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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Speichel stammt?«
    »Wir haben die DNA . Faktisch könnten wir das, wenn …«
    »Hast du Zugriff auf die Daten von Vikki Rickmers?« Die Haarproben und weiteres Material waren hier analysiert worden.
    »Habe ich.« Unaufgefordert loggte sie sich in der Datenbank ein, verglich einige Diagramme und sagte schließlich nach einer Weile: »Der Speichel stammt von Vikki Rickmers.«
    Tjark zog die Stirn kraus und starrte wie durch Fee hindurch. Eine unverwechselbare Spur, bewusst plaziert. Vorhanden, aber doch nicht sichtbar – so wie Vikki selbst. Der Hinweis bedeutete, dass sie noch lebte. Der Briefkopf mochte darstellen, wo. Beides zusammen war eine offene Herausforderung, die sagte: Noch kannst du es schaffen, Superbulle. Und Tjark glaubte zu wissen, bei wem es sich um den anonymen Tippgeber handelte. Er hatte recht damit gehabt, dass der Täter ein Spiel mit der Polizei aufnehmen wollte, kaum dass er sich wieder etwas sicherer fühlte. Dazu kam, dass er wusste, wer Tjark war, wo er in Werlesiel wohnte und welches Auto er fuhr. Der Schweinehund, dachte Tjark, war in unmittelbarer Reichweite gewesen. Zum Greifen nah. Das Brennen und Stechen wurde stärker.
    »Könnt ihr herausfinden«, fragte Tjark und räusperte sich, »wie alt die Probe ist?«
    Fee musterte Tjark. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er hob abwehrend die Hand. »Könnt ihr das herausfinden?«, wiederholte er.
    »Ja. Wir müssen dazu andere Untersuchungen vornehmen, aber es lässt sich natürlich sagen, ob sich Bakterien in dem Speichel …«
    »Mach das und ruf mich an«, sagte Tjark. Ihm war schwindelig. Dann verließ er die Rechtsmedizin und ignorierte die besorgten Blicke, die Fee ihm hinterherwarf.

50
    Die Soko hatte unter Hauke Berndtsens Leitung ganze Arbeit geleistet. Das musste Tjark respektieren und anerkennen. Berndtsen stand gerade vor einer Leinwand. Auf gespenstische Art und Weise wurde sein Gesicht zur Hälfte von dem Beamer mit einem Bild angestrahlt, das den Schädel eines skelettierten Opfers zeigte. Tjark musste an Harvey Dent denken – besser bekannt als Harvey Two-Face, den verbrecherischen Bezirksstaatsanwalt aus »Batman«. Dents eine Gesichtshälfte war zerstört. Die andere Hälfte war bestechend attraktiv. In ihm kämpften Gut und Böse, und wenn Dent Entscheidungen treffen musste, warf er eine Münze.
    Tjark fragte sich, wie der Killer seine Entscheidungen traf. Warum schlug er an manchen Tagen zu, warum an anderen nicht? Warum lagen manchmal mehrere Monate zwischen den Taten, warum manchmal nicht? Der Kerl wollte, dass Tjark wusste: Vikki lebt. Die Geste eines Superschurken, der annahm, in Tjark einen ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben. Kompletter Irrsinn, aber so waren einige gestrickt – ob sie nun Doc Octopus, Viktor von Doom, Magneto, Peter Kürten oder Charles Manson hießen. Man wurde sie einfach nicht los. Manchmal glaubte Tjark, dass die Natur solche Scheißkerle wie Moskitos, Mittelohrentzündungen und Blinde Fliegen eben einfach so vorgesehen hatte. Die bösen Dinge musste es geben, damit die guten messbar waren.
    Alle drei Opfer waren mittlerweile identifiziert – neben Anna Novák waren es tatsächlich Olga Chzmielek und Valerie Köster. Sie stammten aus der Gegend um Wilhelmshaven, waren dort ihren Geschäften nachgegangen und hatten über den örtlichen Internetdienst für sich geworben. Die Kollegen hatten sich bei Befragungen die Hacken wund gelaufen und am Ende einige denkbare Tatverdächtige eingekreist. Darunter waren zwei Fahrer mit Waffenbesitzerlaubnis, die bei Speditionsunternehmen für Kurierdienste arbeiteten, ein Büchsenmacher sowie drei weitere Personen, über die Berndtsen gerade sprach. Es war beim LKA eine VICLAS -Anfrage beauftragt worden, um festzustellen, ob es anderswo in Deutschland ähnlich gelagerte Fälle gab. Ergebnisse lagen noch nicht vor, aber es wurde mit aller Kraft daran gearbeitet, dass sich das schnell änderte und endlich Verhaftungen vorgenommen werden konnten.
    Berndtsen fuhr in seinem Bericht fort: »Wir haben eine Einschätzung von der Operativen Fallanalyse vom LKA in Hannover erbeten. Es spricht vieles dafür, dass es sich um einen Täter mit sadistischen Phantasien handelt – eine narzisstische Persönlichkeit ohne jede Empathie, bei der gewalttätige Vordelikte mit sexueller Komponente wahrscheinlich sind. Was seine Komfortzone angeht, gehen wir davon, dass er wie viele Serienvergewaltiger in einem gewissen Radius um seinen Ankerpunkt herum aktiv ist. In

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