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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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dem Schluckspecht mit der Rumflasche, der inzwischen wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, von Viktoria und ihrer Liebesaffäre und den beiden Piloten in ihrem Leben, und davon, dass ihr ein Mann in der Fünfuhrvorstellung aufgefallen war, den sie mit großer Sicherheit schon einmal an ihrem Arbeitsplatz im Hotel Loftleiðir gesehen hatte. Erst als Marian das Loftleiðir erwähnte, reagierte Josef.
    »Hotel Loftleiðir? Da wohnt doch Bobby Fischer.«
    »Genau«, erwiderte Marian. »Mein Kollege Albert und ich sind der Meinung, dass es nicht unbedingt Isländer sind, die Ragnar umgebracht haben, sondern sehr viel eher Ausländer. Uns liegen einige Hinweise vor, die für diese Hypothese sprechen.«
    Marian berichtete Josef von der Belomorkanal -Schachtel in der Nähe des Kinos und von dem Mann, der sich mit amerikanischem Akzent auf Englisch entschuldigt hatte.
    »Unserer Meinung nach müssen es zwei gewesen sein, weil der Junge offensichtlich ein Gespräch aufgezeichnet hat. Es muss etwas gewesen sein, von dem niemand erfahren durfte. Deswegen ist der Rekorder spurlos verschwunden, genau wie die Kassetten mit den Aufnahmen. Sie haben die ganze Tasche mitgenommen, in der sich die Kassetten befunden haben. Einiges deutet darauf hin, dass einer der beiden sich gleich nach der Tat im Kinosaal umgesetzt hat, damit keine Verbindung zwischen den beiden hergestellt werden konnte …«
    »Ein Russe und ein Ami?«, fragte Josef.
    »Denkbar.« Marian zuckte mit den Schultern. »Wir können nichts Genaues sagen, dazu haben wir viel zu wenig Beweismaterial.«
    Josef schwieg und beobachtete einen zu allem entschlossenen Eissturmvogel, der sich auf dem Steuerhaus niedergelassen hatte und das Terrain sondierte. Nur das leise Tuckern des Motors unterbrach die morgendliche Stille, und der Geruch des Diesels vermischte sich mit dem Geruch von all dem Fischtran, der im Laufe der Jahre über die Decksplanken geflossen war. Die Sonne stand inzwischen sehr viel höher über den Bergen im Osten. Marian blickte hinüber und schützte die Augen mit der Hand gegen die Sonne. Das Neubauviertel Breiðholt zog sich an den Hügeln oberhalb der Stadt entlang, dahinter breitete es sich in eine unbegreifliche Ferne aus, es wies in die Zukunft, in ein anderes Island.
    »Die Russen wollen natürlich um jeden Preis, dass Spasski gewinnt«, sagte Josef. »Es würde einen Prestigeverlust für das sowjetische Paradies bedeuten, wenn sie eine Niederlage einstecken müssten. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie überzeugt Bobby Fischer ist, dass sie alle möglichen üblen Tricks anwenden und einen Psychokrieg gegen ihn inszenieren. Von sowjetischer Seite wird behauptet, dass Fischer mit seinem Verhalten den Schachsport schädigt und dass er sich nicht traut, gegen Spasski anzutreten, ohne vorher jedes Mal irgendein Theater zu veranstalten.«
    »Ja, alles, was diesen Zirkus rund um die Schachweltmeisterschaft angeht, ist schon sehr eigenartig«, pflichtete Marian ihm bei.
    »Gelinde ausgedrückt. Das alles ist doch völlig undurchsichtig. Was wissen wir denn schon, wir sehen das alles doch nur aus der Distanz. Was wissen wir schon über dieses Match? Was wissen wir über dieses ganze Theater, das Bobby Fischer macht? Ist der Ausgang vielleicht bereits beschlossene Sache? Wissen wir etwas darüber?«
    »Ist dir vielleicht etwas zu Ohren gekommen?«, fragte Marian.
    »Wissen wir irgendetwas darüber, worum es in diesem Match in Wirklichkeit geht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Man braucht doch nur an die dritte Partie zu denken«, sagte Josef. »Als das ganze Tamtam seinen Höhepunkt erreichte.«
    »War das die Partie, die in dem Tischtennisraum ausgetragen wurde?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Findest du es nicht seltsam, dass eine Partie in einem Weltmeisterschaftsduell hinter verschlossenen Türen gespielt wird? Hat diese Partie überhaupt stattgefunden?«
    »Wie meinst du das? Sie wurde doch in die Halle übertragen, Tausende haben das gesehen.«
    »Aber wo waren Spasski und Fischer? Hat jemand sie gesehen? Vielleicht wurden ja irgendwelche Aufnahmen von den beiden am Schachbrett zusammengeschnitten und dazu irgendwelche Hände, die die Figuren nach vorher abgesprochenen Zügen bewegten? Hast du vielleicht Bilder von dieser Partie gesehen? An die kommt nämlich niemand ran. Sind Fischer und Spasski an diesem Tag überhaupt in der Halle gewesen?«
    »Es war die erste Partie, die Bobby Fischer gewonnen hat«, sagte Marian.
    »Wurde ihm der Sieg

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