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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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haben wir bislang nichts erreicht, sie lassen uns nicht einmal in die Botschaft. Und aus der amerikanischen Botschaft hören wir nur irgendwelche Verlautbarungen darüber, dass die Amerikaner mit dem Ganzen nicht das Geringste zu tun hätten. Sie weigern sich einfach, mit uns darüber zu sprechen.«
    »Und was ist mit diesen Isländern?«, erkundigte sich Ragnars Vater, nachdem Marian ihnen berichtet hatte, welche Rolle Viðar und Bríet gespielt hatten. »Den beiden, die ihm bei der Flucht behilflich sein wollten?«
    »Sie sind in gewissem Sinne mitschuldig an Ragnars Tod«, sagte Marian. »Und sie müssen sich vor Gericht dafür verantworten.«
    »Es geht ihnen sicher nicht sehr gut.«
    »Nein. Der Tod eures Sohns hat sie am meisten schockiert. Sie haben geglaubt, ihr Gewissen auf diese Weise erleichtern zu können. Aber die beiden sind die Einzigen, die der Tod eures Sohnes wirklich beschäftigt hat, das müssen wir ihnen lassen. Bei allen anderen ist das wohl nicht so gewesen.«
    Albert war fest entschlossen, sich auf eine andere Stelle zu bewerben. Seinen Vorgesetzten gab er keine Erklärung, aber Marian glaubte, den Grund zu wissen. Und Albert ließ sich nicht von seinem Plan abhalten.
    »Ich möchte nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der mir nicht vertraut«, sagte Albert, als Marian versuchte, ihn umzustimmen.
    »Albert, natürlich vertraue ich dir«, sagte Marian. »Dies war nur ein ganz besonderer Fall.«
    »Ja, natürlich«, sagte Albert. »Und das wird immer die Entschuldigung sein, wenn du entschlossen bist, mich wie ein unmündiges Kind zu behandeln.«
    Er vermied es, Marian Briem in die Augen zu schauen. Es war eine schwierige Zusammenarbeit gewesen. Marian hatte ihm im Nachhinein die Zusammenhänge erklärt und mit nichts hinter dem Berg gehalten, aber es interessierte Albert nicht mehr.
    »Ich glaube nicht, dass ich anders hätte handeln können«, sagte Marian.
    »Du hättest mir anvertrauen können, was du wusstest«, erwiderte Albert leise. »Du hättest mir vertrauen sollen.«
    Marian nickte. »Ich weiß. Aber ich durfte dir nicht sagen, dass Viðars Telefon abgehört wurde, ich hatte es auf vertraulichem Wege erfahren, von einem alten Freund. Er hat mir ein Versprechen abgenommen. Der Fall war besonders heikel, da dieser alte Freund weiß, dass hierzulande politische Lauschangriffe vorgenommen werden. Vielleicht hätte ich es dir trotzdem sagen sollen. Es war mein Fehler, dass ich es nicht getan habe.«
    »Es ist kein gutes Gefühl, wenn man es mit einem Menschen wie Juri Vygocki zu tun hat und weiß, dass einem kein Vertrauen entgegengebracht wird«, sagte Albert.
    Marian nickte.
    »Ich habe dir vertraut«, sagte Albert.
    »Könntest du dir nicht vorstellen, noch einmal über die Sache nachzudenken?«, fragte Marian.
    »Nein«, erklärte Albert. »Und Guðny ist derselben Meinung. Ich muss an meine Familie denken.«
    Er seufzte tief. »Den Mann in der blauen Jacke haben wir nie gefunden.«
    »Nein, er hatte nichts mit dem Fall zu tun.«
    »Das weiß ich«, sagte Albert. »Ich hätte nur gern einmal seine Visage gesehen.«

Achtundvierzig
    Etwa zwei Wochen nach den Vorfällen bei der Veranstaltungshalle lag Marian Briem mit geschlossenen Augen im Büro auf dem Sofa und hörte Radio. Der Regen trommelte an die Fensterscheiben. Fischer und Spasski spielten die neunzehnte Partie. Es gab im Grunde keinen Zweifel mehr, dass Fischer das Match des Jahrhunderts gewinnen würde. Im Rundfunk wurde über die Eröffnung der Olympischen Spiele in München berichtet.
    Marian hatte in einer Zeitung die Meldung gelesen, dass ein alter Reeder aus Reykjavík gestorben sei. Dagný hatte tags zuvor vom Krankenhaus aus angerufen und vom Tod ihres Vaters berichtet. Sie hatte gefragt, ob Marian sich doch noch dazu durchgerungen hatte, ihn zu treffen. Die Antwort war nein. Sie fragte, ob Marian zur Beerdigung kommen würde, und die Antwort war wiederum ein Nein.
    Jemand klopfte an die Tür zum Büro. Albert hatte seinen Schreibtisch geräumt und alle persönlichen Dinge entfernt, das Foto von seiner Familie und die Zeichnungen seiner Töchter, die er an die Wand geklebt hatte. Marians Gedanken waren um die Ereignisse der letzten Tage gekreist. Immer mehr drängte sich die Frage auf, ob es möglich gewesen wäre, den Gang der Dinge zu ändern, aber eine eindeutige Antwort darauf gab es natürlich nicht.
    An dem Tag, als Katrín auf der Gullfoss wieder nach Kopenhagen reiste, hatte Marian mit ihr einen Ausflug gemacht,

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