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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Femke fort, »soll dort in engerem Kontakt mit zwei männlichen Personen, insbesondere aber mit einer gesehen worden sein.« Femke erklärte, um wen es sich handelte.
    »Wie viele Besucher zählt das Matjesfest?«, fragte Tjark.
    »Tausende. Aber am Hafen gibt es zwei Webcams. Außerdem hat das Wittmunder Echo, das auch die Vermisstenanzeige gebracht hat, eine Online-Galerie vom Fest auf seiner Homepage. Möglicherweise kann uns das weiterhelfen.«
    Tjark und Fred wechselten einen Blick. »Gut«, sagte Tjark. »Kümmerst du dich darum, Fred, sobald du Zeit hast?«
    Er nickte.
    Tjark wendete sich an Femke: »Beim Staatsanwalt werde ich einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus von Fokko Broer beantragen. Wir werden ihn zu einigen Vernehmungen vorladen. Können wir eure Büros nutzen?«
    »Kein Problem«, sagte Femke, deren Hände immer noch in den Achselhöhlen vergraben waren. Sie wollte sagen, dass Fokko doch schon bereitwillig Rede und Antwort gestanden sowie die Spurensicherung ohne Zögern in sein Haus gelassen hatte. Aber sie beschloss, zu schweigen.
    »Danke.« Tjark lächelte. Dann berührte er Femke an der Schulter und sagte: »Ich muss jetzt wirklich los.« Damit ging er dicht an Femke vorbei und hinterließ den Hauch einer Duftwolke aus kaltem Zigarettenrauch und Aftershave.
    Freds Handy piepte erneut. Er wischte sich wieder die Hände an der Hose ab und sah nach, von wem die SMS stammte, und schnaubte.
    Femke fragte: »Schlechte Nachrichten?«
    »Privat«, erklärte Fred und ließ das Telefon verschwinden, ohne eine Antwort zu tippen. »Wir bauen gerade. Das Dach wird gedeckt. Sie haben zu wenig Material geliefert. Es handelt sich um lackierte Pfannen, die kannst du nicht im Baustoffhandel nachkaufen. Die fehlenden Paletten sind erst in zwei Wochen da. So lange bleibt ein Loch im Dach, was den Innenausbau verzögert.«
    »Hm.« Femke verzog den Mund. »Dumm gelaufen.«
    »Meine Frau tobt.«
    Femke senkte den Blick und musterte die Berliner-Packung. »Kann ich dich was fragen?«
    »Sicher.« Er nahm sich noch ein drittes Backteilchen. »Die sind echt lecker.«
    Femke lächelte. Dann sah sie wieder auf. »Ich habe gestern gehört, dass ein internes Verfahren gegen Tjark läuft. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber …«
    Fred schnitt ihr das Wort ab. »Wer hat das denn rumerzählt?«
    »Jemand.«
    »Okay, es ist kein Geheimnis. Es geht in zwei Fällen um ungerechtfertigte Gewaltanwendung und Körperverletzung bei Verhaftungen. Als Tjarks Partner hänge ich mit drin. Du weißt sicher, wie schnell man solche Beschwerden am Hals hat?« Er ließ die Frage wie eine Feststellung klingen.
    Femke kannte das. Rabiate Autofahrer, Betrunkene, aufgeregte Personen oder impulsive Charaktere drohten einem schnell, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlten, was sie oft taten. Sie deckten einen mit Schimpfworten ein, drohten Tätlichkeiten an und legten auch mal Beschwerden ein und erstatteten Anzeigen. Etwas anderes war es allerdings, wenn tatsächlich interne Ermittlungen aufgenommen worden waren.
    Fred schien ihr Zögern zu bemerken. »Die Leute haben sich bei Verhaftungen zur Wehr gesetzt«, erklärte er, »und im falschen Moment auf die falschen Knöpfe gedrückt. Sie sind deswegen etwas härter angefasst worden, und blöderweise ist unser Abteilungsleiter kein Fan von Tjark, und blöderweise gibt es ein rechtsmedizinisches Gutachten, das die Gewaltanwendung belegt: Die betreffenden Personen sind sofort mit ihrem Anwalt zur Gewaltopferambulanz in der Rechtsmedizin gefahren und dort einer Ärztin in die Arme gelaufen, die ebenfalls ein Problem mit Tjark hat. Einige dieser Typen haben Videos gedreht – Snuff-Zeug, Fetischpornos, in denen es um Pseudoertrinken geht. Da standen viele Kameras rum, als wir den Laden hochgenommen haben. Eine lief.« Fred stopfte sich den Rest vom Berliner rein. »Es ist immer schlecht, wenn die Polizei bei der Arbeit gefilmt wird. Auch wenn das nicht als Beweismittel zulässig ist. Daraus dreht dir jeder Anwalt einen Strick.«
    Femke blickte auf ihre Schuhspitzen. Ein Abteilungsleiter, der etwas gegen Tjark hatte. Eine Rechtsmedizinerin ebenfalls. Das waren ziemlich viele blöde Dinge auf einmal, dachte sie, und ziemlich viele Personen, die Tjark nicht leiden konnten und ihm offenbar eins auswischen wollten. Wäre Fred kein Polizist gewesen, hätte sie ihm die Begründungen nicht abgekauft und als Ausreden verbucht. »Ihr wollt Fokko nicht nur vernehmen, sondern auch das Haus

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