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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Wache, und der sah den Erzengel Michael am Totenbett, der gekommen war, um die Seele des Bischofs in Empfang zu nehmen und zum Himmel zu tragen. Im Gefolge von Michael waren zahlreiche andere Engel. Timotheus hörte sie Gottes Lobpreis singen.
    »Mich verschonen die Engel wenigstens«, sagte Athanasius nach Langem Schweigen.
    »Sei dir da bloß nicht so sicher«, flüsterte Marian dem Wohltäter zu und sah, wie ein winziges Lächeln auf seinen Lippen erstarb.

Siebenunddreißig
    Marian schlief an Katríns Seite, als das Telefon im Wohnzimmer schrill zu klingeln begann. Katrín wachte zuerst auf und stupste Marian vorsichtig an.
    »Es geht bestimmt um die Arbeit«, sagte Marian und stand auf. Albert war am Telefon.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    »Ja, klar, ich bin schon auf dem Weg.«
    »Habe ich dich etwa geweckt?«
    »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Gibt’s was Neues?«
    »Nur das mit dem Russen.«
    »Mit welchem Russen?«
    »Dem Typ auf dem Foto. Der Mann im hellen Mantel, der in Begleitung des Sportministers hier ist.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe mit jemandem in der englischen Botschaft geredet, irgendeinem isländischen Angestellten, und über den hatte ich heute Morgen einen Termin bei einem Botschaftsrat. Gordon Harris heißt er. Ich habe ihm das Foto gezeigt, und er hat mir sehr geholfen. Die Briten wussten sehr genau, dass er in Island war, und …«
    »Sag mir das lieber später«, unterbrach Marian ihn. »Ich traue dem Telefon nicht. Und du solltest das auch nicht tun. Ich komme gleich, und dann reden wir miteinander. Ich bin auf dem Weg.«
    Marian legte den Hörer auf und ging in die Küche. Katrín kochte bereits Kaffee.
    »Wie ich höre, lässt dir der Fall keine Zeit«, sagte sie lächelnd.
    »Ich muss ins Büro. Und ich weiß noch nicht, wann ich wiederkomme.«
    Katrín gab Marian einen Kuss auf die Stirn.
    »Würdest du bitte aufhören, dir meinetwegen Sorgen zu machen«, sagte sie.
    »Geh nicht fort«, sagte Marian. »Ich muss mit dir reden.«
    Wieder einmal war die alte Sehnsucht in Marian erwacht, über die sie früher schon gesprochen hatten, in ihren Briefen und bei ihren Treffen. Aber Katrín hatte jedes Mal das Thema gewechselt, und von sich aus hatte Marian nie darüber sprechen wollen. Die Zeit verging, ein Jahr nach dem anderen, sogar Jahrzehnte, und an ihrer Beziehung hatte sich nie etwas geändert. In Marian war die Erinnerung an die Vergangheit äußerst fragil, und die Zukunft mehr als ungewiss. Jetzt nahte das Alter. Vielleicht stand ihre Beziehung vor einem Wendepunkt. Marian hatte Katrín nie drängen, aber auch nie die Hoffnung aufgeben wollen.
    »Hast du darüber nachgedacht, ob du nicht doch wieder nach Island zurückkehren willst?«, fragte Marian. »Um hier zu leben. Wir werden nicht jünger.«
    Katrín zögerte, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Du brauchst mir keine Antwort darauf zu geben«, sagte Marian. »Ich möchte dich nicht unter Druck setzen. Ich wollte dich eigentlich auch gar nicht fragen.«
    »Würden die Leute nicht über uns reden?«
    »Was für Leute? Das geht doch die Leute nichts an.«
    »Lass uns lieber darüber reden, wenn du zurück bist«, sagte Katrín.
    »Weshalb nicht jetzt?«
    »Ich möchte dir nicht wehtun, Marian.«
    »Das tust du auch nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Was ist los, Katrín?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
    »Woran denkst du?«
    »Das hier ist meine letzte Reise nach Island«, sagte Katrín leise. »Ich werde nicht wiederkommen.«
    Marian starrte sie an.
    »Ich bin egoistisch gewesen«, sagte Katrín. »Das weiß ich.«
    »Nein«, entgegnete Marian. »Das stimmt doch gar nicht.«
    »Du hast mich lange genug bemitleidet.«
    Diese Eröffnung aus heiterem Himmel traf Marian tief. »Katrín?!«
    »Ich weiß, dass du es nicht tust, aber ich habe trotzdem das Gefühl. Verstehst du, was ich meine? Dieses Gefühl werde ich einfach nicht los. Ich möchte alles hinter mir lassen. Alles. Jetzt oder nie.«
    Katrín starrte auf den Boden. Das Telefon klingelte wieder. Marian warf einen Blick auf den Apparat, ging aber nicht dran. Der schrille Ton durchbrach das Schweigen zwischen ihnen. Ein Klingeln nach dem anderen gellte ihnen in den Ohren. Marian sah Katrín an.
    »Es hat nie eine andere gegeben, falls es das ist.«
    »Nein«, erklärte Katrín. »Genau das befürchte ich gerade, dass es vielleicht nie eine andere geben wird. Du solltest das tun können, wozu du Lust hast. Ich habe dich schon viel

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