossen, nach der Vorführung zu fragen, ob er ein Plakat bekommen könne. Vielleicht würden sie ihm auch ein paar Fotos überlassen, denn die sammelte er.
Die Leinwand belebte sich. Er hoffte, dass in der Vorschau kurze Ausschnitte aus Little Big Man gezeigt würden.
Die Fünfuhrvorstellung war schon geraume Zeit vorbei, als der Platzanweiser den Kinosaal betrat. Er war spät dran, denn er hatte für die Frau an der Kinokasse einspringen müssen, sie taten sich manchmal gegenseitig einen Gefallen. Zur Siebenuhrvorstellung waren ungewöhnlich viele Leute erschienen, und vor der Kasse hatte sich eine längere Schlange gebildet. Währenddessen konnte er niemanden in den Saal einlassen, also kontrollierte das Mädchen vom Kiosk die Karten. Sobald sich die Gelegenheit bot, beeilte er sich, in den Kinosaal zu kommen. Er musste die Türen am Ausgang für die Kinogäste öffnen und wieder schließen, damit niemand einfach sitzen blieb, um sich in die nächste Vorstellung zu schummeln, oder durch einen der Ausgänge
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