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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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half Marian ins Boot. Kurze Zeit später tuckerten sie in der angenehmen Morgenbrise hinaus aufs Meer. Die Sonne stand bereits hoch über dem Úlfarsfell im Nordosten. Marian hatte vorne im Bug Platz genommen. Josef musste sich im Steuerhaus bücken und steuerte an den langen Schären entlang in Richtung Westen auf die Faxaflói-Bucht hinaus, wo sein Bruder die Netze ausgelegt hatte. Die wollte Josef kontrollieren, hatte er gesagt, und es sei nicht schlecht, das mit etwas anderem zu verbinden. Als er den Motor drosselte, legte sich der Wind plötzlich. Einige erwartungsvoll kreischende Möwen schwebten in geringer Höhe über ihnen. Für einen Augenblick tauchte der glänzende Kopf eines Seehunds aus dem Meer auf, der aber gleich wieder verschwand.
    »Weshalb hast du mir das nicht am Telefon sagen können?«, fragte Marian. »Und was meinst du eigentlich damit, dass man auf einer Seefahrt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könne. Was ist los, Josef?«
    Josef nahm seine Schiffermütze ab und kratzte sich am Kopf, sah mit zugekniffenen Augen in Richtung Sonne und setzte die Mütze wieder auf.
    »Ich hatte dir Kaffee versprochen.«
    Er ging ins Steuerhaus und kehrte mit einer Thermoskanne mit zwei aufgeschraubten Bechern zurück. Er reichte Marian den einen, zog dann eine rote Packung mit Feigenkeksen aus der Tasche. Er öffnete die Packung und bot Marian einen Keks an. Bei Kaffee und Feigenkeksen genoss er es, an diesem frühen Sommermorgen auf See zu sein.
    »Wie steht es um deine Lungen, hat sich die Tuberkulose noch einmal gemeldet?«
    »Nein. Du fragst immer dasselbe. Die ist seit Langem verschwunden und kommt nicht wieder. Und selbst wenn sie wiederkäme, heutzutage gibt es Medikamente dagegen.«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Josef, der sich Marians Verstimmung wegen dieser seltsamen Seefahrt nicht zu Herzen nahm. »Dein erster Fall – war das nicht die Frau auf dem Unnarstígur?«
    »Ja, das war die Frau auf dem Unnarstígur«, sagte Marian. »Aber es war die ganze Zeit dein Fall. Ich arbeitete damals im Archiv und habe ihn nur aus dem Hintergrund mitverfolgt.«
    »Wir haben den Fall gemeinsam gelöst, und zwar mit Bravour.«
    »Das war nicht allzu schwierig«, sagte Marian. »Der Ehemann hatte sie erdrosselt. Er hatte versucht, die Tat seinem Nachbarn anzuhängen, weil der etwas mit seiner Frau hatte. Es war der erste Mord innerhalb von vier Jahren. Wieso fährst du so weit hinaus?«
    Josef nahm sich einen weiteren Feigenkeks, nippte an dem heißen Kaffee und blickte zurück nach Reykjavík, der Stadt am blauen Sund, die immer noch sanft schlummerte.
    »Ich weiß, dass du das, was ich dir zu sagen habe, für dich behalten wirst. Es gibt da gewisse Telefonanschlüsse in Reykjavík und möglicherweise auch andernorts, die regelmäßig abgehört werden.«
    »Und was ist daran so besonders?«, entgegnete Marian. »Wenn wir Kriminelle abhören müssen, lassen wir uns das genehmigen.«
    »Ja, das weiß ich natürlich. Hier handelt es sich aber um Abhörmaßnahmen ganz anderer Art.«
    »Und welche?«
    »Politische«, sagte Josef.
    »Politische?«
    »Ich weiß seit einiger Zeit davon, aber ich weiß nicht genau, wer dafür zuständig ist und wer die Genehmigungen dazu erteilt. Zumeist dreht es sich um die amerikanische Basis in Keflavík, um mögliche Proteste und Sabotageakte von linken Gruppierungen und so etwas. Wie gesagt, politische Lauschangriffe. Soweit ich weiß, werden die schon seit geraumer Zeit durchgeführt. Einige führende Köpfe bei den Linken werden abgehört, aber auch bei den Rechten. Wer genau davon betroffen ist, weiß ich nicht, denn ich habe nie irgendwelche Listen gesehen. Das, was ich dir jetzt sage, ist natürlich hochbrisant und muss streng geheim gehalten werden. Ich bin ehrlich gesagt der Meinung, dass solche Abhöraktionen bald der Geschichte angehören werden und dass man alles, was damit zusammenhängt, hierzulande irgendwann vernichten wird.«
    »Ist unser Land nicht viel zu klein für solche Lauschangriffe?«, fragte Marian verblüfft. »Hier kennt doch jeder jeden und weiß genau Bescheid, mit was sich die anderen abgeben.«
    »Irgendjemand hält das aber für nötig. Vielleicht hat es etwas mit Sicherheitsfragen zu tun, das kann ich nicht einschätzen. Gewisse Personen werden aus politischen Gründen überwacht, und diese Überwachung kann unter Umständen sehr umfassend sein. Deswegen wäre es unvorsichtig gewesen, am Telefon über etwas anderes als Seehasen zu

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