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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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. Erst hörte man ein Rauschen, dann Geräusche aus dem Film und schließlich menschliche Stimmen ganz in der Nähe, sehr undeutlich allerdings und mit Pausen dazwischen, mitunter fehlten Wörter oder halbe Sätze.
    … yes, yes of course …
    … possibly … around the thirteenth …
    … and have to be safe …
    … embassy … Helsinki …
    … and … to Virginia … air base
    … they will join you there …
    Dann kam dieses klackende Geräusch, als die Spule abgelaufen war. Bríet schaltete den Rekorder aus.
    »Ich bin der Meinung, dass wir richtig gehandelt haben. Für diesen Mord hätte Juri in Amerika nie geradestehen müssen. Die Russen hingegen werden schon dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Allerdings zu ihren eigenen Bedingungen.«
    »Juri war ziemlich gestresst, als dieses Treffen im Hafnarbíó stattfand«, sagte Viðar. »Ohne zu überlegen, hat er den Jungen einfach umgebracht und das Aufnahmegerät und die Kassetten an sich genommen. Als ihm klar wurde, dass es sich um einen Teenager handelte, von dem überhaupt keine Gefahr ausging, war es zu spät. Erst handeln, dann denken, das war irgendwie typisch für Juri.«
    »Es wird wohl ein Schock für ihn gewesen sein, als ihm klar wurde, dass es seine eigenen Leute waren, die ihn auf dem Parkplatz in Empfang nahmen.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und er wird gewusst haben, dass nur ihr dahinterstecken konntet.«
    »Ja«, sagte Viðar. »Davon gehe ich ebenfalls aus.«
    »Wart ihr nicht eng befreundet?«
    Viðar nickte.
    »Sein Leben war in unserer Hand.«
    »Er hätte den Jungen nicht erstechen dürfen«, warf Bríet ein.
    »Was ist mit seiner Familie?«
    »Alles verlief nach Plan«, sagte Viðar leise.
    »Wir haben so lange gewartet, bis Elena und die Kinder in Sicherheit waren«, fügte Bríet hinzu.
    »Wir wussten ziemlich genau, dass es während der dreizehnten Partie stattfinden würde. Juri hatte gesagt, – wenn alles erst einmal ins Rollen gekommen wäre, würde es sehr schnell über die Bühne gehen müssen, die Flucht durfte nicht von langer Hand vorbereitet werden. Und dann ergab sich diese günstige Gelegenheit, als die dreizehnte Partie unterbrochen wurde. Juri hat daraufhin alles in Bewegung gesetzt. Als die Partie wieder aufgenommen wurde, war Elena auf dem Weg zur amerikanischen Botschaft in Helsinki. Und die Amerikaner standen bereit, um Juri vor der Halle im Laugardalur in Empfang zu nehmen.«
    »Und dann hast du die Russen angerufen.«
    Bríet nickte.
    »Niemand darf ungestraft davonkommen, der so etwas wie Juri getan hat«, sagte sie. »Viðar war erst dagegen, doch zum Schluss hat er eingesehen, dass ich recht hatte.«
    Marian sah zu Viðar hinüber, der zustimmend nickte.
    »Aber warum hast du Juri nicht uns in die Hände gespielt, als du sicher sein konntest, dass seine Familie entkommen war?«
    »Wir fanden es besser, es auf diese Weise zu machen«, erklärte Viðar. »Alles andere wäre nur für politische Interessen des Kalten Krieges ausgeschlachtet worden.«
    »Dass Ragnars Familie untröstlich ist, wisst ihr«, sagte Marian. »Und vielleicht habt ihr ja euer Gewissen dadurch erleichtern wollen, dass ihr Vygocki an die Russen ausgeliefert habt.«
    »Ich weiß sehr genau, was wir getan haben«, sagte Bríet und setzte sich zu Viðar, der ihre Hand in seine nahm. »Sowohl was Ragnar betrifft als auch Juri. All das ist so furchtbar, es gibt keinen Trost. Nirgends.«
    »Du bist in gewisser Weise mitschuldig, Viðar. Das wirst du auf dich nehmen müssen.«
    »Ich bin bereit, alles auf mich zu nehmen. Es ging nie darum, mich vor der Verantwortung zu drücken. Es war nicht einfach … als …«
    »Als was?«
    »Als ich direkt hinter euch aus der Halle gegangen bin, du erinnerst dich sicher daran. Und kurz bevor sie Juri in das Auto drängten und der Schuss abgefeuert wurde, da blickte er zu mir herüber und … Er wusste, dass ich ihn verraten hatte, ich sah es ihm an. Sein Blick … Mir kam es so vor, als sei er völlig gebrochen.«
    »Wenn ihr beide früher mit uns gesprochen hättet, wäre es vielleicht ganz anders gelaufen«, sagte Marian. »Habt ihr mal darüber nachgedacht?«
    »Das tun wir jeden Tag aufs Neue«, sagte Bríet. »Aber trotzdem …«
    »Trotzdem glauben wir, dass wir das Richtige getan haben«, vollendete Viðar den Satz.

Sechsundvierzig
    Hinter den hohen Rückenlehnen der Sitze beugte er sich über den Kassettenrekorder, der irgendwelche Mucken machte. Als er es geschafft

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