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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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auf den Backenzähnen. »Hauke. Worauf läuft das hinaus?«
    »Was läuft worauf hinaus?«
    »Du kannst uns nicht so vor die Wand fahren lassen.«
    »Ich fahre euch nicht vor die Wand.«
    Tjark legte den Kopf schief wie ein Boxer, der sein Gegenüber taxiert. »Wenn das an dieser persönlichen Sache zwischen uns liegen sollte …«
    »Persönliche Sache?« Berndtsen spie die Worte aus. »Ich sage dir, was eine persönliche Sache ist, Tjark! Du kannst mir persönlich danken, dass du überhaupt aktiv sein darfst!«
    Tjark verdrehte die Augen.
    Berndtsen fummelte aus der Tasche seines Sakkos ein Handy. Es gelang ihm nicht beim ersten Versuch. Dann streckte er Tjark das Telefon hin. »Ruf doch diesen Staatsanwalt Dr. Verhoeven selbst an und erzähl ihm, dass du Durchsuchungsbeschlüsse haben willst sowie sein Autogramm unter einer Vorladung – und dann lass dich auch gleich zum Landgericht durchstellen!«
    Tjark musterte verständnislos das Handy.
    »Dr. Verhoeven und der zuständige Richter«, keifte Hauke weiter, »sind zusammen mit Mommsen in irgendeinem dieser Wirtschaftsclubs Mitglied, und die hacken sich gegenseitig kein Auge aus.«
    Tjark erinnerte sich. Mommsen hatte so etwas erwähnt und von hohen Spendensummen gesprochen. Natürlich konnten weder ein Staatsanwalt noch ein Richter wegen solcher Verbindungen das Recht biegen oder beugen oder die Augen verschließen, und sicher würde das auch niemand tun – zuletzt Dr. Verhoeven, dessen Weg nach oben makellos sein musste. Aber offenbar konnte Verhoeven durchaus Hauke Berndtsen anrufen und darum bitten, seine Leute in Werlesiel mögen doch den Ball etwas flachhalten und den ehrbaren Bürger Knut Mommsen nur dann bedrängen, wenn sie etwas in der Hand hatten.
    »Dieser Mommsen hat sich an so ziemlich allen relevanten Stellen über euch beschwert«, sagte Berndtsen, »und dann kommt ihr an und wollt dessen Brauerei auf den Kopf stellen, Mensch, vergiss es! Abgesehen davon, Tjark«, Berndtsen wedelte mit dem Handy, als sei es eine Kasperlepatsche, »brauchen wir Tatverdächtige, Verhaftungen, Indizien – die machen mir Druck!«
    Tjark lächelte milde. »Was hast du erwartet, Hauke?«
    Berndtsen antwortete mit einem bitterbösen Blick und steckte sein Telefon wieder weg. »Wenn ihr mehr habt«, sagte er dabei und presste die Lippen zusammen, »können wir mehr durchsetzen. Vorher nicht.«
    »Okay«, sagte Fred und stieß die Luft aus.
    Berndtsen nickte einmal kurz. Dann hastete er mit großen Schritten aus dem Raum.
    Tjark sagte zu Fred: »Wir brauchen endlich etwas Greifbares. Ich will wissen, was Mommsen und die Politiker aushecken und weswegen sie mauern. Und ich will einen Beleg dafür, dass Vikki bei Mommsen war.«
    »Was willst du machen?«
    Nachdem Tjark es ihm erklärt hatte, wischte sich Fred über die Stirn, legte sie anschließend in Falten und sah zum Fenster hinaus. »Ich halte das für gefährlichen Aktionismus.«
    »Seit wann kennst du solche Worte?«
    »Seit ich dich kenne.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Nach etwa einer Minute antwortete Fred: »Nein.«
    Tjark sah auf die Uhr. Es gab noch etwas Dringendes zu erledigen, bevor er und Fred wieder nach Werlesiel fuhren. Außerdem brauchte er eine Zigarette. Dringend.

51
    Der Laden nannte sich Tigerkralle und lag im Westen zwischen Fachmärkten und Industriebrachen in einer ehemaligen Fahrradfabrik. Über dem Eingang hing ein Schild mit dem Logo, auf dem sich links eine Pranke und rechts ein stilisierter Bruce Lee befand. Drinnen roch es nach einer Mischung aus Schweiß, Putzmittel und muffiger Sportkleidung, die von Ventilatoren unter der Decke verquirlt und gleichmäßig in jede Ecke verteilt wurde.
    Das Studio befand sich im dritten Stock. Durch einige Fenster, die fast bis zum Boden reichten, hatte man eine fabelhafte Aussicht auf die Stadt. An den Wänden hingen große Spiegel, vor denen junge Männer mit beachtlich definierten Oberkörpern Sandsäcke mit Fäusten und Füßen traktierten. Das Klatschen der Hiebe auf die Kunststoffbezüge sowie Keuch- und Schnauflaute erfüllten den hallenartigen Raum, dessen Zentrum ein Boxring mit knallroten Absperrseilen bildete.
    Tjark ging darauf zu, ohne sich um die Blicke zu kümmern, die ihn als Fremdkörper in Lederjacke markierten, und schlürfte lautstark am Vanilleshake vom Drive-in. Er stellte sich neben einen mongolisch aussehenden Hünen mit bandagierten Händen, der ihn ausdruckslos ansah und sich dann wieder dem Geschehen im Ring zuwandte. Dort

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