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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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traten und schlugen zwei Personen aufeinander ein. Bei dem Mann handelte es sich um einen blassen Kerl in kurzen schwarzen Hosen. Er hatte einen Irokesen-Haarschnitt. Die rabenschwarzen Haare der Frau waren zu einem Zopf zusammengebunden. Sie trug ein bauchfreies Tanktop und mit einem Drachenemblem verzierte Shorts. Sie war bedeutend kleiner als der Irokese, quirliger und schneller. Er kassierte eine Kaskade von Hieben gegen den Kopf und Kniekicks auf die kurze Rippe und suchte in den Seilen Schutz. Im nächsten Moment stand die Kleine mit gestrecktem Bein vor ihm und stemmte ihm die Hacke unters Kinn.
    »Das war’s dann, Gregor«, rief sie, balancierte auf dem Fußballen und wartete ab, bis der Mongole neben Tjark spielerisch ein Handtuch in den Ring warf und sagte: »Du solltest auf Muay Thai umsatteln, Ceylan.«
    Sie nahm den Fuß runter und winkte ab, während der Irokese den Kopf schüttelte und sich mehrfach räusperte. Offenbar hatte sie ihm den Kehlkopf gequetscht.
    »Mit der sollte man sich nicht anlegen«, sagte der Mongole zu Tjark.
    Tjark sog mit einem Schnorcheln etwas Milchshake durch den Strohhalm. »Hatte ich nicht vor«, antwortete er und wischte sich über den Mund.
    Ceylan kam an den Ringrand. Kleine Schweißperlen glänzten auf ihrem drahtigen Körper, dessen Brust sich schnell hob und senkte. »Was machst du denn hier?«
    »Mich vor dir warnen lassen«, sagte Tjark und hielt den Pappbecher hoch. »Schluck Milchshake?«
    Ceylan schüttelte den Kopf. Sie zwängte sich durch die Absperrung, sprang vom Podest und bedeutete Tjark mit einer Kopfbewegung, ihr zu folgen. Sie stoppte an einer mit diversen »Fight Night«-Plakaten beklebten Tür, die zu den Umkleidekabinen führte, und streckte Tjark die Hände entgegen – eine stumme Aufforderung, ihr die Handschuhe zu öffnen. »Ich habe Urlaub. Also komm mir bloß nicht mit irgendwelchem Kram.«
    »Ich habe gehört«, sagte Tjark und riss mit der freien Hand die Klettverschlüsse auf, »du bist mit deinen ›Bad Coyotes‹ ein gutes Stück vorangekommen.«
    Ceylan nickte und zog mit einem Ruck die Hände aus den Handschuhen, um sich als Nächstes die Schienbeinschoner auszuziehen. »So ein Cowboy hat den Präsidenten des Clubs von seinem Bike geschossen. Das hat etwas Schwung in die Sache gebracht.«
    Tjark schmunzelte. »Und der V-Mann?«
    »Hatte uns verarscht.« Sie warf die Schoner achtlos in die Ecke. »Musst du eigentlich immer recht haben?«
    Tjark sog den Rest Milchshake aus dem Becher und zuckte mit den Achseln. »Ist so ein verdammter Fluch.«
    »Dein Spinnensinn?«
    »Mein Spinnensinn.«
    »Und wie läuft es an der Küste? Berndtsen hat dir die Zügel wieder aus der Hand genommen?«
    »Hat er.« Tjark sah zur Seite. Der Irokese verließ den Ring, trank etwas aus einer Mineralwasserflasche, die ihm der Mongole reichte, und rieb sich immer noch den Hals. Ceylan musste ihn ordentlich erwischt haben.
    »Gregor«, erklärte sie und deutete in die Richtung des Irokesen. »Er wollte aus Spaß mal eine Runde drehen.«
    »Sieht aus, als wäre aus Spaß Ernst geworden.«
    »Der kann das ab. Er hat ein ziemlich großes Mundwerk und mich ein paarmal angemacht: Hey, Bitch, und so weiter. Jetzt weiß er, wo er steht.«
    »Vielleicht hatte er das nur als Kompliment gemeint und sich ungeschickt ausgedrückt.«
    Ceylan lachte laut. »Das hat er in der Tat.«
    »Seit wann stellst du dich wegen einer Anmache an?«
    »Es kommt immer auf das Gegenüber an«, antwortete sie mit einem gespielten Augenaufschlag.
    Tjark wurde gleichzeitig kalt und heiß, und seine Ohren glühten.
    »Weswegen kreuzt du hier auf?«
    »Also«, sagte Tjark und rieb das Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger, »wegen dieser Sache an der Küste …«
    »Die Antwort ist: Nein.«
    »Darf ich erst mal erklären …«
    Ceylan machte eine abwehrende Geste und sammelte ihre Sachen ein. »Vergiss es. Ich habe Urlaub. Hast du eine Ahnung, wie viele Überstunden ich schiebe?«
    »Ich nahm an, ich hätte etwas gut bei dir. Aber ich habe mich wohl vertan.«
    »Na super.« Ceylan trat mit der Hacke auf dem Hallenboden auf. »Jetzt kommst du auf die Tour. Das ist nicht fair, Tjark Wolf.«
    »Ich habe nie behauptet, dass ich fair bin.«
    Ceylan betrachtete ihn eine Weile. Dann presste sie die Lippen aufeinander, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: »Worum geht’s?«
    Tjark erklärte es ihr.
    Ceylan schwieg. Dann sagte sie: »Das meinst du nicht im Ernst.«
    Tjark sah sie an und

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