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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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dass es sich bei allen Opfern um Frauenleichen handelte – und dass der Mörder seinen Privatfriedhof nicht erst seit gestern unterhielt.
    Berndtsens Stimme schepperte aus den Lautsprechern und erklärte gerade genauer, warum Tjark die Kommission nicht leiten dürfe, dass er überhaupt von Glück reden könne, nicht suspendiert worden zu sein, da ein Verfahren gegen ihn anhängig sei. Bla, bla, bla. Tjark nahm Dr. Verhoevens abschätzigen Blick zur Kenntnis und nickte leicht, um zu bestätigen, dass Berndtsen keinen Quatsch redete. Aber Verhoeven wirkte, als interessiere ihn das nicht sonderlich. Der Mann, dachte Tjark, hatte seinen eigenen Plan. Er schien begriffen zu haben, dass ein Fall wie dieser die erste oder letzte große Chance war, um seinen Hintern ein paar Stuhlreihen nach vorne zu bewegen. Verhoeven war Mitte vierzig und saß noch immer in einer Provinzstaatsanwaltschaft, obwohl alles an ihm nach Expansion rief. Sein Anzug sah teuer aus. Die Fingernägel waren manikürt und die Zähne gebleicht. Er trug eine teure Uhr und einen Ehering aus Platin. Der Frau, der das Gegenstück gehörte, würde er sicher einiges bieten müssen.
    Tjark sah wieder auf das Handy. Eine weitere SMS war eingegangen, aber sie stammte weder von Fee noch von Fred oder Femke. Sie war von Sabine, seiner Ex-Frau. Er zögerte einen Augenblick. Dann öffnete er sie.
    Ich habe mit Papa gesprochen. Warum musste ich es so erfahren? Bitte ruf mich an!
    Papa. Sie nannte seinen Vater immer noch Papa. Woher nahm sie sich das Recht? Warum hatte sie überhaupt mit ihm geredet? Und wie kam sie auf die Idee, dass Tjark es ihr hätte erzählen müssen? Natürlich hätte er es irgendwann getan. Aber er hätte gerne selbst über den Zeitpunkt entschieden und nicht Sabine wieder einmal Tatsachen schaffen lassen, mit denen er dann umzugehen hatte. Wie dem auch sei: Sabine wusste jetzt Bescheid, Papa hatte die Diagnose ausgepackt. Das war nicht überraschend. Er trug das Herz auf der Zunge, und er hatte immer gut mit Sabine gekonnt. Er hatte Tjark gesagt, dass er ein Dummkopf sei, wenn er sie gehen lasse, und bloß abgewinkt, als Tjark an die In-flagranti-Situation mit ihrem Trainer erinnert hatte. »Frag dich mal, warum sie mit dem gevögelt hat«, war sein einziger Kommentar gewesen. Aber Tjark stellte sich nicht gerne Fragen, schon gar nicht über dieses Thema. Er hörte Verhoeven weiterreden, während er eine Antwort an Sabine tippte, um sie nach der Hälfte wieder zu löschen und das Handy wegzustecken.
    »Tjark Wolf hat den Fundort entdeckt«, sagte Verhoeven zu Berndtsen, »und ich kann nichts schlecht daran finden, wie die Suchaktion bislang abgewickelt worden ist und welche Ergebnisse sie erbracht hat. Im Gegenteil.«
    »Sie verstehen offenbar nicht, was ich eben zu erklären versucht habe«, antwortete Berndtsen.
    Verhoeven redete einfach weiter. »Der Fall wird Wellen schlagen. Es ist perfekt, wenn die Kommission von einem Mann geleitet wird, der Erfahrungen mit den Medien hat und ein bekannter Bestsellerautor ist. Einen prominenten Fall sollten wir prominent behandeln, wenn wir schon die Möglichkeit dazu haben.«
    »Ich wiederhole mich ungern: Die Reputation …«
    »Sie reden über eine interne Ermittlung gegen Wolf, die öffentlich nicht bekannt ist. Abgesehen davon gibt es noch kein Verfahren, soweit ich weiß. Na, und kommen Sie, Berndtsen: Wie oft muss man sich mit solchen Sachen rumschlagen, und wie stehen meist die Chancen, dass solche Anzeigen tatsächlich Folgen haben?«
    »Die Chancen stehen in diesem Fall sehr gut. Und die ganze Sache könnte noch öffentlich werden. Die Medien werden herausfinden, dass der große Tjark Wolf Dreck an den Hacken hat, oder irgendjemand gibt der Presse einen Tipp. Ihre Idee wird sich als Bumerang erweisen.«
    »Das lassen Sie bitte mich selbst entscheiden.«
    »Dann entscheiden Sie gleich mit, einen anderen Kommissionsleiter einzusetzen.«
    Verhoeven lächelte. »Zum Beispiel Sie?«
    Berndtsen schwieg eine Zeitlang. Dann sagte er: »Natürlich leistet meine Abteilung sehr gerne jede erdenkliche Hilfestellung, und ich sehe kein Problem darin, die Ermittlungen zu koordinieren.«
    »Ich denke, Sie sind nicht zuständig?«
    »Sie wollen bürokratische Fragen doch unterordnen.«
    »Das sagte ich.«
    »Wer nicht zuständig ist, ist jedenfalls Tjark Wolf.«
    »Meine Güte!« Verhoeven schlug mit den flachen Händen auf die Tischplatte. Sein Teebecher klirrte auf der Untertasse. »Gut.« Der Staatsanwalt

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