Duell: Island Krimi (German Edition)
zur Halle berichtete Albert, dass drei isländische Ingenieure hinzugezogen worden waren, um die gesamte Lichtanlage in der Halle und das Umfeld der Kontrahenten auf der Bühne zu kontrollieren, einer von ihnen war auf Beleuchtungsfragen spezialisiert. Es ging aber auch um die Drehstühle, auf denen die Kontrahenten saßen, es wurden Proben von der Sitzoberfläche genommen. Und Spasskis Sessel wurde anschließend in seine Bestandteile zerlegt, weil man angeblich eine undefinierbare »Masse« entdeckt hatte. Es stellte sich heraus, dass es irgendein Kitt war.
»So was ist natürlich jenseits aller Grenzen der Vernunft«, sagte Albert.
Marian schwieg.
Albert spürte, dass es Marian nicht gut ging, auch wenn er nicht wusste, weshalb.
»Möchtest du nicht mit mir darüber reden?«, fragte er nach Langem Schweigen und blickte zu Marian hinüber.
»Über was?«
»Über das, was dich belastet.«
»Wie kommst du darauf, dass mich etwas belastet?«, fragte Marian.
»Du stehst irgendwie völlig neben dir, deswegen dachte ich, dass irgendetwas vorgefallen ist, worüber du vielleicht reden möchtest.«
»Mach dir meinetwegen keine Gedanken«, sagte Marian kurz angebunden, und Albert gab es auf.
Marian hatte keine Zeit gefunden, ausführlich mit Katrín zu reden. Ihre Beziehung war immer fragil gewesen, denn Katrín hatte sich allen Versuchen, die Bande enger zu knüpfen, widersetzt. Im Laufe der Jahre hatte sich aber bei Marian ein seltsames Gefühl breitgemacht – Einsamkeit. Die Vorstellung, ohne einen Lebenspartner alt zu werden. Katrín hatte irgendwann einmal gesagt, sie verspüre nicht dasselbe Bedürfnis nach Gesellschaft. Sie habe gar keine Zeit, überhaupt darüber nachzudenken, und sie hatte erklärt, dass sie mit der Beziehung, so wie sie sich entwickelt hatte, zufrieden sei, sie wolle keine Veränderungen. Aber auf das, was in ihren Worten mitschwang, als sie sagte, sie würde nicht wieder nach Island kommen, war Marian völlig unvorbereitet gewesen.
»Bist du eine andere Beziehung eingegangen?«, hatte Marian gefragt.
Katrín hatte den Kopf geschüttelt. »Mir geht es nur darum, dass du eine ganze normale Beziehung eingehst«, sagte sie, »solange noch Zeit dazu ist.«
»Eine normale Beziehung? Was ist schon normal?«
»Ich werde nicht mehr nach Island zurückkehren«, erklärte Katrín, »und das fällt mir nicht leicht. Deinetwegen. Aber Island ist einfach nicht meine Welt, sondern deine. Unsere Beziehung auf Distanz hat lange genug gedauert. Findest du das nicht auch, wenn du ehrlich bist?«
Viðar Eyjólfsson war in seinem Büro im Verwaltungsgebäude der Reykjavíker Elektrizitätswerke. Er erkannte Marian sofort wieder.
»Was willst du von mir?«, fragte er verwundert.
»Was hat der Junge im Hafnarbíó eigentlich gehört«, fragte Marian im Gegenzug.
Viðar stand vom Schreibtisch auf und beeilte sich, die Tür zu seinem Büro zu schließen.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte er. »Hätte das nicht Zeit gehabt bis heute Abend? Ist es unbedingt notwendig, mich bei der Arbeit zu stören?«
Marian ging nicht auf die Frage ein: »Was hat dieser Junge nicht hören dürfen?«
»Was meinst du damit?«
»Wir würden dir im Zusammenhang mit dem Mord im Hafnarbíó vor einigen Tagen gerne ein paar Fragen stellen«, sagte Albert.
»Darüber weiß ich nichts«, erklärte Viðar.
»Stimmt es, dass du in dem Kino warst, als der junge Mann erstochen wurde?«, fragte Albert.
»Wer bist du, wenn ich fragen darf?«
»Ich heiße Albert, Marian und ich arbeiten an diesem Fall.«
»Wie kommt ihr dazu, mir das alles zu unterstellen?«, fragte Viðar. »Wer verbreitet solche Lügen über mich? Wer hat mich da reingezogen?«
»Du streitest das also ab?«
»Abstreiten? Ich möchte einfach nur wissen, wieso ihr mich auf diese Weise unter Druck setzt. Wer verbreitet solche Anschuldigungen? Ist es nicht mein Recht, das zu erfahren?«
Marian zögerte einen Augenblick und sah Albert an. Viðar wartete auf eine Antwort.
»Wir haben einen Hinweis bekommen, dem wir nachgehen«, sagte Marian.
»Einen Hinweis? Was für einen Hinweis?«
»Warst du im Hafnarbíó?«, fragte Albert.
»Hat mich jemand dort gesehen?«, entgegnete Viðar. »Habt ihr Zeugen? Wieso fragt ihr mich danach?«
»Beantworte bitte die Frage«, sagte Albert.
»Nein, ich war nicht dort«, erklärte Viðar.
Marian nahm das Foto von Juri Vygocki zur Hand.
»Kennst du diesen Mann?«
»Ich habe es dir schon gesagt, ich kenne ihn
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